Demonstranten in Frankreich haben unlängst vor dem Einsatz von Roundup gewarnt. (Archivbild) Foto: IMAGO/MAXPPP/Franck Dubraý

Nanu, was ist denn da passiert? Die Aktie des Pharmariesen Bayer verliert übers Wochenende über ein Viertel seines Wertes. Anleger sind entsetzt. Dabei gibt es gute Gründe für den Absturz.

Zwei große Rückschläge musste der börsennotierte Chemie- und Pharmariese mit insgesamt rund 101.000 Mitarbeitern in den vergangenen drei Tagen hinnehmen. Die Aktie fiel in Rekordzeit scheinbar ins Bodenlose.

Am Freitag hat der Konzern zum wiederholten Mal eine Niederlage in einem Glyphosat-Prozess erlitten. Ein US-Geschworenengericht hat den Konzern Bayer zu einer Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden Dollar verurteilt. Drei ehemalige Anwender des Unkrautvernichters Roundup machen das umstrittene Produkt für ihre Krebserkrankungen verantwortlich.

Bayer kündigte an, das Urteil anzufechten

Bayer hat sich das umstrittene Pflanzenvernichtungsmittel vor fünf Jahren durch eine milliardenschwere Übernahme von Monsanto einverleibt.

Der Pharmariesen kündigte an, das Urteil anzufechten und hat die Vorwürfe hinsichtlich Glyphosat stets zurückgewiesen. Es ist insgesamt der vierte juristische Rückschlag innerhalb eines Monats. So bekam unlängst ein 57-Jähriger in Kalifornien 332 Millionen Dollar zugesprochen. Zuvor allerdings fiel eine ganze Reihe von Urteilen zugunsten des Bayer-Konzerns aus. Insgesamt konnten bislang rund 113.000 der 160.000 von mutmaßlichen Opfern angestrengten Verfahren abgeschlossen werden. Der Konzern hat dafür Rückstellungen in Höhe von 16 Milliarden Dollar gebildet.

Glyphosat ist seit Jahren immer wieder in die Kritik geraten, krebserregend zu sein. Die Europäische Union hat die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat erst vor wenigen Tagen um weitere zehn Jahre verlängert. Es werde aber neue Auflagen und Einschränkungen geben, teilte die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel mit. Die derzeitige Zulassung wäre Mitte Dezember ausgelaufen. Die Grünen im Europäischen Parlament setzen sich seit Langem für ein vollständiges Verbot des Einsatzes von Glyphosat ein.

Glyphosat unter anderem in Roundup enthalten

Glyphosat ist eine Hauptkomponente einiger Pflanzenvernichtungsmittel und wurde seit der zweiten Hälfte der 1970er Jahre von Monsanto als Wirkstoff unter dem Namen Roundup zur Unkrautbekämpfung auf den Markt gebracht.

Aber nicht nur die Gerichtsverfahren rund um das stark in die Kritik geratene Glyphosat hat der Bayer-Aktie in Rekordzeit einen Teil ihres Wertes genommen. Die Aktie befindet sich weiterhin auf Tauchkurs, weil der Konzern eine klinische Studie zu dem Hoffnungsträger namens Asundexian wegen mangelnder Wirksamkeit vorzeitig abgebrochen hat. Dies teilte Bayer am Montag mit.

Studie zu neuem Mittel gegen Vorhofflimmern mit ernüchterndem Ergebnis

In der Studie wurde das Mittel, für das sich die Leverkusener früheren Angaben zufolge einen Spitzenumsatz von mehr als fünf Milliarden Euro erhofften, bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko eingesetzt – jedoch ohne signifikante Erfolge. Die Bayer-Aktien sackte daher am Montag noch einmal weiter ab. Insgesamt ging es um satte 18,4 Prozent auf 33,46 Euro nach unten. Das ist das der tiefste Wert seit 17 Jahren.