Michael Kasper (li.) und Thomas Plehwe leiten den Dallas-Fanclub Stuttgart. Die 50 Zentimeter hohen und vergoldeten Ölbohrtürme der Ewings gibt es ab 500 Euro im Fanartikel-Shop des Clubs. Foto: StN

In Stuttgart gibt es den einzigen Dallas-Fanclub. Er will die Southfork Ranch nachbauen.

Stuttgart - Vor 30 Jahren lief im deutschen Fernsehen die erste "Dallas"-Folge. Der Dallas-Fanclub Stuttgart feiert das mit einem Barbecue am 2. Juli. Irgendwann will er die Ranch aus der Serie nachbauen.

Manche Männer geben zu, dass sie weinen. Thomas Plehwe (44) ist so einer. Der Präsident des Dallas-Fanclubs Stuttgart weint zum Beispiel immer dann, wenn er seine Lieblingsfolge „Schwanengesang“ anschaut. In dieser Episode stirbt Bobby Ewing (Patrick Duffy), der Bruder der Hauptfigur John Ross "J. R.“ Ewing Jr. (Larry Hagman), nach einem Unfall im Krankenhaus.

Nur vermeintlich, aber das ahnt zu dem Zeitpunkt keiner. Weil die Quoten ohne Bobby in den Keller fallen, erklären die "Dallas"-Macher die Ereignisse der neunten Staffel zum Traumgeschehen - und Bobby kehrt zurück. „Als man den Pfeifton hört, und Bobbys Herz still steht, sind mir die Tränen heruntergerollt“, sagt Plehwe. „Die Folge hatte Überlänge“, fügt er hinzu und „Bobby war fast genau so wichtig wie J.R.“

Für "Dallas" wurde sogar das Fußballtraining abgebrochen

Thomas Plehwe liebt „Dallas“. Im April 1978 kommt die Serie ins amerikanische Fernsehen, in Deutschland strahlt die ARD am 30. Juni 1981 die erste Folge aus. Von der ersten Episode an kleben er und seine Freunde dienstagabends vor dem Fernseher. Fast alle hätten die amerikanische Seifenoper angeguckt, und sei es nur deshalb gewesen, um am nächsten Tag mitreden zu können.

Als Studenten treffen sie sich zum Frühstück, um die Wiederholungen am Vormittag zu verfolgen. „Eine solche Serie war für Deutschland etwas völlig Neues“, erinnert Plehwe sich. Das Cliffhänger-Prinzip habe wunderbar funktioniert. „Wir waren immer total heiß auf die nächste Folge.“

Doch nicht nur die neue Art von Fernsehserie zieht die damals 14-Jährigen, die sogar das Fußballtraining für Dallas sauen lassen, in ihren Bann. „Die Serie war exzellent und hochkarätig besetzt. Die Haupt- wie die Nebenrollen“, sagt Michael Kasper (46), Vizepräsident des Clubs und drittes Mitglied. Auch die Handlung und die Filmqualität haben sie überzeugt. „Pro Folge waren zehn Drehtage angesetzt. Bei welcher Serie ist gibt es das heute noch?“

"Wir wollen den Dallas-Kult aufrecht erhalten"

1991 verkünden die Macher, dass in den USA die letzte Folge abgedreht worden sei. Nach 14 Staffeln und 357 Folgen. „Das war ein schreckliches Gefühl“, sagt Plehwe. An "Dallas" komme keine andere Serie ran. "'Unter der Sonne Kaliforniens' ist nur ein Ableger, der 'Denver-Clan' ist mir zu wirr und zu langweilig."

