Grzegorz Braun nachdem er mit einem Feuerlöscher alle Chanukka-Kerzen gelöscht hat. Foto: dpa/Marcin Obara

Der rechtsextreme Abgeordnete Grzegorz Braun hat im polnischen Parlamentsgebäude zu einem Feuerlöscher gegriffen und damit alle Chanukka-Kerzen gelöscht. Mehrere Politiker wollen ihn nun anzeigen.

Die antisemitische Attacke eines rechtsextremen Abgeordneten auf einen Chanukka-Leuchter im polnischen Parlamentsgebäude hat über Polen hinaus für Entsetzen gesorgt. Das Mitglied der oppositionellen Konföderation-Fraktion, Grzegorz Braun, griff im Abgeordnetenhaus zu einem Feuerlöscher und löschte mit ihm alle Chanukka-Kerzen im Foyer, die dort aus Anlass des jüdischen Lichterfestes brannten. In einer Rede vor dem Plenum des Unterhauses (Sejm) verunglimpfte er kurz darauf die Chanukka-Feierlichkeiten als „satanischen Kult“.

Zur Attacke schreibt die polnische Tageszeitung „Rzeczpospolita“:„Damit belebt er die dunkelsten antisemitischen Stereotypen. In diesem Jahr hat Chanukka für Juden in aller Welt eine besondere Bedeutung.“ Indem er die Menora in diesem besonderen Jahr angreife, verabschiede sich Braun aus den Reihen der zivilisierten Menschen, die sich mit Israel solidarisch zeigen. Er füge Polen damit großen Schaden zu, sein Verhalten verdiene eine Verurteilung.

Das Sejm-Präsidium kam nach der Attacke zu einer Krisensitzung zusammen und schloss Braun aus der laufenden Sitzung des Parlaments aus. Alle Fraktionen mit Ausnahme der Konföderation verurteilten den Angriff scharf. Mehrere Politiker wollen Braun nun bei der Staatsanwaltschaft anzeigen. Der Vorfall ereignete sich während der Aussprache über das Regierungsprogramm des neuen Ministerpräsidenten Donald Tusk. Der rechtsliberale Regierungschef nannte Brauns Tat eine „Schande“.

Katholische Kirche und Internationales Auschwitz Komitee reagieren

Die katholische Kirche reagierte ebenfalls entsetzt auf die Attacke. Kardinal Grzegorz Rys teilte auf der Plattform X (vormals Twitter) mit, Braun habe erklärt, er schäme sich nicht für das, was er getan habe. Rys betonte, „dass ich mich schäme und mich bei der gesamten jüdischen Gemeinschaft in Polen entschuldige“. Der Kardinal ist in der Polnischen Bischofskonferenz für den Dialog mit dem Judentum zuständig.

Das Internationale Auschwitz Komitee erklärte am Dienstagabend, Holocaust-Überlebende weltweit seien entsetzt angesichts dessen, was sich durch den Sejm-Abgeordneten Braun im polnischen Parlament an „antisemitischen Hass und faschistischer Zerstörungswut offenbart“ habe. Man sei betroffen und besorgt über den Einzug von „Faschisten als gewählte Abgeordnete ins polnische Parlament“, sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner. Der Vorfall in Warschau zeige auch, „wie der Hass des Antisemitismus in Europa mittlerweile wieder Fuß gefasst hat“, so Heubner. „Für alle Überlebenden des Holocaust eine alarmierende und bittere Erkenntnis.“