Bringt mit einer unglaublichen Leichtigkeit persönlich erlebte und messerscharf beobachtete Situationen auf die Bühne: Kaya Yanar, der die Zuschauer beim Klostersommer begeisterte. Foto: Fritsch

Kaya Yanar nimmt die Zuschauer mit auf eine rasante Reise durch die Kulturen. 

Calw-Hirsau - Eine riesige Bühne und Kaya Yanar, sonst nichts. Doch von der ersten Minute an hängt das Publikum im ausverkauften Kreuzgang des Hirsauer Klosters an seinen Lippen, um ja keinen Gag und keine Pointe zu verpassen.Der bekannte Comedian aus Frankfurt mit türkisch-arabischen Wurzeln und Muttersprache Deutsch hat unter dem Motto "Life und unzensiert" beim Calwer Klostersommer mit einem Potpourri aus bisherigen Auftritten und neuem Programm begeistert.

Mit lebhafter Mimik und pointierter Gestik nahm er seine Fans und die, die es an diesem Abend wurden, mit auf eine rasante Reise durch die Kulturen. Seine eigene Vita bietet ja jede Menge Stoff für komische Situationen im interkulturellen Zusammenleben. Zum Beispiel, wenn der Vater für den Religionsunterricht entscheidet, Kaya geht "evangolisch" und Bruder Erkan "kathelisch" und bei Widerworten droht: "Isch geb disch gleisch."

Auf der Suche nach Frau Yanar

Er sei weltweit auf der Suche nach Frau Yanar, gesteht der Witzbold, er habe immer alles auf später verschoben, aber nun mit 37 gehe er stark auf die 50 zu und da werde es jetzt Zeit. Doch ist es gar nicht so einfach, die Richtige zu finden. Türkische Frauen etwa haben zwei Nachteile, nämlich Vater und Bruder. Spanische sind einfach zu kurz für ein ausdauerndes Vorspiel im Gegensatz zu den langen Skandinavierinnen, bei denen jedoch durch ihre seltsame Sprache die Erotik im Eimer ist, sobald sie den Mund aufmachen. Genauso bei den Schweizerinnen und dem Schweizer-Deutsch, das sich anhört, als ob sie ständig auf etwas reiten.

Überhaupt Sprache: Sie ist ein unerschöpfliches Spielfeld für Kaya Yanar, in dem er aufzeigte, dass Botschaften in manchen Sprachen gar nicht ernst genommen werden können. Man stelle sich nur mal ein Terroristenvideo vor, in dem holländisch gesprochen wird. Oder Kroatisch, die Sprache fast ohne Vokale, ist hart und stockend wie Surfen zwischen Sandbänken. "Warum schreibt man Kuss mit zwei ›s‹ und Bus nur mit einem?", stellen sich Zuwanderer im Deutschunterricht die Frage. Wahrscheinlich, weil es zum Küssen zwei braucht und man im Bus auch alleine sitzen kann.

Taxifahren in Istanbul ist ein Himmelfahrtskommando nach dem Motto: "Wenn Allah will, dass wir sterben, dann sterben wir!" Und wenn Türken in die Heimat in Urlaub fahren, dann kommen die Deutschen gleich mit. Herrlich die Episode von den Rentnern Ingeborg und Häärbert, der Geheimwaffe der Deutschen. Sie stehen um 5 Uhr auf – zu einer Uhrzeit, die es für Türken gar nicht gibt – um ihre Liegestühle zu markieren, schlafen noch ‘ne Runde, frühstücken gemütlich und machen eine Stadtrundfahrt, um sich um 15 Uhr dann mit den Russen anzulegen, denen sowieso der ganze Strand gehört.

Kaya Yanar liebt seine Figuren, und seine Witze und Gags sind nicht verletzend. Er steigert die Klischees und Vorurteile, die auf allen Seiten herrschen, ins Absurde und hält damit seinen Zuhörern unausweichlich den Spiegel vor. Mit einer unglaublichen Leichtigkeit bringt er persönlich erlebte und messerscharf beobachtete Situationen zu einem zweistündigen Programm voller Gags und Parodien zusammen, bei dem sich das Publikum non-stop wegschmeißt vor Lachen.