Christiane Benner ist neue IG Metall-Chefin. Foto: dpa/Arne Dedert

Mehr als 130 Jahre hat es gedauert, bis eine Frau an die Spitze der IG Metall gelangt ist. Die neue Chefin Christiane Benner versteht sich als Teil eines Teams.

Erstmals wird die IG Metall von einer Frau geführt. Auf dem Gewerkschaftstag in Frankfurt wählten die Delegierten am Montag die bisherige Vize-Vorsitzende Christiane Benner für vier Jahre zur Ersten Vorsitzenden. Die 55-jährige Soziologin erhielt 96,4 Prozent Zustimmung, wie die Wahlkommission berichtete.

Benners Vorgänger Jörg Hofmann (67) war nach zwei Amtszeiten aus Altersgründen nicht mehr angetreten. In ihren rund 132 Jahren Geschichte hatten die IG Metall und ihre Vorgängerorganisationen bislang ausschließlich männliche Vorsitzende. Zu den ersten Gratulanten gehörte die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi.

Benner verbesserte ihr vorangegangenes Wahlergebnis aus dem Jahr 2019 in Nürnberg von 87 Prozent um fast zehn Punkte. „Unsere Industrie muss weiterentwickelt werden, nicht abgewickelt“, hatte sie in ihrer Bewerbungsrede gesagt. Die IG Metall wolle sie stärker im Team führen und die Belange der Beschäftigten stärker sichtbar machen.

Gemeinsam mit der neuen Chefin sollten sich vier weitere Metaller nacheinander zur Wahl als geschäftsführende Vorstandsmitglieder stellen. Der bisherige Hauptkassierer Jürgen Kerner wollte Zweiter Vorsitzender werden. Er gehörte wie der Sozialpolitiker Hans-Jürgen Urban bereits dem bisherigen Vorstand an.

Erstmals kandidieren die bisherige Stuttgarter Bevollmächtigte Nadine Boguslawski und Ralf Reinstädtler, der zuvor die Geschäftsstelle Homburg-Saarpfalz geleitet hat. Die 45 Jahre alte Boguslawski ist nach dem Wahlvorschlag des Vorstands als Hauptkassiererin vorgesehen. Gegenkandidaten zu diesem Fünfer-Team traten zunächst nicht an.

Benner hat für diesen Dienstag ein Grundsatzreferat angekündigt

Damit wird die oberste Führungsspitze von Deutschlands größter und einflussreichster Gewerkschaft mit 2,1 Millionen Mitgliedern um zwei Köpfe verkleinert. Dafür war vor den Wahlen eigens die Satzung mit Zweidrittel-Mehrheit geändert worden. Neu verankert wurde auch die Bestimmung, dass unter den beiden Vorsitzenden mindestens eine Frau sein muss. Die IG Metall hat einen Frauenanteil von unter 20 Prozent. Auf dem Gewerkschaftstag sind von 421 Delegierten 142 weiblich, die satzungsgemäße Quote wurde mit rund 34 Prozent deutlich übertroffen.

Bis einschließlich Donnerstag (26. Oktober) sollen bei der Tagung rund 540 Anträge beraten werden. Laut Grundsatzantrag des Vorstands wird es unter anderem um die Forderung nach einer 32-Stunden-Woche gehen, wie sie in der Stahlindustrie bereits erhoben wird. Fachkräfte will die Gewerkschaft unter anderem über eine Ausbildungsgarantie für junge Menschen und sozial verträglichere Arbeitsbedingungen gewinnen.

Benner hat für diesen Dienstag ein Grundsatzreferat angekündigt. An diesem Tag wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Frankfurter Messehalle erwartet. Von ihm erwartet die Gewerkschaft eine klare Aussage zum Brückenstrompreis für besonders energieintensive Industrien wie Stahl oder Chemie.