Das Labor muss jetzt wohl doch rund 2000 Tets nachholen lassen. (Symbolbild) Foto: New Africa – stock.adobe.com

Skandal um Corona-Tests: Verhalten des Labors sei "wirklich inakzeptabel". Rund 2000 Proben betroffen.

Stuttgart/Ravensburg - Erst meldet ein Labor, dass Coronavirus-Proben nicht mehr verwertbar sein könnten. Dann gibt es Entwarnung. Behörden fordern aber zweite Tests. Eine Ärztin spricht von einem Skandal.

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Es bleibt dabei: Bis zu rund 2000 Menschen, deren Coronavirus-Tests in einem Ravensburger Labor untersucht werden sollten, sollen ein zweites Mal eine Probe abgeben. Das MVZ Labor Ravensburg hatte am Sonntag den Behörden mitgeteilt, dass rund 2000 Proben aus den Kreisen Tübingen, Biberach, Ravensburg und dem Bodenseekreis zum Teil nicht mehr verwertbar sein könnten. Am Montag gab die Einrichtung zwar Entwarnung und stellte klar: "Alle bei uns eingelieferten Proben werden wir schnellstmöglich untersuchen." Die Behörden blieben aber auch am Montag bei ihrer Aufforderung vom Vortag: Betroffene, die noch kein Ergebnis und weiter Symptome haben, sollen demnach ein zweites Mal zum Test.

Das Verhalten des Labors stiftete bei den Behörden Verwirrung. Kritisiert wurde die "unbefriedigende Kommunikation" des Labors.

Laut einem Sprecher des Gesundheitsministeriums waren am Sonntag "Hilferufe" aus den vier betroffenen Landratsämtern eingegangen. Die hätten Mitteilungen des privaten Labors erhalten, wonach Coronavirus-Proben von vergangener Woche wegen fehlender Chemikalien nicht rechtzeitig analysiert werden konnten und daher zum Teil nicht verwertbar seien. Die Behörden entschieden daher: Wer zwischen dem 14. und dem 18. März in den genannten Landkreisen eine Probe abgegeben, kein Ergebnis bekommen und zudem jetzt noch grippeähnliche Symptome und Fieber habe, soll sich bei seinem jeweiligen Gesundheitsamt melden, um einen weiteren Test zu veranlassen. Das Ravensburger Labor sei am Sonntag für das Ministerium nicht zu erreichen gewesen, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums.

"Immer mehr Anrufe von Bürgern"

Der Tübinger Landrat, Joachim Walter (CDU), sagte, man habe zuvor immer mehr Anrufe von Bürgern bekommen, die auf ihr Testergebnis warteten. Vom Labor sei man nur vertröstet worden, dass es etwas länger daure. Dass Tests nicht verwertbar sein könnten, habe man erst am Sonntag erfahren. Der Biberacher Landrat, Heiko Schmid (Freie Wähler), sagte: "Im Sinne einer offenen und guten Kommunikation hätte ich schon erwartet, dass wir rechtzeitig über die Probleme informiert werden."

Am Montag teilte das Labor mit, alle Proben seien verwertbar. "Wir stellen hierzu klar, dass das Probenmaterial, wie auch von uns mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) besprochen, aus medizinischer Sicht weiterhin die Durchführung von Tests zulässt." Proben von stationär behandelten Patienten sowie Proben von Risikopatienten seien schon zeitnah bearbeitet worden. Es stünden noch Proben von vergangenem Montag und Dienstag aus, die von Corona-Entnahmestellen oder ambulanten Einrichtungen eingesendet wurden. Man bedaure, "dass die betroffenen Patientinnen und Patienten ihr Testergebnis später erhalten, als dies bei vollständig funktionierenden Lieferketten möglich wäre." Das Labor hat demnach wieder die nötigen Chemikalien. Erneute Tests seien nicht nötig, sagte eine Sprecherin des Labors.

"Dieses Schreiben und diese Klarheit hätten wir gestern gern gehabt", kritisierte der Biberacher Landrat Schmid am Montag. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte: "Wir nehmen das mit großer Verwunderung zur Kenntnis." Das sei eine "unbefriedigende Kommunikation, die uns irritiert und erstaunt". Wenn die Betroffenen tatsächlich ihre ausstehenden Ergebnisse bekämen, sei das natürlich zu begrüßen. Trotzdem bleibe man bei der Linie vom Sonntag, wonach Betroffene mit Symptomen erneut zum Testen sollen. Im Zweifel bekämen sie das Ergebnis eben zweimal, sagte der Sprecher.

Verhalten des Labors sei "inakzeptabel"

"Wirklich inakzeptabel" sei das Verhalten des Labors, sagte die Notärztin Lisa Federle, die die Tübinger Teststelle federführend aufgebaut hatte. Dramatisch sei, dass unter den Getesteten Menschen aus dem Rettungsdienst, Ärzte und medizinisches Fachpersonal seien. Die habe man vorerst aus dem Verkehr ziehen müssen. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Infizierte nicht erkannt worden seien. "Unser Landkreis kann keine klare Prognose mehr abgeben", sagte Federle. "Und das ist ein Skandal." Das Labor könnte den Fehler zumindest zugeben, kritisierte sie. "Wir haben uns auf den Kopf gestellt, um die Verbreitung zu verhindern." Diese Arbeit werde nun zunichte gemacht. Neue Proben werde sie nicht mehr an das Ravensburger Labor schicken.

Der Tübinger Landrat Walter sagte, das Ravensburger Labor sei ihm sonst als sehr zuverlässig bekannt. "Allerdings: Was diesen Zeitraum angeht, ist unser Vertrauen sehr eingeschränkt", sagte er.