Bahnt sich da etwas an? Carina Dettinger spendiert in der Wartehalle Uwe Gläser das eigentlich für ihren Opa zubereitete Essen. Szenen wie diese spielen sich am Dauchinger Bahnhöfle ab. Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Die Musikkapelle versteht Alltägliches – das Reisen mit dem Zug – charmant zu verpacken

Szenen, die am Bahnsteig jeder schon einmal erlebt hat, aber auch Skurriles, präsentiert die Theatergruppe der Musikkapelle.

Dauchingen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag beschäftigte sich die Theatergruppe der Musikkapelle mit einem topaktuellen Thema und tauchte die Zuschauer in den Alltag einer kleinen Bahnhofswartehalle ein. In der bis auf den letzten Platz belegten Festhalle kam das Publikum live in den Genuss auf dem Dauchinger Bahnhöfle (DB) zu erleben, was sich alles ereignet, wenn ein Zug mit 50 Minuten Verspätung eintrifft. Zudem musste der Bahnhofsvorsteher die harte Hand des Abgeordneten der Bezirksdirektion fürchten, dessen klare Zielsetzung lautete, den Bahnhof wegen Unrentabilität zu schließen.

Fortan entwickelte sich ein heiteres und erfrischendes Schauspiel, in welchem die meisten der Zuschauer wohl das Gefühl beschlichen hat, so etwas schon einmal selbst erfahren zu haben. Denn Bahnhofgeschichten und Erlebnisse mit der Bahn, ihrer Pünktlichkeit und den Gründen, weshalb ein Zug nicht im Bahnhof eintrifft, liefern in der Regel immer reichlich Stoff für amüsante Geschichten, die zum Kopfschütteln oder Lachen animieren. Das Ganze geballt in zwei Stunden, dazu versetzt mit persönlichen Reisegründen der Fahrgäste ergab eine kompakte Handlung, welche die Akteure in begeisternder Weise umsetzten.

Szenen in denen die Zuschauer ihre Lachmuskeln strapazierten, reihten sich in Serie aneinander. Denn am Dauchinger Bahnhöfle trafen sich Reich und Arm, Jung und Alt, Routiniers und Novizen, Paare und solche, die es erst noch werden wollten.

So war es die Gesamtleistung von 15 Akteuren, die dafür sorgte, dass die Handlung zu keinem Zeitpunkt abriss. Problemlos hatten sich auch die Schauspiel-Debütanten Ramona Kleimann, Andrea Laqua, Dominik Wursthorn, Chiara Laqua, Carina Dettinger und Uwe Gläser in das Team integriert, so dass die Devise vom Start weg nur noch "Bahn frei" für das Weihnachtstheater lauten konnte.

In der Regie sorgten Marion Hock und Julia Fehrenbach dafür, dass die hervorragend in Szene gesetzte Handlung der Aufführung auch hinsichtlich der Rollenbesetzung stimmig wirkte. So erlebten die Zuschauer vielfach überspitzt dargestellte Alltagsszenen, die aufgrund der Lebendigkeit, mit der sie die Akteure darstellten, für reichlich Szenenapplaus sorgten. So war es Bahnhofsvorsteher Philipp Förg, der in seiner authentisch wirkenden Darstellung hinter dem Schalter immer wieder gefiel. Seine kleinen Auseinandersetzungen mit Kioskbesitzerin Melanie Speck, die nachhaltig versuchte, das Essangebot ihres Kiosks unter das Volk zu bringen oder der einem heftigen Ehestreit sehr nahe kommende Dialog zwischen Schauspiel-Urgestein Gerhard Ohnmacht und Andrea Laqua zogen das Publikum derart ins Geschehen hinein, als hätte es selbst daran teilgenommen.

Weitere Akteure, die für einen kurzweiligen Ausklang der Weihnachtsfeiertage sorgten, waren Alexander Förg, Michaela Schleicher, Tanja Gläser, Michael Issenmann, Markus Ohnmacht und Julia Fehrenbach. Die starke Besetzung eröffnet zudem für die Zukunft deutlich mehr Möglichkeiten bezüglich der Aufführung von neuen Theaterstücken.