Das Ende von "Dallas" ist der Anfang des Fanclubs. In ihrer Stammkneipe im Stuttgarter Westen, wo sich Club-Mitglieder bis heute freitags zum Stammtisch treffen, beschließen Plehwe und sein Freund Sven Müller (44): „Wir wollen den Dallas-Kult aufrecht erhalten.“

Zu besonderen Anlässen werden die Stetson-Westernhüte aufgesetzt

Zu besonderen Anlässen werden die Stetson-Westernhüte aufgesetzt

 Gesagt, getan. Als die Serie im selben Jahr mit dem Schuss auf J.R. Ewing endet, kommt den Clubgründern eine Idee. Sie verkaufen T-Shirts mit der Aufschrift „J.R. Ewing lebt“ als Fanartikel. „Den Spruch haben wir uns schützen lassen“, sagt Plehwe. Die Fans lieben die T-Shirts, und allmählich wächst die Zahl der Club-Mitglieder. Das Internet tut sein Übriges.

Heute gehören dem Fanclub etwa 900 Mitglieder an. Aus aller Welt, denn nach eigenen Angaben ist der Stuttgarter Fanclub neben einem Verein in Österreich der einzige Dallas-Fanclub. Die Mitglieder aktualisieren ihre Internetseitewww.dallas-online.de mit den neuen Informationen rund um Dallas oder treffen sich zu gemeinsamen Veranstaltungen.

Nur zu besonderen Anlässen setzen Plehwe und Co. ihre Stetson-Westernhüte auf. Das Modell President ist J.R.'s Markenzeichen. Klar, dass fast jedes Clubmitglied einen Stetson besitzt. "Manche Menschen denken, dass wir uns ständig verkleiden." Plehwe schüttelt den Kopf. "Da kommt man sich doch komisch vor. Und außerdem, in "Dallas" läuft auch jeder normal gekleidet herum."

Hagman ist privat eine völlig andere Person

Larry Hagman schon mehrmals persönlich die Hand geschüttelt zu haben, das erzählt Plehwe dagegen voller Stolz. "Der ist privat lieb, nett und umgänglich. Das krasse Gegenteil seiner Rolle." Oder besser gesagt, fast: "Alkohol trinkt er privat wie in der Serie." Seit Hagman eine neue Leber hat, allerdings nicht mehr so exzessiv wie einst.

Michael Kasper hat die Treffen mit Hagman zwar verpasst, er besuchte allerdings schon die Southfork Ranch in Dallas, der Drehort der Serie. "Ich habe dort richtig zittrige Knie gehabt", sagt Kasper. Solche Emotionen machen einen wahren Fan aus.

Southfork Ranch als Museum in Süddeutschland

Ebenso wie die Idee, die seit einiger Zeit in den Köpfen der Club-Chefs kursieren. "Wir wollen irgendwo in Süddeutschland die Ranch nachbauen. Die Innenarchitektur soll so aussehen wie in der Serie", sagt Plehwe, fügt aber sofort hinzu: "Ja, das ist utopisch." Trotzdem hat er bereits einen Architekten kontaktiert. Eine erste grobe Schätzung zeigt, dass der Traum mindestens zwei Million Euro kosten würde. Der Traum bleibt also eine Utopie, "wenn wir nicht Sponsoren oder Investoren finden".  Von der nachgebauten Ranch soll übrigens jeder etwas haben. "Wir wollen das Projekt als Museum aufziehen. Denn "Dallas" ist präsent", sagt Plehwe.

Konkreter ist dafür die geplante Neuauflage von "Dallas". Der amerikanische Sender TNT verkündete, "Dallas" als Fortsetzung ins Fernsehen zu bringen, bei der sich die Söhne von J.R. und Bobby Ewing bekriegen. Plehwe und Kasper freuen sich, wenn auch zurückhaltend. "Die geplante Kinoverfilmung gibt es bis heute nicht", sagt Plehwe.

Jetzt freuen die Clubmitglieder sich erstmal auf das große Barbecue am 2. Juli im Heslacher Waldheim. Zusammen mit typisch amerikanischen Speisen und der Country-Band "Silverados" feiern sie 30 Jahre "Dallas" im deutschen Fernsehen und ihr 20-Jahr-Club-Bestehen. Auch Nicht-Mitglieder sind willkommen und zahlen 49 Euro Eintritt. Los geht's um 19 Uhr.