Die Anlage kann unter anderem in Supermärkten zum Einsatz kommen. Foto: WHD

WHD entwickelt Gegensprechanlage. Erste Auslieferungen Ende Juni. Anfragen aus vielen Ländern.

Deißlingen - Die Corona-Krise als Chance nutzt das Unternehmen WHD mit Sitz in Deißlingen, das auf Audio-Lösungen spezialisiert ist. WHD hat ein System entwickelt, das die Kommunikation in Zeiten von Schutzscheiben verbessert. Die Anfragen und Bestellungen kommen aus der ganzen Welt.

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Schutzwände und -scheiben aus Acrylglas sind seit einigen Monaten allgegenwärtig: Sie prägen das Bild in Supermärkten, bei Friseuren, in Arztpraxen und in Pflegeheimen. Die Schutzscheiben sollen vor Ansteckung schützen - sorgen aber auf der anderen Seite oft für Kommunikationsprobleme und erschweren das Gespräch.

"Wir können immer eine Lösung aus dem Hut zaubern"

"Es war eine Anforderung vom Markt, hier eine Lösung zu entwickeln", erklärt Stefan Huber, Geschäftsführer von WHD in Deißlingen, die Idee hinter der neuen Gegensprechanlage "VoiceBridge". Das laut Huber "in Windeseile" entwickelte System besteht aus zwei flachen Sprechstellen-Boxen, die auf der Innen- und der Außenseite der Schutzscheibe mit einem speziellen Spiegel-Klebeband befestigt werden.

In jeder Box befinden sich je ein Mikrofon und ein Lautsprecher: So können Kunden und Personal trotz Abstand und Schutzscheibe verständlich miteinander kommunizieren.

Lösung in sehr vielen Bereichen benötigt

"Wir stellen ja alles her, was mit der Audio-Technik zu tun hat und sind bekannt dafür, dass wir immer eine Lösung aus dem Hut zaubern können", sagt Huber schmunzelnd. Am Anfang, berichtet er, habe man versucht, das Problem "mit Bordmitteln" zu lösen. "Schnell wurde klar, dass es ein neues System braucht, das vollautomatisch läuft", erklärt Huber. Um den Bedarf zu ermitteln, sei man losgegangen und habe sich umgeschaut. Die Erkenntnis war: Zwar brauche man die Lösung nicht überall, aber in sehr vielen Bereichen.

"Und dann musste alles ganz schnell passieren", schildert Huber. Die Entwicklungsabteilung war gefordert, eine hygienische, kontaktlose, vollautomatische und preislich erschwingliche Lösung zu erarbeiten. "Wir haben vor vier Wochen angefangen und werden Ende Juni die ersten Geräte ausliefern. Es ist schon extrem sportlich", stellt der Geschäftsführer fest.

Anfragen aus der ganzen Welt

Mittlerweile habe WHD viele Bestellungen und Anfragen aus der ganzen Welt. "Es ist ein Thema, das aktuell im Fokus ist. Und wir haben ein großes Netzwerk, sodass Interessenten auf uns zukommen können", erklärt Huber. Unter anderem in den USA, in Spanien, Italien, Österreich und in der Schweiz hat man Interesse an "VoiceBridge".

Die Inbetriebnahme der Anlage, erklärt das Unternehmen, ist einfach: Die beiden Kästchen werden mit Klebeband angebracht, mit den mitgelieferten Kabeln verbunden, und der Netzstecker wird in die Steckdose gesteckt. "Da kann man eigentlich nichts falsch machen", meint Huber. Da die Sprechanlage autonom und nicht über WLAN oder Bluetooth in bestehende Systeme eingebunden ist, gibt es auch keine Bedenken in Sachen Datenschutz.

Keine Tasten berühren

Auch hygienische Überlegungen haben beim Entwicklungsprozess eine große Rolle gespielt. So wird die Sprechstelle über Infrarotsensoren aktiviert, sobald sich eine Person dem Kassenbereich oder dem Empfangstresen nähert. "Es war klar, dass heute keiner irgendwelche Tasten berühren will", sagt Huber. Die einzige Taste ist dafür da, dass das Personal das System ein- und ausschalten oder die Mikrofone stummschalten kann. In die Anlage mit integriert sind Systeme der Geräuschunterdrückung und der Echokompensation.

Supermärkte, Apotheken und Seniorenheime signalisieren Interesse

In welchen Bereichen wird die Anlage künftig zum Einsatz kommen? Die Bandbreite ist laut WHD-Chef Huber groß. "Anfragen haben wir von Möbelketten, aus dem Supermarktbereich, von Seniorenheimen und Apotheken", nennt er einige Beispiele. Die Bestellungen, betont Huber, beruhen derzeit auf Vertrauen.

"Es ist kein normales Projekt, sondern eines, das der Krise geschuldet ist. Wir können deshalb nicht alle mit Mustern bestücken", erklärt er. Davon, dass die Qualität trotz der schnellen Entwicklungsphase stimmt, ist der Geschäftsführer überzeugt. "Wir haben sehr viele Versuche gemacht", erklärt er. Huber ist auch sicher, dass die Technologie Zukunft hat - auch über die Corona-Krise hinaus.