Rund 400 Besucher kamen zum Auftakt des Calwer Sommerkinos ins Kloster Hirsau. Foto: Strienz

Doris Dörries "Die Friseuse" amüsiert die 400 Zuschauer zum Auftakt des Sommerkinos.

Calw - Mit Decken und Kissen bepackt kamen rund 400 Zuschauer zur Auftaktveranstaltung des Calwer Sommerkinos im Hirsauer Kloster. Der von Fackeln gesäumte Weg führte sie direkt in den Kreuzgang und vor die acht mal vier Meter große Leinwand, auf der zur Premiere "Die Friseuse" gezeigt wurde.

Wer bei dem Film von Doris Dörrie überwiegend weibliches Publikum erwartet hatte, lag weit daneben: Die Männer waren mindestens so zahlreich vertreten wie die Frauen. Und auch an Kindern, die das Openair-Kino miterleben durften, mangelte es nicht.

Das Kommunale Kino Pforzheim e.V. veranstaltet die Openair-Vorstellungen 2010 zum zweiten Mal im Hirsauer Kloster, und auch in diesem Jahr stehen die unterschiedlichsten Filme auf dem Programm. Von Kassenknüllern wie "Avatar" bis zu dem älteren, aber beliebten Streifen "Die Herbstzeitlosen". "Wir wollten für jeden etwas anbieten", sagte Frank Neubert, der Vorsitzende des Vereins.

Mit "Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen" wird ein Beitrag gezeigt, der zum Teil im Kloster Hirsau entstanden ist. "Das ist ungewöhnlich, einen Film am Entstehungsort zeigen zu können", meinte Neubert. "Das Sommerkino findet im Rahmen der Reihe Kulturleben statt, da muss schon auch was Gehaltvolles dabei sein", fügte Marcel Reinhardt, Mitarbeiter des Fachbereichs Bildung, Kultur und Tourismus bei der Stadt Calw, hinzu.

Rote Wurst vom Grillgegen den Hunger

Bevor das Filmvergnügen startete, galt es aber zuerst einmal, sich mit Knabberzeug und Getränken einzudecken. Sogar bei größerem Hunger kam niemand zu kurz: Der Hirsauer Kleintierzüchterverein hatte einen Grill aufgebaut und verkaufte Rote Wurst und Schnitzelbrötchen. Gleich daneben gab es in der Flammbar frisch gebackenen Flammkuchen.

Kaum auf den Kinostühlen, ging es auch schon los mit der Vorführung unter freiem Himmel. Nach kurzen Verbesserungen an Ton und Objektiv hatten die Zuschauer hörbaren Spaß an dem gezeigten Film.

Viel Gelächter hallte durch das alte Gemäuer. "Die Friseuse" Kathi König wirbelte mit Rubens-Figur fast zwei Stunden über die Leinwand. Kurz vor der Scheidung stehend, lebt sie mit ihrer Tochter in Berlin-Marzahn, findet, "dass die Hölle relativ ist" und sucht einen Job. Im Friseursalon Krieger bekommt sie eine Absage. Sie sei nicht ästhetisch, sagt die Chefin.

Das will sich die resolute Wuchtbrumme nicht bieten lassen und plant einen eigenen Salon zu eröffnen. Im Laufe des Films gerät die Heldin in allerlei Schwierigkeiten und irgendwann sitzen zehn illegale Vietnamesen in ihrem Wohnzimmer.

Und obwohl der Streifen kein klassisches Happy End hat, ging das Publikum doch mit einem Lächeln im Gesicht in Richtung Ausgang, so ein bisschen nach Kathi Königs Motto: "Ick hab fast allet verloren, aber mir geht’s jut."