Bewirbt sich für den Vorsitz der Stuttgarter CDU: Stefan Kaufmann Foto: Piechowski

Mit Stefan Kaufmann nimmt die Suche nach einem Vorsitzenden der Stuttgarter CDU Form an.

Stuttgart - In der Stuttgarter CDU ist bei der Suche nach einem Vorsitzenden Bewegung entstanden. Der bisherige Vize Stefan Kaufmann bewarb sich am Mittwoch offiziell um die Nachfolge von Michael Föll. Bürgermeisterin Susanne Eisenmann wird als weitere Kandidatin heiß gehandelt.

Im Spiel um den CDU-Kreisvorsitz hat sich am Mittwoch etwas getan. Der Bube liegt auf dem Tisch. "Ich werde beim Kreisparteitag am 20.Mai für den Kreisvorsitz kandidieren", ließ der Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann (41) seine Parteifreunde und die Öffentlichkeit wissen. Nach der Zäsur durch die verlorene Landtagswahl komme es darauf an, den Neuanfang der CDU Stuttgart richtig zu gestalten. Dafür brauche man Verwurzelung in der Stadt, Rückhalt in der Partei, offene Kommunikation und vermittelnde Kraft - außerdem eine Vorstellung, wie man eine werteorientierte Politik und die Zukunftsausrichtung der Partei im großstädtischen Umfeld miteinander verbinden könne. Diese Voraussetzungen bringe er mit, schrieb Kaufmann.

Zu erwarten war die Bewerbung schon länger

Mehr noch: Mit seinem Wahlsieg in Stuttgarts südlichem Bundestagswahlkreis über Cem Özdemir von den Grünen habe er auch schon gezeigt, dass er in einem schwierigen Umfeld unterschiedlichste Wählergruppen an die Union binden könne, nimmt Kaufmann für sich in Anspruch. Er wolle zeigen, dass die CDU in den Großstädten wieder Wahlen gewinnen könne.

Damit ist Kaufmanns Bewerbung offiziell. Zu erwarten war sie allerdings schon seit dem 28.März. Am Tag nach dem CDU-Desaster bei der Landtagswahl hatte der bisherige Kreisvorsitzende Michael Föll dem Vorstand angekündigt, dass er das Amt niederlegen werde. Und in der unmittelbar darauffolgenden Vorstandssitzung konzentrierten sich alle Überlegungen auf den Vize Kaufmann. Der galt schon länger als am Kreisvorsitz interessiert, und der andere Vize Thomas Bopp hatte am Wahlsonntag gerade das Direktmandat im Stuttgarter Filderwahlkreis verloren. Es dürfe aber nicht der Eindruck entstehen, dass das Verfahren undemokratisch wäre, sagte man.

Föll: "Ich halte mich raus"

Inzwischen wird auch Susanne Eisenmann (46), Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport, als Bewerberin heiß gehandelt. Ihre Parteigänger sind davon überzeugt, dass sie beim Sonderparteitag am 20.Mai kandidieren wird. Sie sei ein kluger politischer Kopf, heißt es. Vor der großen Herausforderung für die CDU, der OB-Wahl im Herbst 2012 in der neuerdings von den Grünen dominierten Landeshauptstadt, sei sie die Richtige. Ähnlich hochkarätige Alternativen gebe es nicht, sagt ein namhaftes Parteimitglied, das anonym bleiben will.

Aber auch Kaufmann hat Fürsprecher. "Er bietet sich vom Profil her am ehesten an. Wenn er bereit ist und die Signale für ihn günstig sind, muss man sich gar nicht erst das Hirn nach einer Alternative zermartern", sagte Alexander Kotz, Vorsitzender der Gemeinderatsfraktion, auf Anfrage unserer Zeitung, wenige Tage nach Fölls Ankündigung. Kaufmann sei als Bundestagsabgeordneter mit dem Themenspektrum vertraut, auf das es ankomme. "Er wird das sicher auch gut machen." Kaufmann selbst fürchtet eine mögliche Gegenkandidatin Eisenmann nicht, rechnet aber "eher nicht damit, dass sie sich bewerben wird". Die Bürgermeisterin hält sich bedeckt. Ihrer Meinung nach müsse die Partei jetzt über politische Inhalte reden, dann erst über die dazu passenden Personen, sagt sie.

Föll: "Ich halte mich raus"

In der Partei hat aber längst die Diskussion darüber eingesetzt, mit wem von den beiden die CDU besser fahren würde. Die einen meinen, Kaufmann sei farblos. Die zwei Wochen pro Monat, in denen der Abgeordnete in Stuttgart sei, würden für die Führung der Kreispartei nicht ausreichen. Überdies würde die CDU nach seiner Wahl gleich in zwei Schlüsselfunktionen von Homosexuellen repräsentiert: von Kaufmann und Kotz.

Die anderen werfen ein, Eisenmann sei seit einiger Zeit wenig im Kreisverband verankert, besonders seit Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen Kreisvorsitzenden Christoph Palmer. Eisenmanns Befürworter halten dagegen. Die Bürgermeisterin sei zwar selten bei Delegiertenversammlungen der Kreispartei gewesen - aber auch nur deshalb, weil man sie bei den Delegiertenwahlen in ihrer Bezirksgruppe Sillenbuch ausgebremst habe. Die örtliche Parteigliederung sei lange Zeit von Stadtrat Dieter Wahl dominiert worden, der sich vor Jahren bei Wahlen für den Fraktionsvorsitz im Stuttgarter Rathaus von Eisenmann verraten fühlte. Danach wurde die Bezirksgruppe einige Jahre von Kaufmann geführt.

An Emotionen herrscht hinter den Kulissen also schon fünf Wochen vor dem Parteitag kein Mangel. Den Noch-Kreisvorsitzenden aber lässt all das offenbar kalt. "Ich halte mich völlig heraus", sagt Michael Föll.