Viele Jubelpaare waren zum Dankgottesdienst gekommen, der unter Corona-Sicherheitsmaßnahmen stattfand.Fotos: Baiker Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Von der Kraft, Krisen zu meistern und zusammenzuhalten: Was Ehejubilare und Kirche verbindet

Zu einem Dankgottesdienst hatte die Seelsorgeeinheit "Horb – miteinander unterwegs" Ehejubilare in die Stiftskirche Heilig Kreuz in Horb eingeladen. Pfarrer Elmar Maria Morein zelebrierte den Gottesdienst.

Horb. "Ich grüße alle Ehepaare, die in diesem Jahr ein besonderes Ehejubiläum feiern dürfen, sehr herzlich", leitete Morein den Gottesdienst ein. Wegen Corona gab es nach dem Gottesdienst keinen Stehempfang. Dafür bekam jedes Jubelpaar eine kleine Aufmerksamkeit: zwei Fläschchen Sekt und Orangensaft, damit die Jubelpaare nach dem Gottesdienst zuhause anstoßen können.

In seiner Predigt sprach Morein über das Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx. Normalerweise sei es in der Welt üblich, dass jemand seinen Rücktritt erkläre und gehe. Da biete Kardinal Marx seinen Rücktritt an, und der Papst reagiere nicht nach menschlichen Maßstäben. "Er belässt Marx weiterhin im Amt und bittet ihn: ›Mach weiter so. Setz dich weiterhin für die auch geistliche Erneuerung der Kirche ein‹."

Morein zitierte aus einem Schreiben von Papst Franziskus: "Die Vogel-Strauß-Politik hilft nicht weiter. Die Krise muss angenommen und gestaltet werden. Das ist der einzig fruchtbringende Weg."

Morein sagte: "Nur, wer sich der Krise stellt, übernimmt Verantwortung." Hierbei gelte es nicht einfach nur Ideen zu diskutieren. Die konkrete Wirklichkeit müsse angenommen und gestaltet werden. Jeder Bischof müsse sich fragen: "Was muss ich angesichts dieser Katastrophe tun – und zwar ohne dass ich die Untersuchungen abwarte, auch ohne dass ich auf das Prestige der Kirche achte, was viel zu lange getan wurde", so Morein, der seine Gedanken zusammenfassend mit dem Sinnspruch "Kneifen gilt nicht" umschrieb.

An die Jubelpaare gewandt, stellt Morein fest: Dies gelte auch für sie. Kneifen gelte auch hier nicht. "Die Kirche erwartet von Ihnen alle doch auch, dass sie beieinander bleiben und die Krisen miteinander gestalten. Und all dies haben sie doch auch immer wieder in all den Jahrzehnten, die sie beieinander sind, getan. Ihre Liebe in der Weise zu buchstabieren ist bestimmt nicht einfach gewesen. Aber durchhalten und zueinander stehen ist eine Voraussetzung dafür gewesen, eine gute Zeit miteinander nicht nur erlebt zu haben, sondern ihre Ehe immer wieder positiv und gewinnbringend zu gestalten. Darauf kommt es doch an: Zu schauen, was schief lief und sich zu fragen, wie es geändert und so gestaltet werden kann, dass daraus etwas Gutes wird."

In den Fürbitten wurde Gott gebeten, dass die Ehepaare auch in den Wirren des Alltags bestehen können, dass sie immer wieder eine gegenseitige Wertschätzung erfahren.

Von Pfarrer Morein war zu erfahren, dass er die Dankgottesdienste für Ehejubilare 2007, als er das Amt des Pfarrers in Horb übernahm, eingeführt hat. Nur der Ort wechselt jedes Jahr innerhalb der Seelsorgeeinheit.