Die Tischtennisplatte auf dem Pausenhof des Hermann-Hesse-Gymnasiums soll auf Wunsch der Schüler entfernt werden. Foto: Calw

Schüler stellen bei Jugendbeteiligung Ideen vor. Verwaltung bespricht, ob Projekte umsetzbar sind.

Calw - Was muss geändert werden, damit sich die Jugend in Calw wohler fühlt? Um das herauszufinden, gibt es nun schon im zweiten Jahr die Jugendbeteiligung an den Schulen im Stadtgebiet. Was von den aktuellen Ideen umgesetzt werden kann, soll bald entschieden werden.

Vertreter aller Klassenstufen sammelten in den vergangenen Monaten in Workshops Ideen, was man verbessern könnte. Schulgestaltung, Freizeitmöglichkeiten, Nahverkehr – es sind viele Themen, die die Jugendlichen beschäftigen. Neben Verbesserungswünschen, die die einzelnen Schulen betreffen, kristallisierten sich nach und nach die folgenden Top-Themen heraus.

Freizeit

Ein Treffpunkt, an dem sich Teenager ungestört treffen und aufhalten können, wünschen sich laut den Ergebnissen der Jugendbeteiligung viele. Darauf hat die Stadt bereits reagiert. "Wir suchen einen Ersatz für den Jugendtreff", sagt Oberbürgermeister Ralf Eggert. "Unser Ziel ist ein Übergang ohne Lücke."

Was die Freizeitmöglichkeiten in der Hesse-Stadt angeht, hat es den Jugendlichen offenbar besonders eine Idee angetan: Ein Kletterpark im Stadtgarten. Oder, falls das nicht klappen sollte, wenigstens eine Freizeitanlage mit Sportgeräten. Auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung, in der vier Vertreter der Schulen unter der Leitung von André Weiß, Leiter des Calwer Stadtjugendreferats, die Ideen vorstellten, stieß der Kletterpark-Plan auf offene Ohren. "Ich halte das für eine gute Idee", lobte Sebastian Nothacker (CDU). "Vor allem in Hinblick auf die Hesse-Bahn müssen wir uns sowieso überlegen, was die Stadt attraktiv macht."

Doch wie realistisch ist es, praktisch mitten in der Stadt einen Kletterpark aufzubauen? "Wir nehmen Kontakt mit einigen Investoren dieser Branche auf", kündigt Eggert an. Allerdings habe er Zweifel, ob ein Kletterpark an dieser Stelle sinnvoll sei. "Denn zum Parken muss man in eines der Parkhäuser, die Verkehrserschließung über die Salzgasse ist schwierig und der Kletterpark wird sich nicht für uns Calwer rechnen, sondern muss ein überregionales Einzugsgebiet haben", gibt er zu bedenken.

Schulumgebung

Wesentlich leichter umzusetzen seien da die Verbesserungen, die sich die Jugendlichen an ihren Schulen wünschen. "Wir versuchen natürlich von allen Schulen Ideenvorschläge zu erfüllen", sagt Eggert. Da wären zum Beispiel ein Abstellplatz für Roller und Motorräder sowie ein Basketballkorb für die Berufsschule auf dem Wimberg. Die Schüler des Hermann-Hesse-Gymnasiums (HHG) und auch die der Badstraßenschule wünschen sich mehr Sitzmöglichkeiten auf dem Pausenhof. Dafür wird am HHG die veraltete Tischtennisplatte weichen müssen.

Zwar fehle laut der Jugendlichen auch dort eine Abstellmöglichkeit für Motorräder. Dies gestalte sich jedoch aufgrund des Hangs sowie der schon engen Schulhoffläche etwas schwierig, so der Calwer OB. Tischtennisplatten scheinen auch an der Heinrich-Emanuel-Perrot Realschule nicht mehr "en vogue" zu sein: Die auf dem Pausenhof soll ebenfalls entfernt werden. Sehr zum Erstaunen von einigen Gemeinderäten fehlen bislang an vielen Schulen Getränkeautomaten.

Insbesondere für die jüngeren Bürger in Calw, die noch keinen Führerschein haben, spielt der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) eine große Rolle. Vor allem die Stadtteile sind abends nur schwer zu erreichen. Der OB kann aber, was dieses Thema angeht, schon einen handfesten Plan vorweisen: "Im Jahr 2020 kommt der neue Nahverkehrswegeplan für die Region Calw, dieser sieht eine stündliche Anbindung aller Ortsteile bis 23 Uhr vor", verkündet Eggert.

Verkehr

Eher überraschend für den Gemeinderat war der Hinweis der Schüler, dass sie sich hinsichtlich der Verkehrssituation in Stammheim nicht sicher fühlen. Gerade für Fahrradfahrer sei die Kreuzung Mühläckerstraße/ Hauptstraße laut der Jugendlichen gefährlich.

Die Stadtverwaltung werde sich der Thematik in den kommenden Monaten annehmen, verspricht der OB. Auch mit den anderen Ideen werden sich die einzelnen Fachbereichsleiter beschäftigen und Listen erstellen, auf der die Machbarkeit sowie die Prioritäten der einzelnen Projekte geordnet werden.

Fazit

Mit den Ergebnissen der Jugendbeteiligung ist Eggert höchst zufrieden. "Die Jugendlichen sind mit Feuereifer dabei", freut er sich. Die Stadt versuche Machbares umzusetzen, sage aber auch offen, was nicht geht. "Die Jugendlichen verstehen dann auch, warum es zum Beispiel schwierig ist, ein neues Kino zu bekommen und so weiter."

Insgesamt bekommen die Jugendlichen laut dem OB durch die Beteiligung einen tieferen Einblick in die Stadt. "Und wir in die Wünsche der Jugendlichen."