Marina Lahmann nimmt im ehemaligen Notariat von den Helfern des Bauhofs, Mirko Damm (links) und Slaven Ilsevic, Umzugsschachteln mit historischem Material der Stadt entgegen. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Archiv: Aus vom Staat gemieteten Räumen ins ehemalige Notariat / Aichelberg kommt dazu / Wasser richtet Schaden an

Derzeit ist Marina Lahmann im Bad Wildbader Rathaus neben ihren eigentlichen Aufgabenfeldern Stadtmarketing, Citymangement, Archiv sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auch noch mit der Aufgabe als Umzugsmanagerin befasst: Das Stadtarchiv zieht aus den Lagerräumen des Neuen Eberhardsbades in das ehemalige, zum Jahresende aufgelöste Notariat um.

Bad Wildbad. Die ersten Akten sind eingeordnet. Etwa 180 Meter Regallänge – aufeinandergesetzt fast die Höhe des Ulmer Münsters als höchstem Kirchturm der Welt – müssen in Umzugskisten gepackt, transportiert und am neuen Platz einsortiert werden.

Peu à peu und mit System

Das Kisten schleppen und befördern übernimmt der Bauhof. "Es muss peu à peu und mit System streng nach Plan gehen", unterstreicht Lahmann. Denn zum einen will sie im sauber und systematisch sortierten Archiv auch in den neuen Räumen nach einem Blick ins Findbuch – dem detaillierten Verzeichnis für die alten Akten – wieder rasch mit einem Handgriff alles aus dem Regal ziehen können. Zum anderen sollte während des Umzugs die Übersicht nicht verloren gehen, falls eine Akte oder ein Plan aus der Sammlung gebraucht wird.

Nebenbei bauen der abweichenden Formate wegen die Mitarbeiter des Bauhofs die vom Notariat her vorhandene Rollregistratur Stück um Stück um. Wie beim vorsichtigen Kistentransport konnte man dabei beim Besuch unserer Zeitung Mirko Damm und Slaven Ilsevic geschickt am Werk sehen. Bis Ende August soll der Umzug aus den bisherigen Archivräumen im Staatseigentum abgeschlossen sein. Auf diesen Zeitpunkt hat die Stadt den Mietvertrag gekündigt.

Mit einziehen werden im ehemaligen Notariat außer den alten Beständen der Stadt Bad Wildbad, deren älteste Aufzeichnung aus dem Jahr 1498 stammt, auch die der ehemaligen Gemeinde Aichelberg. Sie bilden das historische Gedächtnis der einstigen Kommune Bergorte mit den Teilorten Aichelberg, Hünerberg und Meistern. Diese schieden wegen der großen Entfernung zum Rathaus 1850 aus der Gemeinde Neuweiler in die Selbstständigkeit aus und wurden bei Namensänderung 1938 zu Aichelberg. Mit Wildbad – damals noch ohne Bad vorne – haben sie sich ab 1974 zusammengeschlossen.

Marina Lahmann ist froh, dass das wertvolle alte Gut den neuen Platz erhält. Denn dort können die Papiere bei entsprechender Luftfeuchtigkeit wie auch sonst sachgerechter aufbewahrt werden. Dies gilt besonders für die Akten aus Aichelberg, die im alten Rathaus durch einen Wasserschaden in Mitleidenschaft gezogen wurden.

In Bad Wildbad bestehen noch zwei weitere Archive. Eines verwaltet Marina Lahmann im Rathaus Calmbach, wo es vorläufig seinen Platz behält. Es gibt jedoch Überlegungen zu einem Umzug auch von diesem ins ehemalige Notariat. Hintergrund sind dafür nicht Zentralisierungsgedanken, sondern die für das historische Material besseren Lagermöglichkeiten. Die Bädergeschichte der Stadt, mit einem ganzen Stück Landesgeschichte verknüpft, ist im Staatsbadarchiv der Bäderverwaltung im Forum König-Karls-Bad zu finden.