Erklären, hinterfragen und machen: Hans Joachim Lippus blickt im Landgasthaus Wiesental auf wichtige Zukunftsprojekte der kleinsten Gemeinde im Zollernalbkreis. Der 62-Jährige ist an diesem Sonntag der einzige Bewerber bei der Bürgermeisterwahl. Er verspricht weiter "100 Prozent Einsatz". Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Dautmerger Bürgermeister listet bei Bürgergespräch vor der Wahl am Sonntag wichtige Zukunftsprojekte auf

Dautmergen. Am Ende wird Hans Joachim Lippus ganz ernst, und gleichzeitig macht er einen Scherz: "Gehen Sie am Sonntag bitte zur Wahl – und bitte wählen Sie niemand anderen!" Damit hat er am Dienstagabend beim Bürgergespräch im Landgasthaus Wiesental in Dautmergen die Sympathien endgültig auf seiner Seite. Der 62-Jährige erhält Beifall, es wird gelacht. Lippus bestellt sich erst einmal ein Getränk.

Rund eine Stunde lang hat er davor darüber gesprochen, was er als ehrenamtlicher Bürgermeister in den vergangenen acht Jahren geleistet hat und warum er dieses Amt gerne weitere acht Jahre ausüben will. An diesem Sonntag sind die Dautmerger zur Wahl aufgerufen. Lippus ist der einzige Kandidat in der kleinsten Gemeinde im Zollernalbkreis. Er verspricht weiter "100 Prozent Einsatz" – auch wenn seine Frau angesichts des Engagements ihres Mannes nicht immer glücklich sei.

Lippus ist voll motiviert. Von Amts- oder Politikmüdigkeit keine Spur. "Ich fühle mich wohl als Bürgermeister von Dautmergen", sagt er. Er ist ein Dorf-Schultes fast wie aus dem Bilderbuch: authentisch, zupackend und offen. "Wenn mein Auto vor dem Rathaus steht, dann bin ich da, dann kommen Sie doch einfach rein", sagt er. Rund 30 Leute sind zu der Veranstaltung ins "Wiesental" gekommen, das ist ein ansehnlicher Teil der Wähler. Lippus kennt jeden mit Namen. In Dautmergen, das wird auch deutlich, kennt er jeden Quadratmeter, jeden Stein, jeden Baum.

Seine Bilanz kann sich nach seiner ersten Amtszeit sehen lassen. "Es geht voran", hat er als Überschrift auf den Flyer drucken lassen, den er in der vergangenen Woche verteilt hat. Dafür, dass in Dautmergen vieles angepackt und in zukunftsweisende Bahnen gelenkt wurde, sagt Lippus bescheiden, sei indes nicht er allein verantwortlich: Das sei nur gemeinsam mit dem Gemeinderat, zusammen mit den Dautmergern insgesamt möglich gewesen. Sein Rückblick ist zugleich ein Hohelied auf die seiner Meinung nach vorbildliche Gemeinschaft in dem 430-Seelen-Dorf.

Vieles sei seit 2011 erreicht worden: Etwa der Umbau des Rathauses zu einem modernen, für alle Bürger offenen Gebäude. Oder der Umbau des ehemaligen Bankgebäudes zum neuen Jugendhaus. Oder die Renaturierung der Schlichem.

Ein wichtiges Thema, in vielen Facetten: die Finanzen. Die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED sei vollzogen worden– mit der Folge, dass die Gemeinde ihre Stromkosten deutlich senken konnte. Die Wasserleitungen seien gerichtet und die Verluste deutlich reduziert worden. Dautmergen habe, so Lippus, in den vergangenen Jahren neue Einwohner dazugewonnen – das gibt mehr Geld über die Zuweisungen. Die Gemeinde habe Schulden abbauen können und stehe heute solide da. Das sagen, das hören Schwaben gern.

Zu tun gibt es weiter jede Menge. Ein wichtiges Projekt ist laut Lippus die innerörtliche Entwicklung. Leerstehende, ungenutzte Gebäude und Grundstücke sollen reaktiviert werden, statt Bauland auf der "grünen Wiese" erschließen zu müssen. Ein Beispiel dafür ist laut Lippus das Rössle-Areal: Der Abriss des dortigen Gebäudes stehe unmittelbar bevor, die Fläche soll "baureif" für die Schaffung neuen Wohnraums gemacht werden. Derzeit sei man auf der Suche nach einem Bauträger, die Gemeinde selbst könne das nicht stemmen. Dass das nicht einfach wird, weiß Lippus: Die Baupreise seien in Dautmergen so hoch wie in Balingen, die zu erwartenden Mieten sind es nicht.

Ebenfalls ein brennendes Thema: der Hochwasserschutz. Dautmergen ist Mitglied im Schutzverband Schlichem. Allerdings dürfe man nicht nur den Hauptfluss im Blick haben: Auch von den Schlichem-Zuflüssen gehe für Dautmergen eine Gefahr aus. Die neuralgischen Stellen im Ort – der Durchfluss unterhalb der Nepomuk-Brücke und der "Hohle Graben" – müssten aufgeweitet werden, so Lippus.

Nach rund einer Stunde des "Monologs", wie es Lippus selbst nennt, ruft er die Dautmerger dazu auf, Anregungen und Ideen zu liefern, die ihnen wichtigen Themen zu benennen. Es meldet sich erst einmal niemand. "Alles gut", sagt eine Frau. Naja, fast: Die schlechten Mobilfunk- und die lahmen Internetverbindungen werden genannt. "Oje, ja", sagt Lippus. Ein Dauerthema im ländlichen Raum, ein Dauerthema auch in Dautmergen, das aufgrund seiner topgrafischen Lage im Tal besonders blöd dran ist. In Sachen Mobilfunk seien Bestrebungen seitens der Telekom im Gange, sagt Lippus; der ideale Standort wäre weiterhin auf dem Kapf nahe Täbingen, diesen habe indes eine Bürgerinitiative bisher verhindert. Besserung, was die Internetverbindungen angeht, verspricht sich Lippus davon, dass der Vertrag mit Netcom als Netzbetreiber gekündigt sei: Künftig werde die Zollernalb-Data, eine Tochter der Balinger Stadtwerke, hoffentlich für schnellere Leitungen sorgen.

Noch einmal ruft Lippus die Dautmerger dazu auf, am Sonntag ihre Stimme abzugeben. Eine hohe Wahlbeteiligung sei nicht nur für ihn ein persönlicher Ansporn und eine Bestätigung der bisherigen Arbeit, sondern könne auch ein wichtiges Signal nach außen sein: Dafür, dass der Ort hinter seinem Bürgermeister steht, wenn dieser die Dautmerger Interessen etwa im Gemeindeverwaltungsverband vertritt. Selbstbewusst solle das kleine, aber feine Dautmergen auftreten und sich nach außen präsentieren. Selbstbewusst – ganz wie der Bürgermeister, wie Hans Joachim Lippus selbst.