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Stimmungsvoller Lichterschmuck. Skandinavische Bräuche. Erlöse gehen oft an einen guten Zweck.

Calw - Ein Bummel über den Calwer Weihnachtsmarkt beginnt möglicherweise am oberen Ende des Marktplatzes. Schon in der Altburger Straße lässt stimmungsvoller Lichterschmuck erahnen: Hier geht’s zu Glühwein, Würstchen, Plätzchen und Schwätzchen.

Zunächst schweift der Blick einmal im Panorama-Modus über den Marktplatz. Aha. Schön hier. Calw mit einem frischen Strahlen nahender Weihnacht auf den Bäckchen. Doch keine 50 Meter weiter hüpfen norwegische Kobolde durch die Räumlichkeiten des Weihnachtscafés. Angereist im Gepäck der Skandinavistin Frauke Großhennig aus Tübingen. Sie gestaltete einen skandinavisch-weihnachtlichen Nachmittag.

Das Häuflein hatte einen Tisch im Eingangsbereich in Beschlag genommen und zur Festung erklärt. Man schmauste Lusekatter, ein Hefeteiggebäck mit Safran. So oder so ähnlich muss es auch bei Svenssons im schwedischen Lönneberga geschmeckt haben. "In Norwegen", weiß die Skandinavien-Enthusiastin zu berichten, "sind an Weihnachten die Türen offen." Ein reges Kommen und Gehen herrsche dann in den Häusern. Man könne, wenn man in diesen Tagen unangekündigt Bekannte aufsuche, damit rechnen, verköstigt zu werden. Und: Man ist auf jeden Fall willkommen.

Genau das ist auch das Prinzip von Uschi Dittus-Märkle. Ein jeder ist willkommen in der guten Stube, wo sie, nun schon im zwölften Jahr, ehrenamtlich mit einem Team von guten Geistern die Gäste bewirtet, die sich aus der Kälte des Novemberabends in die heimelig aufgemachte Räumlichkeit retten. Der Aufwand wird für einen guten Zweck betrieben. "Es geht mir um die Menschen", meint Dittus-Märkle und fügt hinzu: "Heut‘ morgen, zum Beispiel, war die ganze Lebenshilfe bei uns. Das hat jetzt schon fast Tradition." In diesem Jahr geht der Erlös an "ganz nah", den Förderverein des Krankenhauses in Calw.

Auf der Bühne vor dem Hesse-Museum geben vor allem lokale Ensembles den Ton an. Eine Schar kleiner Aurelianer trägt besonders anmutig einige Chorsätze vor. Mit Schwung kommt Britta Schwarte auf die Bühne. Mit ihr der Unterstufenchor des Hermann Hesse-Gymnasiums. Ob auch die drei Alpakas aus Beinberg eine Freude an den schwungvollen Weihnachtsmelodien haben?

Sie sind unbestritten die heimlichen Stars des Weihnachtsmarktes. Durch nichts zu beeindrucken und immer gefragt. Sie widmen sich gedanklich vermutlich eher den köstlichen belegten Teigfladen, deren Duft vom Stand der A.S. Tricolore zu ihnen herüberweht. Auch Calws diverse Ethnien zeigen auf dem Weihnachtsmarkt Präsenz. Und erweitern auf lieb gewonnene Weise die Versorgung mit Speisen und Getränken.

Von schwäbischen Klassikern inspiriert zeigt sich die Speisekarte des alteingesessenen Calwers Thomas Peter. "Ganz wunderbar, der Gaisburger Marsch", ruft eine Dame dem Gastwirt beim Verlassen des Schlemmerzeltes zu. Peter freut sich, wenn es den Gästen schmeckt. Einige, merkt er an, seien schon im Vorfeld besonders neugierig, zu wissen, womit er in diesem Jahr den Weihnachtsteller bestücke.

Wer auch im Stehen und mit einfacherer Kost zufrieden ist, der findet nebenan eine deftige Gulaschsuppe, die den Magen wärmt, genauso wie die zahlreichen Glühweinvarianten.

Seine Bude steht vor dem "Café am Markt". Glühwein gibt es bei Bent Ziegler allerdings nicht. Er hat Wild ausliegen. Und jede Menge Grün. Die Adventskränze binden Frau und Tochter daheim in Grömbach. Der Termin in Calw, meint Ziegler, sei für ihn ideal: "Da sind die Kränze stark nachgefragt." Am Sonntag habe er dann hauptsächlich Wild auf dem Tisch.

Bei Sigrid Weiß im Gerbereimuseum ist es einfach urgemütlich. Und dann gibt es auch noch lauter gute Sachen, die den Menschen friedlich machen: Bohnen, Flädle, Blumenkohl, warm und würzig. Sättigend. Da strahlen selbst Suppenkasper.

2003 hat Weiß angefangen. Für die Indien-Initiative. Und seither mit ihrem Team in der Badstraße schon ganze Scharen von Besuchern mit Suppe beglückt. "30 000 Euro möchte ich sammeln, und dann ist Schluss", sagt Weiß, die aus gesundheitlichen Gründen im nächsten Jahr nicht mehr der Benefiz-Verköstigungsaktion vorstehen wird.

Wie es weitergeht, entscheidet sich Mitte Dezember. Ein neues Schulhaus ist bereits entstanden im südindischen Thalassery.

Auch Dank der Unterstützung aus der Heimatstadt des im Staate Kerala hoch angesehenen Hermann Gundert. Von Calw aus sind es auf dem Landweg knapp 11 000 Kilometer bis dorthin. Die Hilfe, im Geist der Weihnacht geleistet, kommt an.