Stöbern in historischen Relikten (von links): Ehrenarchivar Siegfried Renner, Sparkassenvorstandssprecher Stephan Scholl, Calws Landrat Helmut Riegger, Pforzheims Stadtoberhaupt Peter Boch und der Enzkreis-Landrat Bastian Rosenau. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Bank: Erhaltene Dokumente zeigen noch Brandspuren vom großen Bombenangriff 1945 / Tiefer Blick in die Geschichte

Auf den Tag genau 185 Jahre alt wurde die Sparkasse Pforzheim-Calw am Freitag. Anlass genug für einen offiziellen Blick zurück in die Geschichte der größten Sparkasse in Baden-Württemberg. Und um ein bisschen (weiter) zu feiern – mit Sekt für die Kunden. Und ungewöhnlicher Arbeit für die Chefs.

Pforzheim/Calw. Denn sowohl Sparkassen-Vorstandssprecher Stephan Scholl, als auch die Mitglieder seines Verwaltungsrates nahmen pünktlich zur Mittagszeit Aufstellung an der Kasse des SB-Restaurants im Sparkassen-Stammhaus – für einen guten Zweck: Jeweils fünf Euro der verkauften Mittags-Gerichte sollten einem guten Zweck zugeführt werden. Was zumindest für Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch – angesichts der (ewig) klammen Kassen seiner Stadt – mal die Gelegenheit bot, "an einer vollen Kasse zu arbeiten", wie er lachend gestand.

Zuvor hatten Sparkassen-Vorstand und Verwaltungsrat ganz oben im Panorama-Saal des Sparkassenturms ein wenig die bewegte Geschichte das Bankhauses Revue passieren lassen – assistiert dabei von Siegfried Renner, einstiger Chefbuchhalter. Der Herr der Zahlen. Der heute, selbst 76-jährige und längst im Ruhestand, als so etwas wie der General-Verweser der nach fast zwei Jahrhunderten noch übrig gebliebenen historischen Devotionalien des exakt am 29. November 1834 als "Städtische Sparkasse Pforzheim" gegründeten Geld-Instituts waltet. Viele historische Zeugnisse seien im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, bedauerte der heutige Vorstandssprecher Scholl. Aber manches habe im großen Tresor damals auch überlebt – wobei Ehren-Archivar Renner die staunende Pressemeute darauf hinwies, dass einige der jetzt eigens zur Jubiläums-Pressekonferenz ausgelegten originalen Urkunden und Dokumente "noch deutlich sichtbare Brand-Spuren" von der verheerenden Katastrophe damals zeigten.

Ansonsten aber sei die 185 Jahre lange Unternehmens-Geschichte der Sparkasse Pforzheim Calw eine ungebrochene Erfolgs-Story. Wobei es Calws Landrat Helmut Riegger als Vorsitzender des Sparkassen-Verwaltungsrates übernahm, zumindest ein paar der Superlative aus dieser großen Historie aufzuzählen: wie erwähnt, seit der Fusion zwischen der damaligen Stadt- und Kreissparkasse Pforzheim mit der Kreissparkasse Calw im Jahr 2003 die größte Sparkasse Baden-Württembergs; dazu Platz acht im bundesweiten Ranking. Bilanz-Summe: 12,3 Milliarden Euro. Geschäftsvolumen: 12,6 Milliarden Euro. 1800 Mitarbeiter, 110 Filialen und Niederlassungen – die man, so zumindest ein Ausblick von Riegger in die Sparkassen-Zukunft, künftig nicht ausdünnen wolle, sondern zum maximalen Kundennutzen "weiterentwickeln" – gerade mit Blick auf die neuen digitalen Geschäftsprozesse.

Noch mehr Erfolge: größter Edelmetallhändler in ganz (!) Deutschland mit einen Handelsvolumen von acht Tonnen Gold und 64 Tonnen Silber im vergangenem Geschäftsjahr. Für die sonst eher strukturschwachen Landkreise, die im Rahmen eines Zweckverbands das Geschäft ihrer Sparkasse tragen (auch das einzigartig in der Bankenlandschaft, auch bei den Sparkassen), sei das Bankhaus aber noch weit mehr als zum Beispiel der wichtigste Finanzier des Mittelstands, gerade auch in schwierigeren Zeiten.

Mit dem Tochterunternehmen "Sparkassen-IT" sei das Unternehmen auch zu einem leistungsfähigen Garant beim Ausbau der Breitband-Infrastruktur im Nordschwarzwald geworden – mit inzwischen knapp 1000 Kilometer eigenem Glasfaser-Netz.

Udo schaut auch vorbei

Weiteres Lob für die Sparkasse von Landrat Riegger – kurz zusammengefasst: "Bester Wirtschaftsförderer, den wir in der Region haben! Die Sparkasse springt dort ein, wo private Banken alle ablehnen" – bei der Finanzierung von Betrieben im Tourismus zum Beispiel; bei der Ausstattung mit Konten oder der Auszahlung von Geldern für Flüchtlinge. Durch die Übernahme von Beteiligungen von Unternehmen, die sich im schwierigen Fahrwasser befinden. "Hier wird kein Shareholder Value bedient", also keine Gewinne für Gesellschafter erwirtschaftet, "sondern ein Infrastruktur-Auftrag für die Region erfüllt". Zum Wohle aller Bürger. Weshalb – auch das mochte in den Berichten aus der Geschichte der Sparkasse überraschen – der Bankbetrieb ursprünglich als eine "Außenstelle des Bürgermeisteramtes" organisiert war. "So, wie es heute läuft, ist es mir aber lieber", so Vorstandssprecher Scholl mit einem Augenzwinkern.

Wer nun denkt, das Feierjahr der Sparkasse Pforzheim Calw müsste nun aber so langsam doch vorüber sein – schließlich begleiten das ganze Jahr schon Empfänge, die Gala im Mai, Preisausschreiben und Sonderaktionen das ungewöhnliche Jubiläumsjahr –, der irrt. Das in diesem Jahr gestartete Musical-Projekt der von der Sparkasse geförderten Udo Lindenberg-Stiftung an verschiedenen Pforzheimer und Calwer Schulen wird auch noch das komplette kommende Jahr laufen und an den 185. Sparkassen-Geburtstag erinnern – bis zur großen Musical-Premiere im Herbst 2020. Zu der "Udo auf jeden Fall auch vorbei gucken wird", wie Stephan Scholl schon mal verriet.