Anneliese Emminger an der Orgel der katholischen Kirche in Dauchingen: Eine 77-jährige Ära geht jetzt zu Ende. Foto: Preuß Foto: Schwarzwälder Bote

Pfarrgemeinde: Anneliese Emminger als Organistin feierlich verabschiedet

Dauchingen. Die Kirchenmusik ist Lebenselixier für Anneliese Emminger. Für die rührige Organistin wurde das Spielen an der Orgel zum Lebensinhalt. Jetzt wurde die 92-jährige Musikerin nach 77 Jahren an der Kirchenorgel in Dauchingen verabschiedet.

Die Liebe zur Musik wurde ihr in die Wiege gelegt, denn ihre Mutter Cäcilia spielte schon die Orgel in der katholischen Kirche in Dauchingen. So begleitete "Tante Anneliese", so wird sie liebevoll von den Dauchingern genannt, da sie ja mehr als 30 Jahre als Kindergärtnerin tätig war, in ihren Kinderjahren ihre Mutter zu den Gottesdiensten.

Der Alltag der Familie Emminger richtete sich nach den Gottesdiensten. Das heißt, der Sonntag gehörte der Kirche. Die wichtigste Voraussetzung für das Musizieren auf der Orgel ist die Ausbildung am Klavier, und dies lernte Emminger schon im Alter von 14 Jahren bei Erich Stelse in Schwenningen. Bereits 1943 folgte ein Orgelkurs an der Klosterschule St. Ursula, nach der bestandenen Prüfung ließ sich Anneliese Emminger bei Bezirks-Kirchenmusiker Eduard Wassmer weiterbilden.

Als wär’s erst gestern gewesen erinnert sich die großherzige Organistin an ihre Prüfung in der Villinger Klosterkirche St. Ursula. Es war die Zeit, als es einfach nichts gab, und so fehlten ihr die geeigneten Schuhe zum Spielen der Fußpedale. Ihre damalige Musiklehrerin lieh ihr die Schuhe, die nicht nur gut passten, sondern auch aus geflochtenem feinem Leder waren, von diesen schwärmt die Musikliebhaberin noch heute. Gleich nach ihrer Prüfung begleitete die noch junge Organistin zu Ostern den Dauchinger Kirchenchor.

Von 1943 bis 1949 war die musikalische Umrahmung der Gottesdienste in Dauchingen Gemeinschaftswerk von Mutter und Tochter. 1949 überließ Mutter Emminger die Orgel ihrer Tochter ausschließlich.

Das Pflichtbewusstsein und die Freude als Organistin für die Kirchengemeinde tätig zu sein und immer bereit zu sein und schon vor dem Glockenläuten an der Orgel zu sitzen, ist Tante Anneliese bis dato geblieben. Sicher war es gerade in ihren Jugendjahren nicht immer leicht dieser Verpflichtung nachzugehen, wenn die Freundinnen zum Tanz oder sonstigen Veranstaltungen gingen, so die Musikerin.

Sie erinnert sich an folgende Episode: Sie war auf dem Weg zur Kirche an einem Fastnachtssonntag, als gerade die Musiker aus dem Schwarzwälder Hof kamen, um sich für den Fasnetumzug in Schwenningen zu treffen, da sagte ein Musiker zur Organistin: "Anneliese du läufst immer in die falsche Richtung." Doch für Emminger selber war es die richtige Richtung.

Als sie 2003 zu ihrem Jubiläum für 60 Jahre Dienst vom damaligen Pfarrer Zielinski geehrt wurde, hob er in seiner Laudatio besonders die Jahrzehnte lange Treue und Zuverlässigkeit der Jubilarin hervor. Damals waren es mehr als 5000 Einsätze an der Orgel und seither sind 17 Jahre ins Land gegangen und die Zahl der Einsätze hat sich verdoppelt, denn 1964 übernahm Frau Emminger zusätzlich den Dienst an der Orgel in der evangelischen Jakobusgemeinde.

Auch den katholischen Christen hat sie das kirchliche Liedgut nähergebracht, denn in den vergangenen Jahrzehnten wechselten die Gottesdienstbücher. So löste das alte Magnifikat das erste Gotteslob ab und nun vor einigen Jahren das aufgearbeitete Gotteslob, das nun in allen Diözesen Deutschlands gilt. Mit dem Weggang von Pfarrer Alexander Schleicher hat Emminger nun den Entschluss gefasst, ihren Dienst an der Orgel nach 77 Jahren zu beenden. Neben ihrer Tätigkeit als Organistin bereicherte sie den katholischen Kirchenchor St. Cäcilia mit ihrer Alt-Stimme. Ebenso war sie in der politischen Gemeinde als Gemeinderätin mehr als 14 Jahre tätig, auch in den Pfarrgemeinderat hat sie sich viele Jahre eingebracht. Während des Dankgottesdienstes konnte Anneliese Emminger stehende, lang anhaltende Ovationen von den Kirchenbesuchern entgegen nehmen.