Bernd Pletschen informierte das Männerforum Heumaden über das Auto der Zukunft. Foto: Schmitt Foto: Schwarzwälder-Bote

Elektromobilität: Experte informiert Männerforum

Calw-Heumaden. Das Männerforum Heumaden hatte mit Bernd Pletschen einen kundigen Referenten eingeladen, der vor mehr als 75 Zuhörern über das Auto der Zukunft sprach. Einführend spannte Thomas Schlag in einer Besinnung den Bogen vom Schutzheiligen der Reisenden, Christophorus, zur heutigen Technik.

Früher, so Schlag, vertrauten sich Reisende im Gebet der göttlichen Hilfe an und hofften, auf einer sicheren Reise vor allen möglichen Übeln bewahrt zu bleibem. Und heute? Heute vertrauten Menschen auf die moderne Technik, die aber nur so gut sein könne wie es Menschen möglich machen. Manchmal begrenze man sich zu sehr auf dieses Vertrauen. Schlag lud daher ein, zur Abwechslung wieder einmal inständig zu hoffen, dass der Einzelne gut behütet am Ziel ankomme und dazu um eine sichere Fahrt bete. Dann dürfe man auch die Ingenieure loben und Gott danken, dass man sicher angekommen sei.

Unterschiedliche Profile

Bernd Pletschen, der seit 1988 bei der Daimler-Benz AG zuletzt als Centerleiter Entwicklung Fahrwerk arbeitete und als Lehrbeauftragter an der TU Berlin wirkt, wandte sich im ersten Teil seines Referates der Frage zu, was Elektromobilität tatsächlich leisten kann. Mit der politischen Option für die E-Mobilität sei die Zielsetzung verbunden, Klima und Umwelt zu schonen.

Erreicht werden solle das durch eine Optimierung der Verbrennungsmotoren, Hybridisierung und emissionsfreies Fahren mit Batterie- sowie Brennstoffzellentechnik. Die Umsetzung, so der Referent, stoße dabei auf unterschiedliche Nutzungsprofile. So bräuchten Batterien lange Ladezeiten und hätten eine kurze Reichweite bei hohem Kostenfaktor. Profitieren werde hier wesentlich nur der Stadtverkehr. Für Überlandfahrten und Fernstrecken würden sich Brennstoffzellen- und Hybridtechnik anbieten. Man müsse aber auch den Blick auf Sicherheit und Kosten lenken, und da zeige sich momentan keine rasche Marktdurchdringung.

Bei optimistischen Annahmen würden Prognosen für die Zeit bis 2030 davon sprechen, dass nur 40 Prozent der Autos Batterien oder Brennstoffzellentechnik haben werden. Pletschen sieht als Fazit, dass sich ökologisch sinnvolle, gemischte und bedarfsgerechte Techniken durchsetzen werden.

In seinem zweiten Teil ging der Referent auf das komplexe Thema des autonomen Fahrens ein. Beim teilautomatisierten Fahren, wie es heute möglich ist, bleibe der Fahrer dauerhaft überwachend tätig, erläuterte er. Das hochautomatisierte Fahren könnte ab 2020 kommen. Dabei würden, so Pletschen, wesentliche Funktionen des Fahrens an die Technik übertragen. Das System zeige aber auch rechtzeitig an, wann der Fahrer eingreifen muss. Für ein vollautomatisiertes Fahren, bei dem das System alle Situationen autonom bewältigen kann, werde man erst ab 2025 mit einsatzbereiter Technik rechnen können. Die Fahrassistenzen würden dann helfen, menschliches Versagen deutlich zu reduzieren.

Bevor der Einsatz möglich ist, sind aber nach Pletschens Worten wesentliche ethische wie rechtliche Punkte zu klären. Denn wer sei wann für etwas verantwortlich? Wer lege die Algorithmen für die Technik fest, damit die Reaktionsweise des Systems definiert ist?

Thomas Schlag bedankte sich abschließend bei dem Referenten für den sehr informativen Vortrag, der zu einer lebhaften Diskussion bei den Teilnehmern des Männerforums Heumaden führte.