Eine Lockerung, die Freude bringt: Einige Bewohner eines Wohnbereichs sitzen beim traditionellen Anstoßen mit Maibowle am Maifeiertag zusammen. Im Fürstlich Fürstenbergischen Altenpflegeheim in Hüfingen sind über 90 Prozent der Bewohner gegen Corona geimpft, teilt der Leiter Markus Komp mit. Foto: FF Altenpflegeheim

Mit Blick auf die hohe Impfquote in den Heimen will die Bundesregierung die Kontaktbeschränkungen dort deutlich lockern, die Besuche und Gruppenaktivitäten sollen künftig erleichtert werden. Doch wie bewerten die Verantwortlichen auf der Baar diesen Plan? Ist die Umsetzung bei ihnen im Haus so einfach möglich?

Bräunlingen/Hüfingen - Die Impfquote in den Alten- und Pflegeheimen ist hoch. Auch die Bewohner der Einrichtungen auf der Baar sind durchgeimpft. Ausnahme ist die Mediclin-Seniorenresidenz, wo der Termin der zweiten Impfung wegen einer Corona-Infektion kurzfristig abgesagt werden musste. Während sich die Mitarbeiter ihren Schutz noch im Kreisimpfzentrum abholen konnten, müssen sich die Bewohner einige Zeit gedulden, bis wieder ein Impfteam zu ihnen kommt.

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Bianca Braunersreuther, Leiterin des Seniorenzentrums in Bräunlingen, steht dem politischen Vorhaben positiv entgegen, wie sie auf Nachfrage berichtet: "Ich finde, dass der Kontakt zu Angehörigen für unsere Bewohner das Allerwichtigste ist, soziale Kontakte im Allgemeinen." Durch den guten Ablauf bei den Impfungen gegen das Coronavirus sei nun mehr Sicherheit für die ältere Generation gegeben. Das wiederum sei die Basis dafür, um wieder ein Stück weit Normalität in das Seniorenzentrum zu bringen.

Die Impfung aller Bewohner ist Teil der Lösung für die Regierung

Voraussetzung für die Lockerungen in Alten- und Pflegeheimen ist der Bundesregierung zufolge, dass die einrichtungsbezogene Zweitimpfung der Bewohner zwei Wochen Bestand haben muss. Eine Differenzierung zwischen geimpften und ungeimpften Bewohnern solle es nicht geben. Braunersreuther wäre laut eigener Aussage froh, "wenn es für alle mehr Lockerungen geben könnte".

Denn für alle Bewohner würde sich die Leiterin freuen, wenn sie endlich wieder rauskommen. "Seit gefühlt einem Jahr sind alle nur in der Einrichtung, vielleicht gab es mal einen Arztbesuch, aber mehr nicht", sagt sie. Schön sei es, "wenn unsere Bewohner auch mal ihre Familie zuhause besuchen oder ein Eis essen können".

Besuche, so Bianca Braunersreuther, haben im Bräunlinger Seniorenzentrum zwar immer stattgefunden – mit den Tests vorab sei das auch stets gut gelaufen. "Was aber schade ist: Wir haben ganz viele Ehrenamtliche, die bei uns im Haus normalerweise verschiedene Aktivitäten anbieten, die momentan wegfallen. Die Cafeteria, in der die Bewohner mal einen Kaffee trinken und mit den Ehrenamtlichen ins Gespräch kommen, ist auch völlig zum Erliegen gekommen."

Für Singen und Gymnastik ist es momentan zu früh

Im Moment dürfen die Bewohner ihr zufolge nur von den internen Betreuungskräften aktiviert werden. Solche kleineren Dinge und Freuden des Alltags wieder in die Einrichtungen zurückzubringen, dafür spricht sich Braunersreuther aus. Dennoch sieht sie es auf der anderen Seite weiterhin nicht in Sichtweite, größere Gruppenaktivitäten wie beispielsweise Gymnastik oder Singen jetzt wieder aufzunehmen.

Den notwendigen Schutz haben die Bewohner des Fürstlich Fürstenbergischen Altenpflegeheims in Hüfingen bereits: Dort sind alle Bewohner seit dem 4. Februar gegen Corona geimpft. Dass in den Alten- und Pflegeheimen gelockert werden und damit zumindest etwas Normalität einkehren soll, findet Leiter Markus Komp im Grundsatz gut, wie er sagt: "Bundesweit wird das auch Zeit, dass man so langsam wieder an Lockerungen denkt und gewisse Möglichkeiten eruiert."

