Tony Màzzaro (links) und Giuseppe Scigliano bringen den Kindern die italienische Kultur näher. Foto: Fuchs Foto: Schwarzwälder Bote

Sprache: Italienisches Bildungsinstitut veranstaltet mit muttersprachlichen Werkrealschülern Aktionen zum Thema Ernährung

Wie entstand Brot früher und wie entsteht es heute? Wie kommt es auf den Tisch und was passiert mit dem Getreide nach der Ernte? Diesen Fragen möchte Schriftsteller, Lehrer und Maler Giuseppe Scigliano aus Hannover gemeinsam mit 20 Kindern auf den Grund gehen.

Calw. Die Kinder tummeln sich in den Räumlichkeiten des italienischen Kulturvereins, "Centro Italiano de Calw", um Scigliano, der sich im Integrationsbeirat Hannover engagiert. An diesem Abend, den er mit den Grund- und Werkrealschülern – allesamt italienische Muttersprachler, die den freiwilligen italienischen Ergänzungsunterricht an ihren Schulen besuchen – gestaltet, soll es um das Thema Ernährung gehen.

Jeder darf Buch mit nach Hause nehmen

Organisiert wird die Veranstaltung von dem italienischen Bildungsinstitut "IAL – CISL Germania" aus Stuttgart. "Ich habe Giuseppe Scigliano gefragt, ob er Lust hat, nach Calw und auch in andere Städte zu kommen und er hat sofort zugesagt", erklärt Tony Màzzaro, Leiter des Instituts, wie es zu der Zusammenarbeit kam. Ein Hannoveraner in Calw? "Es ist wichtig, dass wir auch in kleineren Städten präsent sind. Wir gehen dahin, wo die Kinder sind." Denn um die geht es in dem Programm, das im September startete und das Màzzaro humorvoll "Zu Tisch mit dem Grundgesetz" nennt. Neben allem, was auf den Tisch kommt, steht nämlich noch ein anderes Thema im Fokus: Die italienische Verfassung besteht seit 70 Jahren.

Màzzaro schlägt das blaue Buch auf, für dessen Entstehung die italienischen Konsulate verantwortlich sind. Es beinhaltet die Verfassung, sowohl in Italienisch, als auch in deutscher Übersetzung. Jedes der Kinder wird am Ende des Tages eines der Bücher mit nach Hause nehmen dürfen.

Bisher waren der Instituts-Leiter und der Schriftsteller schon in diversen Städten zu Besuch, um mit Kindern zu kochen und ihnen die Verbindungen zwischen der italienischen und der deutschen Kultur zu zeigen. "Es geht um eine ganzheitliche, europäische Sichtweise", erklärt Màzzaro. "Die Verfassungen der beiden Länder haben, ebenso wie die Küchen, viel Gemeinsames."

Heute dürfen sich die Italienisch-Schüler in der Küche austoben und selber Nudeln machen und Brot backen, und zwar aus original italienischem Mehl. "Es gibt italienische Bruschetta und Nudeln mit Tomatensoße", sagt Scigliano. "Die Kinder lernen, dass sich mit wenigen Zutaten etwas Tolles zaubern lässt."

Aber zuerst gibt es ein wenig Theorie. "Könnt ihr alle Italienisch?", ruft Màzzaro in seiner Muttersprache. "Sì!", tönt es aus der Gruppe. Der Schriftsteller präsentiert eine Diashow. Auf den Fotos sind Salate und verschiedene Gemüsesorten abgebildet. Die Kinder dürfen die Lebensmittel benennen. Die Finger schnellen in die Höhe und alle sind mit Begeisterung dabei. Màzzaro ist der geborene Redner. Schon mit den ersten Sätzen schafft er es, die Schüler mitzureißen. Es folgen alte Fotos von Äckern, die mit Pferden gepflügt werden, Bilder von modernen landwirtschaftlichen Maschinen und von Mühlen, in denen Getreide bearbeitet wird. Über die italienische Küche lernen die Kinder an diesem Tag ebenso viel, wie über die Verfassung, und sie haben ganz offensichtlich Spaß dabei.