Vorgesehener Standort des Coworking Space – links neben der Ortsverwaltung – ist das Dachgeschoss des alten Kindergartens in Ettmannsweiler. Foto: Köncke

Arbeitsplätze mit technischen Geräten, einer Küchenecke und Sanitäranlagen können voraussichtlich ab Mai dieses Jahres in Ettmannsweiler gebucht werden. Das Projekt wurde im Simmersfelder Gemeinderat vorgestellt.

„Coworking Space“ (auf deutsch Zusammenarbeiten in einem Raum) nennt sich die offene Arbeitsform, die für Ettmannsweiler geplant ist. Nicht alle Kommunalpolitiker konnten damit in der jüngsten Sitzung etwas anfangen. Deshalb wurde Moritz Meinert von der haftungsbeschränkten „Gründerschiff UG“ online zugeschaltet. Jedoch konnten entfernt sitzende Räte und noch weiter hinten postierte Zuhörer nur Wortfetzen verstehen, weshalb sich Bürgermeister Jochen Stoll, der nur einen Schritt von der Leinwand entfernt war, als „Simultanübersetzer“ anbot und Kämmerin Regina Schwarz nebenan die wichtigsten Inhalte erläuterte.

Auf den Vorschlag, diesen Tagesordnungspunkt abzusetzen und in der nächsten Zusammenkunft des Gremiums zu behandeln, ließ sich der Initiator nicht ein, weil man möglichst bald starten möchte. Für die Planung und notwendigen Vorarbeiten ist der „gründerfreundliche Landkreis Calw“ tätig geworden. Simmersfeld hatte sich zum Mitmachen bereit erklärt und 7021 Euro bereitgestellt.

So sieht der Bürocontainer im Probebetrieb aus. Foto: Gründerschiff UG

Standort des Coworking Space soll das Dachgeschoss des alten Kindergartens in Ettmannsweiler sein. Zur Erprobung wird voraussichtlich Ende April auf dem Vorplatz ein mobiler Bürocontainer stehen. Im Kubus befinden sich vier Arbeitsplätze, ein PC, ein Internetanschluss, weitere technische Geräte, eine Kaffeeküche und eine Toilette.

Der Strom wird im Sommer durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt. Angefahren wird der Container auf einem Lastwagen. Die Arbeitsplätze – sie bieten sich unter anderem für Freiberufler, kleineren Start-ups und digitale „Nomaden“ an – können kurz- oder längerfristig gebucht werden. „Machen wir mit, sind wir nicht das Heck, sondern der Bug des Schiffes“ sinnierte Stoll. Will heißen: Simmersfeld wäre der erste Standort beim Aufbau eines Landkreisnetzes.

Brüstle zweifelt an Bedarf

In Zeiten von Corona habe es dafür einen Markt gegeben, meldete sich Gemeinderat Bernd Brüstle zu Wort. Ob das heute noch der Fall sei, „bin ich mir nicht so sicher“.

Ein Versprechen könne er natürlich nicht abgeben, sagte Meinert, er sei aber von der Idee überzeugt.

„Wir sollten es versuchen und ins kalte Wasser springen“, ermunterte der Rathauschef das Gremium.

Nach dem Probelauf müsste der Umzug ins Dachgeschoss des früheren Kindergartens nahtlos erfolgen, ist für Dieter Steeb sinnvoll und angebracht.

Vorlaufzeit erforderlich

Der ehemalige Kindergarten könnte zumindest wieder genutzt werden, sprach sich Werner Schwemmle für die Fortführung des Projekts aus. Herbert Roller hielt eine gewisse Vorlaufzeit für notwendig . „Wenn die Leute einen Tag vor der Eröffnung von dem Angebot erfahren, ist es zu spät“. Deshalb müsste früh in die Werbung eingestiegen werden. Für den Probebetrieb stellt die Gemeinde 12 400 Euro zur Verfügung und für die erforderlichen Umbaumaßnahmen im Dachgeschoss 77 400 Euro in Erwartung eines staatlichen Zuschusses in Höhe von rund 20 000 Euro.