Nichtsdestotrotz müsse man auch bei der hohen Impfquote in diesem Bereich "mit Bedacht und Vorsicht agieren". In ganz Deutschland gehen laut Komp die Fallzahlen runter, die Impfungen gleichzeitig voran. Aber genauso sei es Fakt, dass die Inzidenz im Schwarzwald-Baar-Kreis hoch ist. Er spricht von einem Virus, das nach wie vor die Gefahr ausstrahlt, Einzug zu halten. Und davon, dass es jetzt fahrlässig wäre, "auf den letzten Metern den Kredit zu verspielen" – trotz aller Freude über Lockerungen.

Ohne Zweifel zählt Markus Komp zum Team Vorsicht. Er möchte strikt verhindern, dass Corona doch noch in das Fürstlich Fürstenbergische Altenpflegeheim eindringt. Bis heute gab es dort keinen Positivbefund. "Die Bewohner werden besucht, aber ich bin noch nicht soweit, die Besuchszeiten zu lockern. Wenn etwas passiert, kommt es höchstwahrscheinlich von außen.

Deshalb sage ich auch meinen Mitarbeitern, dass sie privat höchst vorsichtig sein sollen", schildert Komp. "Die Pandemie ist noch nicht überstanden, und ich möchte diese ohne Viruseintrag überstehen", fügt er an. Der Leiter sei regelmäßig mit den Angehörigen der Bewohner im Austausch. Diese würden einerseits um Informationen bitten, andererseits aber auch viel Verständnis für seine Vorsicht aufbringen.

Gelockert wird im Hüfinger Altenpflegeheim mit Fingerspitzengefühl. Wie Markus Komp berichtet, essen die Bewohner seit einiger Zeit wieder zusammen in den Gemeinschaftsbereichen. Darüber hinaus finden auch Gruppenaktivitäten statt.

Die Wohnbereiche werden in Hüfingen nicht gemischt

"Wir vermischen nicht alle fünf Wohnbereiche miteinander, sondern bleiben innerhalb eines jeden", erklärt Komp. Vieles sei schon wieder möglich, zum Beispiel Gottesdienste, welche seit Februar im wöchentlichen Wechsel pro Wohnbereich durchgeführt werden. Dass Lockerungen bald auch gesamteinheitlich möglich sind, da ist Komp durchaus zuversichtlich. "Wir wünschen uns alle ein Stück weit Normalität, aber wollen das Schritt für Schritt machen", sagt er.

Anfang März waren im Fürstlich Fürstenbergischen Altenpflegeheim rund 40 Prozent der Mitarbeiter geimpft. Seitdem habe sich die Bereitschaft dafür deutlich erhöht, so der Einrichtungsleiter. Auch mit Blick auf mögliche Öffnungen sowie die bereits beschlossenen Lockerungen für Geimpfte wollten sich nun mehr Pflegekräfte impfen lassen. "Leider hat es nicht geklappt, dass das Impfteam noch einmal gekommen ist, um unsere Mitarbeiter zu impfen. Das wurde mit zu wenig Impfstoff begründet", erzählt Markus Komp.

Beim ersten Mal seien die Mitarbeiter noch mitgeimpft worden, nun aber nicht mehr. "Das finde ich schade. Ich hätte es für sinnvoll befunden, auch die Mitarbeiter zu impfen. Das Impfteam aus Offenburg wäre aber nur gekommen, wenn der Bedarf bei den Bewohnern ausreichend gewesen wäre."

Der Lockerungsplan der Bundesregierung sieht gleichzeitig vor, dass Einrichtungen angehalten sind, ungeimpften – zum Beispiel neuen Bewohnern – zügig zu einem Impfangebot zu verhelfen. Seit Beginn des laufenden Jahres habe das Seniorenzentrum in Bräunlingen drei neue Bewohner aufgenommen. "Dadurch, dass Angehörige mit einem negativen Testergebnis in die Einrichtung reinkommen, hat sich die Eingliederung nicht so schwierig gestaltet", berichtet Leiterin Bianca Braunersreuther.

"Alle Bewohner haben Ende Januar die erste, Anfang Februar die zweite Impfung bekommen. Auch die neuen Bewohner wurden bereits doppelt geimpft", ergänzt sie. Mit dieser Tatsache sehe Braunersreuther eine gute Grundlage für Lockerungen. In das Fürstlich Fürstenbergische Altenpflegeheim in Hüfingen sind seit Jahresbeginn zwischen zehn und 15 neue Bewohner eingezogen, informiert Leiter Markus Komp. Bei der Eingliederung hat er mit Blick auf das Impfen keine Sorgen.