Autorin ist Vorbild für die Entwicklung der Selbstständigkeit / Lob vom Bürgermeister / Kritik von Bernd Stähle

Von Stefan Preuß

Dauchingen. Die Schule in Dauchingen hat ab 1. Januar einen Namen: Astrid-Lindgren-Schule Dauchingen. Diesem Vorschlag des Kollegiums und des Elternbeirates stimmte der Rat bei zwei Enthaltungen zu.

Rektorin Ulla Böhm erläuterte dem Gremium, warum man diesen Namen favorisiere und wie sich gewissermaßen das intellektuelle Erbe der schwedischen Schriftstellerin im Schulalltag widerspiegeln soll. "Man darf Astrid Lindgren nicht nur auf Pippi Langstrumpf reduzieren", betonte die Pädagogin. Vielmehr habe die Trägerin des alternativen Nobelpreises schon früh das Recht jedes Kindes erkannt und anerkannt, mit größtem Respekt behandelt zu werden.

Erziehung ohne jede Gewalt sei die oberste Maxime der Schwedin gewesen. In Dauchingen hat man das Profil der Schule in den vergangenen Monaten geschärft, berichtete die Rektorin: "Die Vermittlung von Werten und die Entwicklung der Selbständigkeit stehen dabei an wichtiger Stelle", so Böhm. Der achtungsvolle, wertschätzende Umgang miteinander werde gepflegt und gefördert, in der täglichen Arbeit als auch in Projekten und den Arbeitsgemeinschaften. Auch sonst tue sich viel: Die Umgestaltung des Foyers zu einem gemütlichen Zentrum der Schule könne dank der Unterstützung durch die Gemeinde.

Die und die Förderung der Leselust laufe mit voller Kraft. Dazu zählt der Ausbau der Bücherei, das Vorlesekino und verschiedene Anregungen, die der Leseförderung dienen. Lesen und Verstehen als die Grundkompetenz schlechthin, um sich die Welt zu erschließen. Auch aus diesem Blickpunkt erscheint die Wahl einer Schriftstellerin als Namensgeberin zweckmäßig, zumal Astrid Lindgren "eine bewundernswerte Frau mit immer humanistischen Idealen" gewesen sei. "Für mich ist sie ein Vorbild", sagte die Rektorin. Dies auch, weil Lindgren bei aller Liebe Erziehung nie als "laissez-faire" verstanden, sondern immer auch Regeln und Normen als wichtig angesehen hat, etwa in der Tradition des britischen Reformpädagogen A.S. Neill, der freie Erziehung anstrebte, diese aber nicht frei von Erziehung.

Bernd Stähle konnte sich nicht damit anfreunden, dass die Schule nun einen Namen erhalten soll, weil dies ausweislich der Verwaltungsvorlage ja nur deshalb geschehe, weil das Schulgesetz dies vorsehe: "Das ist wieder so eine Vorschrift, die von oben vorgegeben wird, das akzeptiere ich nicht, das ist Bevormundung." Auch der Hinweis von Ulla Böhm, dass mitnichten eine Aufforderung kam, sondern es vielmehr "der Wunsch von uns ist, mit einem Namen unser Profil und unsere Überzeugungen zu verdeutlichen", stimmte ihn um. Günther Haffa enthielt sich ebenfalls der Stimme, er hätte lieber einen Namen aus der Pädagogik gehabt.

Bürgermeister Torben Dorn nutzte die Gelegenheit, der neuen Rektorin dafür zu danken, die Schule konzeptionell wieder aufs Gleis gestellt und eine Weiterentwicklung in Gang gesetzt zu haben, die wichtig für die Zukunftssicherung ist. Aus der Art und Weise seines Dankes konnte der eine oder andere durchaus Kritik an ihrer Vorgängerin, Interimsrektor Peter Singer ist hier außen vor, heraushören. Die Namensänderung wird zum 1. Januar 2015 wirksam. Derzeit gibt es bereits etwa 200 Astrid-Lindgren-Schulen in Deutschland, am nächsten liegende Grundschulen in Lörrach und Offenburg. Steffen Halder fand den Namen aus einem anderen Grund gut: "Damit können Grundschüler etwas anfangen."