Die Calwer Kantorei übernimmt den musikalischen Part bei der Veranstaltung zum Thema "Judas" in der Stadtkirche. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder Bote

Passionsgeschichte: Volkshochschule und Kantorei laden ein, Gedanken über Judas kennenzulernen

Wer war Judas eigentlich? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Volkshochschule Calw und die Calwer Kantorei am Palmsonntag, 25. März, ab 19 Uhr in der Stadtkirche.

Calw. Judas, das ist doch der, der seinen Herrn und Meister verraten hat, der Jünger, der Jesus ans Messer geliefert hat. Judas, der Name steht für das Böse schlechthin, die Figur ist Ausgangs- und Brennpunkt vieler Urteile und Verurteilungen in 2000 Jahren Kirchengeschichte gegenüber Andersgläubigen, Ungläubigen und solchen, die sich nicht der offiziellen Lehre anschlossen. Judas, der Prinzipienlose, der Dieb, der für Geld alles macht, der Leibhaftige auf Erden. Aber könnte nicht alles auch ganz anders gewesen sein?

Musik und Text

Der Schauspieler Axel Grau vom Nackten Theater der Volkshochschule Calw und die Calwer Kantorei unter der Leitung von Martin W. Hagner nehmen sich gemeinsam diesem spannungsvollen Menschen in einer Veranstaltung an.

Am Palmsonntag, 25. März, kommen ab 19 Uhr in der Calwer Stadtkirche wechselweise Musik und Text zum Vortrag. Axel Grau wird den Theatermonolog "Ich, ein Jud’" von Walter Jens darstellen. Dazu wird die Calwer Kantorei Motetten und Chorsätze von Bach, Gesualdo, Hindemith, Reger und anderen aufführen.

Walter Jens, der vor ein paar Jahren verstorbene Tübinger Rhetorikprofessor, hat in den 1970er-Jahren ein Furore machendes Buch über Judas verfasst in Form einer fiktiven Gerichtsverhandlung. Aus diesem Buch entwickelte Jens später einen Monolog, in dem er Judas die wesentlichen Gedanken als Verteidigungsrede in den Mund legt, ohne aber den juristischen Duktus des Buches zu übernehmen.

Widersprüchliche Künstler

Die Kantorei übernimmt den musikalischen Part und trägt Chorkompositionen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert vor. Mit dabei sind Komponisten und Dichter, die zum Teil selber widersprüchliche Charaktere und Lebensläufe hatten, angefangen von Gesualdo, dem exzentrischen Komponisten, der berüchtigt wurde durch den Mord an seiner Gattin und ihrem Liebhaber – oder kam er ihnen nur zuvor? Oder Reger, der aus der katholischen Kirche exkommuniziert wurde, weil er eine Evangelische heiratete? Oder Weinheber, der begnadete Dichter und Verehrer des Nationalsozialismus, der ein einfühlsames Gedicht über Judas verfasste?

Die evangelische Kirchengemeinde Calw und die Volkshochschule Calw laden alle Interessierten zu diesem etwas anderen Zugang zur Passionsgeschichte Christi vor Beginn der Karwoche ein. Der Eintritt beträgt neun Euro auf allen Plätzen, die Abendkasse ist ab 18 Uhr geöffnet.