Sparkasse: Führung macht sich "schmutzig" für Grundsteinlegung / Kosten im zweistelligen Millionen-Bereich

Es sei ein Anlass "von lokalhistorischer Dimension", hatten Sparkassen-Vorstandssprecher Stephan Scholl seine Redenschreiber ins Manuskript geschrieben. Er selbst sah die Grundsteinlegung für das neue "Turmquartier" deutlich nüchterner und pragmatischer, sprach von einen "Startschuss".

Pforzheim. Der erst einmal den hohen Herren in Nadelstreifen viel Arbeit machen sollte. Scholl selbst, der Vize seines Verwaltungsrats, Calws Landrat Helmut Riegger, Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch und der ausführende Architekt Jürgen Alshut übernahmen es, die stabile Stahlkassette mit ihren wertvollen und "denkwürdigen" Inhalt (unter anderem eine aktuelle Ausgabe des Schwarzwälder Boten) in der Bodenplatte der künftigen neuen Sparkassen-Kundenhalle sicher zu versenken.

Wobei mit Blick auf das tatsächlich viele Geld und Gold in der Stahlbox (je eine Münze und ein Geldschein der aktuellen Euro-Werte sowie ein Goldbarren) auch gleich der massive Beton-Deckel für den Grundstein vor Ort von den Honoratioren selbst gegossen wurde – was kein Problem sei, wie Sparkassen-Chef Scholl ausführte, da er aus seinem Nebenjob im Studium noch als versierter Baufachwerker gelte. Ein wenig vom Beton der Güte "C 25/30" ging trotzdem auch aufs Revers der edlen Vorstands-Roben, aber am Ende war alles perfekt anzusehen – samt polierter Bodenplatte mit dem bekannten "S" des Sparkassen-Logos. Und bekam reichlich Applaus der Festgäste.

Zuvor natürlich gab es auch noch Grußworte und Festreden – wobei man den Eindruck gewinnen konnte: So ein wenig musste und wollte die Sparkasse schon erklären, warum sie diesen künftigen Prachtbau mit Kosten "im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich" tatsächlich brauche. Es werde aber "kein spätbarockes Schloss", so Scholl in seinen Ausführungen, sondern ein "multifunktionales und zukunftweisendes" Gebäude, das zu einem Treffpunkt und Kommunikationszentrum werden solle, von dem die gesamte Umgebung und das gesamte Quartier profitieren werde.

Ehemaliger Bau war nicht mehr sanierungsfähig

Der ehemalige Bau mit der alten Kundenhalle der Sparkasse habe in seinem Ursprüngen aus dem Jahr 1928 gestammt, sei im Krieg arg zerstört worden und mit dem Wiederaufbau und verschiedenen Erweiterungen schließlich an seine baulichen Grenzen gelangt, führte dazu auch Landrat Helmut Riegger für den Verwaltungsrat der Sparkasse aus. Der vor mittlerweile fünf Jahren die Mega-Investition freigegeben habe, nachdem dessen Mitglieder von Scholl "in die ehemaligen Katakomben" des Altbaus geführt worden waren. "Wahrscheinlich hat er (Scholl) dafür extra dort noch ein bisschen Wasser verspritzt", um alles marode und morsch aussehen zu lassen, frotzelte Riegger ein wenig in Richtung des Sparkassen-Chefs mit der handfesten Baustellen-Vergangenheit. Aber dem gesamten Verwaltungsrat sei trotzdem nach dieser Besichtigung mehr als deutlich klar gewesen, dass der Bestand "nicht mehr sanierungsfähig" gewesen sei. Nur ein Neubau habe die Fragestellungen und Probleme etwa mit dem Brandschutz, die es mit dem Altbau der Kundenhalle gab, lösen können.

"Werden auf jeden Fall vor dem BER eröffnen"

Und so werden nun in den nächsten zwei Jahren – nach dem aktuellen "Startschuss" und der Grundsteinlegung – knapp 9000 Quadratmeter "modernster energie- und nutzungseffizienter Gebäudefläche" neu entstehen, wie Architekt Jürgen Alshut in seinem Vortrag erläuterte. Wobei neben der neuen Kundenhalle reichlich Büroflächen realisiert werden sollen, von denen ein Großteil (1300 Quadratmeter) auch an externe Mieter gehen sollen – und so zusätzlich für einen Deckungsbeitrag des Neubaus sorgen werden.

Die Superlativen: Über 8000 Quadratmeter vorgefertigter Beton-Deckenelemente werden verbaut werden, die 28,5 Kilometer Leitungen für Heizung und Kühlung enthalten würden, plus 3,5 Kilometer Lüftungskanäle, 500 Einbauleuchten und 4900 Akustikabsorber. Dazu werden auf der Baustelle über 5000 Kubikmeter Beton, 800 Tonnen Stahl, 160 Kilometer Elektrokabel, 65 Kilometer Datenleitungen und 1400 Quadratmeter Fensterflächen verbaut. Fertig werden soll das alles "bis Mitte 2020", wobei Scholl bewusst offen ließ, wann genau das dann sein könnte. Nur soviel: "Wir werden auf jeden Fall vor dem Hauptstadtflughafen BER eröffnen!"

Übrigens: Wie schon während der Abrissphase der alten Kundenhalle, will die Sparkasse die riesige Baustelle im Zentrum ihrer Hauptsitzes auch während der Erstellung des neuen Rohbaus nicht verstecken. Auch in den kommenden Monaten sollen Events wie die Graffiti-Aktion oder der Bike-Trail, die im vergangenen Jahr die Baugrube "rockten", die Bürger und Kunden an den Neubau heranführen. Auch für den jetzt beginnenden, formal "dritten Bauabschnitt" habe man bereits "tolle Ideen", wie man die spektakuläre Baustelle im Zentrum von Pforzheim "bespielen" könnte.