Das Renitenz-Theater Stuttgart bringt Texte der Adelbert-von-Chamisso-Preisträger der Robert-Bosch-Stiftung auf die Bühne.

Stuttgart - Die gebürtige Ungarin Terézia Mora erhält den mit 15.000 Euro dotierten Adelbert-von-Chamisso-Preis der Stuttgarter Robert-Bosch-Stiftung. Die Förderpreise in Höhe von jeweils 7000 Euro gehen an Abbas Khider und Nino Haratischwili.

Einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden die Texte der Chamisso-Preisträger seit einigen Jahren im Stuttgarter Renitenz-Theater. Am 18. Januar erlebte Maria Cecilia Barbettas Debütroman "Änderungsschneiderei Los Milagros" dort als inszenierte Lesung seine Premiere.

Die junge Mariana arbeitet in Buenos Aires in einer Änderungsschneiderei. Dort taucht die gleichaltrige Analía auf, sie will sich das Hochzeitskleid ihrer Mutter für ihre Vermählung ändern lassen. Mariana, die von ihrem Freund verlassen worden ist, findet in Analía eine Projektionsfläche für ihre Sehnsüchte. In die Erzählung sind eine Vielzahl weiterer Textarten verwoben, wissenschaftliche, fantastische und lyrisch-lautmalerische.

Eine Herausforderung. Regisseur Achmed Gad El Karim hat es gewagt und Ausschnitte aus dem deutschsprachigen Roman der gebürtigen Argentinierin mit dem Renitenz-Ensemble einstudiert. Die sechs Schauspieler setzten die Perspektiven und Handlungsfäden mit Sprechchören und Rollenwechseln in Szene: Hartmut Scheyhing, Sebastian Weingarten und Manuel Struffolino schlüpften in Frauenrollen. Als scheue Näherinnen unterstützten sie die Schneidereibesitzerin (Anne Hofmann) und Mariana (Claudia Dölker), die bei Analía (Christine Prayon) Maß nahm. Ein glücklicher Regieeinfall war, Marianas übermächtige Mutter als Sprechchor aus dem Off darzustellen.

Im Gespräch mit Regisseur und Ensemble zeigte sich Maria Cecilia Barbetta von diesem Spiel sehr angetan, vor allem von der Umsetzung der Musikalität und des Rhythmus des Textes, so blieb die Vieldeutigkeit des Textes in der Inszenierung gewahrt. Barbetta: "Alle Türen bleiben offen."