"Die kommen alle noch weg!" erklärt Birgit Graeff-Rau resolut das Abräumen des Dahliengartens. Foto: Gegenheimer

Der Dahliengarten bietet alljährlich eine wahre Blütenpracht in Bad Herrenalb. Kurz vor dem ersten Frost ist es aber mit der Herrlichkeit vorbei und die Blumen werden abgeräumt.

Bad Herrenalb - Auch für die schönste Blumenpracht ist die Zeit einmal um. Das Abräumen des Dahliengartens fand pünktlich am Samstag nach dem 3. Oktober statt – darin ist Birgit Graeff-Rau konsequent. Denn: "Wenn unerwartet ein früher Frost über die Pflanzen drübergeht, ist alles Matsch!" Und dann entsprechend schwieriger abzuräumen.

Mit der Gartenschere ist die Blumenfreundin daher seit dem frühen Vormittag zugange, wird später unterstützt Dorothea Müller. Mehr einsatzbereite Mitglieder hat der Arbeitskreis "Dahliengarten" der Interessengemeinschaft (IG) Gartenschau momentan leider nicht. Pflanze um Pflanze fallen die wasserfeuchten Stängel. "Im relativ regenreichen September", erklärt Graeff-Rau, "sind die Pflanzen alle nochmal durch die Decke gegangen". Das haben auch Bürger und Touristen bemerkt. Es gab keinen Tag in den vergangenen Wochen, an denen sich nicht Spaziergänger an der Blütenpracht erfreut haben, bewundernd durch die Reihen gegangen sind, Selfies schossen mit ihrer Lieblingsdahlie.

Ins Kraut geschossen

Jetzt ist die Pracht schon ein bisschen "ins Kraut geschossen", mancher hohe Stängel abgeknickt, manche Blütenfülle versiegt. "Nicht zu dicht über der Erde abschneiden!" weist Graeff-Rau Christa Sagawe ein, die zweite Vorsitzende der IG Gartenschau, die für eine halbe Stunde mithilft, "sonst findet man die Strünke später schlecht." Zehn bis 14 Tage bleiben diese noch in der Erde, dann werden die Wurzelstöcke ausgegraben: "Es wird spannend, was sich an Knollen entwickelt hat in einem so trockenen Sommer." Denn die Knollen sind wiederum eine Form der Weitervermehrung.

Jetzt aber landen Stängel um Stängel auf den hohen Haufen, Blüte um Blüte, ob rosa, weiß, zitronengelb oder dunkelrot, ob geflammt, gezackt, gezahnt, ob gefüllt oder mit einfachen Blütenblättern, ob fiedrig, mit oder ohne bewimperten Rand, ob hoch oder niedrig wachsend, anemonenblütig, in Ball- oder Pomponform – die Zahl der Formen und Farben der Dahliensorten ist so vielfältig wie die Adjektive, die sie beschreiben. Umso mehr als es sich ja um keine sortenreinen Pflanzen handelt, neue Varianten immer wieder überraschen.

Pflege rund ums Jahr

Dahlien brauchen quasi rund ums Jahr Pflege, erklärt Kennerin Graeff-Rau. Die ausgebuddelten Knollen müssen dunkel, kühl und frostfrei über den Winter gelagert werden. Derweil kann aus Samenständen Saatgut gewonnen werden – was in diesem Jahr leider wenig der Fall ist, denn nachtrocknen geht nicht. Gut, dass die beiden Dahlien-Gärtnerinnen noch private Gärten besitzen, aus denen auch in diesem Jahr Saatgut in den Kurpark wanderte: Anfang März daheim ausgesät, pikiert und vereinzelt, brauchten die zarten Nachwuchspflänzchen viel Sonne – aber möglichst noch unter Glas in einem Gewächshaus. Da sind Zeit und Platz gefragt. Ende April bis Anfang Mai, beschreibt Graeff-Rau weiter, habe sie mit tatkräftiger Unterstützung von Ehemann Reinhold Rau Kompost im Dahliengartenareal im Kurpark eingebracht und den Boden vorbereitet. Mitte Mai nach den Eisheiligen kamen die Jung-Zöglinge von Müller und Graeff-Rau samt Knollen vom Vorjahr in die Kurparkbeete. Unkraut jäten war mehrmals angesagt, wobei auch Inge Gabriel-Restle unterstützte.

Langer, trockener Sommer

Dann kam der lange, trockene Sommer. Die Pflanzen gediehen, erste Blüten gab es im Juli, aber: "Wir sind mit dem Gießen fast nicht mehr hinterhergekommen." Aus der Alb konnte bald kein Wasser mehr entnommen werden. Schließlich wurde ausnahmsweise Stadtwasser verwendet. "In homöopathischen Dosen", definiert Graeff-Rau den sparsamen Verbrauch, zu dem die Stadtwerke Steigrohr und Schlauch beisteuerten. Später, Richtung September, hieß es lediglich noch ein wenig nachschneiden, umso prächtiger blühten die Pflanzen nach. Bis jetzt.

Auch an diesem Samstag schauen die Spaziergänger neugierig vorbei: "Darf ich mir ein paar mitnehmen?" fragt Brigitte Kling und sucht sich erfreut ein paar Stängel aus ebenso wie Sebastian Graubner, der seinen Strauß bewundernd dreht: "Sie wirken einfach in der Vielfalt. Schade, dass die Saison um ist." In diesem Sinne: hoffentlich auf ein nächstes Dahlienjahr.