Stammt das Wappen aus einem Grabmal in Stuttgart? Foto: Würfele Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Herkunft des Wappensteins in der Calwer Stadtmauer zum Teil erforscht

Lange Zeit lag im Dunkel, woher der Wappenstein stammt, der in die Stadtmauer im Bereich der Remise der Villa Wagner in Calw eingelassen ist. Nun ist das Rätsel zum Teil gelöst.

Calw. Es handelt sich um das Wappen der Familie Concin, von der die zweite Frau von Hofrat Benjamin von Buwinghausen abstammte.

Der in Aachen geborene Benjamin von Buwinghausen-Wallmerode trat 1590 in die Dienste des Herzogs von Württemberg ein und stieg zum Geheimen Hof- und Kriegsrat sowie Oberst auf. Große Verdienste erwarb er sich bei diplomatischen Missionen, die er im Auftrag von Herzog Friedrich I. ausführte. Aufgrund seiner Verhandlungserfolge belehnte dessen Nachfolger, Herzog Johann Friedrich I., ihn 1616 mit Burg und Herrschaft Zavelstein.

Buwinghausen kaufte Herrschaft Zavelstein

Die erste Frau Buwinghau-sens, Ursula von Dachsberg, starb 1619. Im Jahr darauf kaufte Buwinghausen von seinem Verdienst für den risikobehafteten Einsatz für den Herzog die Herrschaft Zavelstein zusammen mit dem benachbarten halben "Burgstall" Altburg.

Am Pfingstmontag 1621 heiratete Buwinghausen Johanna Ursula, die aus einer lutherischen Linie des toskanisch-österreichischen Geschlechts von Concin (in Italien Concini) abstammte. Auf diese Familie geht das besagte Wappen zurück, wie aus einem Expertenaustausch in einer Internetplattform hervorgeht. Die Trauung fand übrigens damals im nahe bei Wien gelegenen Hernals statt.

Nach dem Tod von Herzog Johann Friedrich änderte sich die Position und damit auch der Einfluss Buwinghausens. Der in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zwischen die Fronten geratene vormalige Stern der württembergischen Außenpolitik verlor seine Stelle am Hof.

Buwinghausen starb 1635 an der Pest in Stuttgart. Die Erbauseinandersetzungen zogen sich viele Jahre hin, was dazu führte, dass die Witwe in ärmlichen Verhältnissen leben musste und immer wieder mittellos war. Der frühere Calwer Superintendent (Dekan) und spätere Stuttgarter Hofprediger Johann Valentin Andreä, der mit Benjamin Buwinghausen lange Zeit befreundet war, unterstützte in dieser schwierigen Lage die Frau und organisierte für sie immer wieder Geld. Er sicherte ihr damit das Überleben.

Lothar Berner aus Bergisch Gladbach hat in einem bisher unveröffentlichten Aufsatz, der dem Stadtarchiv Calw seit Kurzem vorliegt, sich eingehend mit der Geschichte des Gesandten Benjamin Buwinghausen und seiner Frau Johanna Ursula, geborene Concin, befasst; er ist dabei auch auf die Rolle Buwinghausens während des Dreißigjährigen Krieges eingegangen. Nicht geklärt werden konnte aber nach wie vor, wann und warum der Wappenstein gerade in die Stadtmauer in Calw an der Stelle eingemauert wurde, an der einst der Gerber- oder Bürgerturm stand.

Genauere Untersuchungen nötig

Begraben ist Johanna Ursula vermutlich in Stuttgart. Davon zeugt das Buwinghausische Grabmal im Chor der Hospitalkirche. Dort finden sich heute nur noch die Wappen Buwinghausen und Dachsberg. Das Wappen Concin war wohl 1956 noch vorhanden, jetzt fehle es aber und sein Verbleib sei unbekannt, so Berner.

Vergleicht man die Maße der genannten Stuttgarter Wappen mit denen des Wappens Concin in der Calwer Stadtmauer, so handelt es sich bei diesem vielleicht um den fehlenden Stein des Stuttgarter Grabmals, mutmaßt der Experte. Genauere archäologische und heraldische Untersuchungen könnten hier weiteren Aufschluss bringen.