Sven Cravotta befasst sich mit mittelständischen Familienunternehmen. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Sven Cravotta erforscht mittelständische Familienunternehmen / SRH Hochschule bietet sich als Plattform an

Von Alfred Verstl

Calw. Die mittelständischen Familienunternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Das ist in vielen Sonntagsreden zu hören. Für forschende Wirtschaftswissenschaftler sind sie gleichwohl ein lohnendes Objekt.

Dass viele dieser Unternehmen finanziell auf gesunden Füßen stehen und solide geführt werden steht sicher außer Frage. Dennoch gibt es genügend zu erforschen. Davon ist Sven Cravotta, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft an der SRH Hochschule Calw, überzeugt.

Damit hat sich der 35-jährige gebürtige Aalener, der vor zwei Jahren zum Professor berufen wurde, schon 2010 während seiner Zeit an der Universität Witten/Heardecke befasst. Mittelständische Unternehmen haben ganz klassische Probleme, die für Cravotta noch nicht ausreichend erforscht sind. Was tun, wenn sich Familienzweige über die Unternehmensstrategie nicht einig werden? Was ist, wenn Geschwister, die den Betrieb führen, in Streit geraten? Und da ist noch das Nachfolgeproblem, für viele dieser Unternehmen zuweilen ein schwieriges Thema.

Cravottas wissenschaftliche Arbeiten haben durchaus schon zu praktikablen Ergebnissen geführt. Aufgrund seiner Daten kommt der Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass eine "hybride Führung" durchaus erfolgversprechend sein kann. Hybrid, das kennt man eher vom Automobilantrieb. In diesem Fall ist die gemeinsame Führung solcher Unternehmen durch Fremdmanager und Familienmitglieder gemeint.

Der junge Wirtschaftsprofessor sieht das Thema in Calw gut angesiedelt. Mittelständische Familienunternehmen prägen die Wirtschaft der Region. Dahinter verbirgt sich so mancher Weltmarktführer, von dem außer seinen zumeist zufriedenen Kunden kaum jemand was weiß. "Hidden Champions" nennt man das auf neu-schwäbisch – Unternehmen, die lieber im Verborgenen blühen.

Das muss nicht sein, meint Cravotta. Die SRH Hochschule möchte da gerne eine Plattform bieten. Kontakte von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald bis hin zu Jürgen Ott, dem Vorsitzenden des Calwer Gewerbevereins, bestehen bereits. Und es könnte ein lohnender Forschungsschwerpunkt für die SRH in Calw werden, zumal sich kleinere Hochschulen auf diesem Gebiet nicht immer leichttun. Dadurch könnten sich, so der Dekan des Fachbereichs I, Forschung und Praxis besser verzahnen. Und auf die mittelständischen Familienunternehmen ist auch der neue Studiengang der Hochschule, Marketing Management, ausgerichtet. Da ließe sich dann der Nachwuchs rekrutieren. Auch mit Blick auf den von seinem Kollegen Robert Determann entwickelten Studiengang Kulturmanagement meint Caravotta: "Wir entwickeln etwas, was hier gefragt ist."