Der Rauch ragte weiter über Kappel-Grafenhausen auf: Am Dienstgabend brannten mehrere Strohballen sowie 110 Ster Holz an den Ortsrändern von Grafenhausen. Foto: Maren Späth / Einsatz-Report24

Nicht zum ersten Mal geht die Polizei bei Bränden rund um Grafenhausen von Brandstiftung aus. Am Dienstag wurde die Feuerwehr gleich zu zwei Einsätzen gerufen.

Grafenhausen - Die Angst in Kappel-Grafenhausen vor einem Serien-Brandstifter wächst: Am Dienstagabend schreckten gleich zwei Feuer die Bürger der Doppelgemeinde auf.

Was ist am Dienstag passiert?

Die Feuerwehr Kappel-Grafenhausen ist am Dienstagabend gegen 21.15 Uhr zu einem Strohballen-Brand in der Nähe des Feuerwehrgerätehauses am Ortsrand von Grafenhausen Richtung Kappel gerufen worden. Noch bei der Anfahrt kam dann die Meldung eines zweiten Brands, berichtet Kommandant Timo Hilß. Laut der Polizei entstanden die beiden Brände nahezu zeitgleich. In der Luisenstraße, am Grafenhausener Ortsrand Richtung Kappel in der Nähe des Feuerwehrgerätehauses, wurden rund 25 Heuballen Raub der Flammen. Bei der Hildastraße verbrannten rund 110 Ster Brennholz.

Wie liefen die Löscharbeiten?

Kappel-Grafenhausen bekam Unterstützung von der Feuerwehr aus Rust. Insgesamt waren 50 bis 60 Feuerwehrleute mit acht Fahrzeugen im Einsatz. Besondere Aufmerksamkeit galt beim Heuballen-Brand der Tatsache, dass diese unter einer Hochspannungsleitung gelagert waren. Nach rund 3,5 Stunden, gegen 1.30 Uhr hatte die Feuerwehr die beiden Brände gelöscht. Die benutzten Geräte wieder einsatzbereit zu machen, dauerte zwei weitere Stunden.

Gab es Verletzte?

Ja, bei den Löscharbeiten am Dienstag wurde ein Feuerwehrmann wegen Kreislaufproblemen ins Krankenhaus eingeliefert.

Warum ist eine Serie wahrscheinlich?

"Es ist nicht auszuschließen, dass die Vorfälle mit zurückliegenden, ähnlich gelagerten Bränden im Raum Kappel-Grafenhausen in Verbindung stehen", erklärt die Polizei Offenburg zu dem Brand am Dienstag. Seit April 2021 sind schon mehrere Holzlager und Schuppen unerwartet rund um Kappel-Grafenhau}sen in Brand geraten. Eine Scheune in der Hildastraße stand dieses Jahr sogar schon zwei Mal in Flammen: im April und im Juli. In beiden Fällen ging die Polizei von Brandstiftung aus. Jüngst stand in der Nacht vom 12. auf den 13. August beim Kirchenfeld eine Scheune mit 100 Ster Brennholz in Flammen.

Wie gefährlich sind die Brände?

Kappel-Grafenhausens Bürgermeister Jochen Paleit schätzt die Lage im wahrsten Sinne des Wortes als "brandgefährlich" ein. Beim Brand am 12. August hatte die Feuerwehr mit extremer Trockenheit und einem extremen Funkenflug zu kämpfen, berichtet Kommandant Timo Hilß. Eine Ausbreitung auf den angrenzenden Ortsrands Grafenhausen habe man jedoch noch verhindern können. Zudem waren nicht alle Brände außerhalb des Ortes: Im April etwa hatte ein Schopf in der Kirchstraße Grafenhausen Feuer gefangen. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte drang bereits Rauch aus der ehemaligen Viehwaage auf dem Meierhof in Grafenhausen. Obwohl dieses Gebäude direkt an dem ehemaligen Feuerwehrgerätehaus angebaut ist, gelang es den Einsatzkräften ein Übergreifen des Feuers zu vermeiden.

Spitzt sich die Lage zu?

Es scheint, als würde der Täter nicht nur die Zeit zwischen den Brandstiftungen erhöhen. Er scheint auch immer dreister zu werden. "Die jüngsten Brände wurden noch bei Tageslicht, in der Dämmerung gelegt", betont Paleit.

Wie ist die Stimmung in Grafenhausen?

Bürgermeister Jochen Paleit war bei den beiden Bränden in der Nacht direkt vor Ort. "Wenn man da so diese beiden unübersehbaren Rauchsäulen über Grafenhausen sieht, wird man nachdenklich, bekommt Angst", schildert er seine Gefühle bei der Anfahrt zu den Brandorten.

Wie sehr setzt den Feuerwehrleuten die Dauerbereitschaft zu?

Die ständige Einsatzbereitschaft und Möglichkeit von Bränden bringt die Kameraden an die Belastungsgrenze, schildert Paleit. Diesen Eindruck bestätigt auch Kommandant Hilß: "Es wirkt sich bis in den privaten Bereich aus. Die vorherigen Brände waren meist am Wochenende. Man fragt sich dann bei jedem Start im Wochenende: Kommt wieder was? Das geht auf Dauer an die Substanz", schildert er. Umso mehr dankt Paleit den Feuerwehrleuten, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit stehen. "Ich stehe mit der Polizei in Kontakt und werde informiert. Ich habe die Hoffnung auf baldige Ermittlungserfolge", erklärte Paleit der LZ.

Was können die Bürger tun?

Aufpassen. "Die Zeit der Unbekümmertheit ist vorbei. Ich bitte die Bevölkerung die Augen wirklich offen zu halten", erklärt Paleit. Eine Bitte, der sich Hilß anschließt. Beide bitten Personen, die etwas gesehen oder bemerkt haben, sich unter Telefon 0781/21 28 20 an die Polizei zu wenden.

Serie von 2019

Schon einmal war es in der Nähe von Kappel-Grafenhausen zu einer Scheunenbrandserie gekommen. Von Mai bis Juli 2019 steckte ein damals 20-Jähriger insgesamt acht Scheunen rund um Herbolzheim in Brand. Er war damals zunächst zu zweieinhalb Jahren Haft und dann im Berufungsprozess zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden.