Ortsvorsteher Gerhard Fricker Foto: Archiv

Viele zählen ihn zur Gruppe der Querdenker. Schon heftige Diskussionen im Ortschaftsrat.

Im Jahr der Corona-Pandemie hat Riedböhringens Ortsvorsteher Gerhard Fricker seine eigene Sicht auf die Dinge.

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Blumberg-Riedböhringen - Viele zählen ihn zur Gruppe der Querdenker, er selbst will sich dazu als Ortsvorsteher nicht äußern. Als Ortsvorsteher setze er die Vorgaben um, sagt er, wenngleich viele wüssten, dass er privat eine andere Meinung habe. Im Ortschaftsrat gab es deshalb schon heftige Diskussionen.

Als die Querdenker am 29. August zu einer Demonstration nach Berlin aufriefen, fuhr auch Gerhard Fricker hin. Er wollte wissen, was vor Ort passiert, und was die Medien dann darüber berichten. Sein Eindruck: Die meisten Medien hätten sich fast nur auf die Rechtsradikalen konzentriert, aber über die große Anzahl friedlicher Demonstranten, über ihre Anliegen und ihre Kritik an der Corona-Politik sei kaum berichtet worden. Die Gefahr durch das Coronavirus sieht er persönlich ähnlich hoch wie die Gefahr durch das Grippe-Virus. Den Vorhalt, dass Betroffene nach einer Corona-Infektion zum Teil selbst Monate danach noch gravierende Beschwerden wie Atem- oder Sehstörungen hätten, was er in Riedböhringen, wo im April sogar eine Ausgangssperre verhängt wurde, hautnah erleben konnte, lässt er so nicht gelten. Mediziner würden sagen, wenn man eine richtige Grippe gehabt habe, brauche man auch ein Viertel- oder ein halbes Jahr, bis man wieder richtig fit sei. Die Zahl der Lungenentzündungen in Deutschland, so Fricker, sei gleich wie in anderen Jahren, "nur werden heute fast alle Fälle auf Corona als Ursache zurückgeführt und kaum auf die Grippe".

Im Ortschaftsrat erhält Fricker auch Gegenwind

Dass sich in Blumberg in den vergangenen drei Monaten die bestätigten Corona-Fälle vervierfacht haben, führt Fricker darauf zurück, dass die Testkapazität von Frühjahr bis jetzt verfünfzehnfacht worden sei.

Im Ortschaftsrat erhält Fricker auch Gegenwind. Sie hätten große Diskussionen im Ortschaftsrat geführt, schildert Jürgen Weißer. Corona könne man nicht mit einer Grippe vergleichen, das Virus sei definitiv vorhanden. Weißer wurde im März selbst von Corona befallen und habe jetzt noch Probleme im linken Brustbereich, wie er sagt. Thomas Meister, einer der beiden stellvertretenden Ortsvorsteher neben Mathias Merz, sieht den Ortsvorsteher dagegen nicht als Querdenker. Meister erlebt zwei Arten von Sichtweisen, die zahlenbasierte und die emotionale.

Von Jubilarbesuchen wird offiziell abgeraten. In Riedböhringen teilten sich der Ortsvorsteher und seine Stellvertreter die Besuche der mehr als 80-Jährigen auf, gaben die Geschenke an der Haustüre ab. Ortsvorsteher Gerhard Fricker gab jetzt auch Weihnachtsgeschenke an der Haustüre ab, ohne eine Schutzmaske zu tragen. Gegen ein Virus von gerade einmal rund 130 Nanometern würden auch keine eineinhalb Meter Abstand helfen, und damit auch keine Maske, begründet er. Wenn er bei guten Bekannten oder Freunden anschließend ins Haus gebeten werde, folge er der Einladung: als Privatmensch und nicht als Ortsvorsteher.

Seit 2014 Ortsvorsteher

Gerhard Fricker ist seit der Kommunalwahl 2014 Ortsvorsteher von Riedböhringen. Nach der Kommunalwahl 2019 wurde er vom Ortschaftsrat wiedergewählt. Querdenker ist eigentlich ein Begriff, der auf den Riedböhringer Ortsvorsteher durchaus passt. In seinem Heimatort hat er schon mehrfach Verantwortung übernommen. In mehreren Funktionen, etwa als früherer Vorsitzender des VfL Riedböhringen, als Vorsitzender des MGV "Frohsinn" Riedböhringen oder auch als Ortsvorsteher versuchte er, mit der Vereins- oder Dorfgemeinschaft eigene Wege zu gehen, zuletzt mit einem erfolgreichen Crowdfunding für die Co-Finanzierung des neuen Abenteuer-Spielplatzes im Ort.