Weil viele Menschen auch an Weihnachten jeden Cent zwei Mal umdrehen müssen, spendeten Althengstetter Schüler zum wiederholten Mal Lebkuchen an den Calwer Tafelladen am Hermann-Hesse-Platz (von links): Bärbel Rusch, Maikel Vukov, Sabine Thiele, Dennis Faas und Giada Marletta. Foto: Selent-Witowski Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Althengstetter Gemeinschaftsschüler starten Spendenaktion für den Tafelladen / "Das ist Einstellungssache"

Ein großes Herz für Bedürftige – das zeigen die Jungen und Mädchen der Althengstetter Gemeinschaftsschule (GMS) erneut mit ihrer Weihnachtsaktion. Sie sammelten sechs Wochen lang Geld, um davon Lebkuchen für den Tafelladen in Calw zu kaufen.

Althengstett/Calw. Die Idee für die wohltätige Aktion entstand vor rund drei Jahren bei einem kreisweiten Treffen der Vertrauenslehrer und SMV-Vertreter, bei dem soziale Projekte präsentiert wurden. Die Althengstetter Schüler und Lehrer überlegten sich daraufhin, was sie für Menschen in unmittelbarer Nähe tun könnten und entschieden sich für die Lebkuchenspende. Die Aktion stößt seither bei Schülern, Lehrern, den Mitarbeitern des Tafelladens und natürlich vor allem bei den Kunden auf große Begeisterung.

Rentnerarmut thematisiert

In allen 17 Klassen der GMS wurde diesmal in den anderthalb Monaten jeweils ein Sparschwein befüllt. Es kamen 151 Euro zusammen, die komplett in Lebkuchen umgesetzt wurden. "Wir wollen die unterstützen, die Unterstützung brauchen", sagte Verbindungslehrer Maikel Vukov im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Gemeinsam mit den SMV-Vertretern Giada Marletta und Dennis Faas stattete er dem Calwer Tafelladen am Hermann-Hesse-Platz am Mittwochvormittag einen Besuch ab, um die Lebkuchenpäckchen vorbeizubringen. "Wir haben die zunehmende Rentnerarmut und die Situation von Flüchtlingen an der Schule thematisiert", berichtete Vukov. Und: "Das war kein Wettkampf, welche Klasse am meisten Geld zusammenbekommt". Es gehe darum, mit dem süßen Gruß ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass man an Menschen denke, die mit wenig auskommen müssen: "Das ist eine Einstellungssache".

Als "ganz tolle Aktion" bezeichneten die Tafel-Mitarbeiterinnen Bärbel Rusch und Sabine Thiele das Engagement der Schüler. Die Mitarbeiter des Ladens geben ihren Kunden, die auch an Weihnachten jeden Cent zwei Mal umdrehen müssen, die nächsten Tage beim Einkauf jeweils ein Päckchen des süßen Gebäcks dazu. "Ich finde es toll, dass schon an der Schule klar gemacht wird, dass es Menschen in Not gibt", sagte Rusch.

Für wenig Geld

Wie Thiele und Rusch betonen, biete der Tafelladen die Möglichkeit, sich für wenig Geld mit Milchprodukten, Obst und Gemüse zu versorgen: "Die Produkte kosten bei uns rund ein Drittel dessen, was man sonst im Laden dafür bezahlen müsste". Die gemeinnützige Tafel, die von der Caritas getragen wird, sammelt überschüssige, qualitativ noch einwandfreie Lebensmittel in den Discountern, Supermärkten sowie Bäckereien der Region ein und verteilt diese an wirtschaftlich sowie sozial benachteiligte Menschen. Damit wird also nicht nur die Armut gelindert, sondern auch der Lebensmittelverschwendung entgegen gewirkt.

Die beiden Mitarbeiterinnen appellieren an Menschen mit geringem Einkommen, in den Laden zu kommen und sich eine Bescheinigung ausstellen zu lassen, um dort einkaufen zu können: "Das ist nichts, wofür man sich schämen muss".

Geholfen werde jedem, egal, woher er komme und wie er in die jeweilige Notlage gekommen sei. "Wer einmal bei uns war, sieht, dass die Ware qualitativ noch völlig in Ordnung ist, sie aber bei uns eben zu einem viel niedrigeren Preis als sonst angeboten wird", betonte Thiele.

Froh sind die ehrenamtlichen Helfer, dass die beengten Verhältnisse am vorherigen Standort in der Biergasse der Vergangenheit angehören. Die neuen Räume am Hermann-Hesse-Platz sind viel größer, hell und einladend. Und die Kunden werden nicht mehr wie in der Biergasse beim Warten vor der Tür neugierig von Passanten beäugt.