Schneewittchen: Zweites Jahr in Folge: Magere Ernte bremst Vertrieb der Produkte aus / Helfer fehlen

Kreis Calw. Längst ist in Deutschland die kommerzielle Nutzung von Streuobstwiesen nicht mehr wirtschaftlich. Der Arbeitsaufwand ist zu groß, die Weltmarktpreise für Äpfel viel zu gering. Doch ohne regelmäßige Pflege verkrüppeln und verkümmern die Obstbäume.

Deshalb wurde vor 17 Jahren die Streuobstinitiative gegründet. Ehrenamtliche Helfer pflegen die Bäume und organisieren die jährliche Ernte. Aus den Äpfeln stellt die Initiative in Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen Säfte, Cidre und sogar einen Apfel-Balsamicoessig her, die unter dem Namen "Schneewittchen" verkauft werden.

Doch mehr und mehr mache der Klimawandel der Initiative zu schaffen, wie der Vereinsvorsitzende Andreas Kubesch in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags berichtete. Eine Problem sei die Trockenheit. Mehrere Bestände seien schon verdorrt. "Auch der nasse Sommer hat zu keiner Verbesserung geführt", so Kubesch. Eine weitere Auswirkung des veränderten Klimas: Die Bäume blühen früher. Wenn dann noch einmal ein Spätfrost folgt, sind die Folgen verheerend. "Dadurch wird die Ernte vernichtet", erklärte Kubesch.

Und das hat direkte Auswirkungen auf die Arbeit der Initiative. "Vor drei Jahren hatten wir noch zu viel Äpfel und konnten nur die Hälfte verwerten. Die letzten zwei Jahre waren es dann zu wenig."

Dabei könnte der vorübergehende Einbruch langfristige Folgen für den Vertrieb haben. Denn es sei schwer, Regalplätze in Supermärkten für die Schneewittchen-Produkte zu ergattern. Falle dann in einem Jahr der Nachschub aus, seien die Regalplätze schnell wieder verloren. Und man bekomme sie so einfach auch nicht wieder, klagt Kubesch.

Doch dem Verein mangelt es derzeit nicht nur an Äpfeln: "Uns fehlen aktiv tätige Mitglieder", berichtet Kubesch. Denn der Verein sei stark überaltert und einige Mitglieder sähen im Verein eher einen Art Dienstleister.

Daher könne sich der Verein derzeit nur um 4200 Bäume kümmern. Dabei gibt es im Kreis circa 70 000 Obstbäume. "Wir kratzen nur an der Oberfläche", ermahnte Kubesch. Deshalb seien die Möglichkeiten seines Vereins, zur Rettung der Streuobstbestände im Kreis beizutragen, auch begrenzt: "Wir kriegen das durch private Nutzung und die Initiative nicht hin."