Kim-Susanne Hennefarth links) und Madeleine Nestle (rechts) bringen unserer Reporterin eine Choreographie bei. Foto: Fritsch

Mittendrin: Tanzen mit den Weltmeisterinnen des Altburger Dance Movements. Redakteurin probiert es aus. Mit Video

Calw - Bein hoch, Arm runter, Schultern zurück und immer lächeln. Beim Tanz-Training mit Kim-Susanne Hennefarth und Madeleine Nestle vom Altburger Dance Movement (ADM) kommt unsere Reporterin ganz schön ins Schwitzen.

Die 21-jährige Kim und ihre 16-jährige Tanzpartnerin Madeleine haben als Duo "UNiQUE!" schon so ziemlich alles gewonnen, was man in ihren Tanzsparten gewinnen kann. Sie sind Deutscher Meister, Europameister und seit einigen Wochen sogar Weltmeister in der Kategorie Discodancing. Hinzu kommen etliche Preise mit den  McDreamies und den Minikids, die sie trainieren.

Einmal mit Weltmeistern zu tanzen, denke ich mir, das wäre doch was. Tanzerfahrung bringe ich mit. In meiner Kindheit und Jugend habe ich Unterricht im Jazz Dance genommen, später selbst eine Gruppe Kinder trainiert.  Seit einigen Jahren nehme ich nur noch Unterricht im  Standard- und Lateintanz und ich gebe zu: Das "normale" Tanzen fehlt mir. Umso größer ist also meine Vorfreude, als ich mich auf den Weg zu den Unterrichtsräumen des ADMs mache.

Die beiden jungen Frauen fackeln nicht lang. Nur kurz umziehen, dann geht es auch schon los mit dem Aufwärmen. Die beiden erklären nicht viel. Man ist als Tänzer gezwungen, gut aufzupassen. Ich finde das gut, immerhin verwirrt das viele Reden oft mehr, als es hilft.

Nach zwei Liedern wird es interessant: "Wir haben uns eine kleine Choreografie ausgedacht. Fangen wir einfach mal an", sagt Kim. Das Lied kannte ich bisher noch nicht, aber es gefällt mir: "No Excuses" von Meghan Trainor.

Während der ersten Takte ist Improvisationstalent gefragt. "Einfach ein bisschen bewegen", so die Anweisung von Madeleine. Bei den ersten Durchgängen traue ich mich noch nicht so recht.

Diese eine Stelle will und will nicht klappen

Neben den beiden Profis möchte man sich ja auch nicht blamieren. Aber wir sind  unter uns, also taue ich nach und nach mehr auf.  Dann folgen acht Takte nach vorne laufen – selbstredend möglichst elegant – posieren und wieder zurück. Bis dahin an Schwierigkeit also noch überschaubar.

In kleinen Abschnitten zeigen mir die Tänzerinnen nun die Abläufe ihrer Choreographie. Zuerst ganz langsam die einzelnen Schrittfolgen. Diese werden dann nach und nach im "Ich packe meinen Koffer"-Stil aneinandergehängt. Das klappt "trocken", also ohne Musik, ziemlich gut. Wahrscheinlich kommt mir hier die frühere Tanzerfahrung zugute.

Auf Musik im entsprechenden Tempo, das wirklich irrsinnig schnell ist, wenn man die Choreo gerade erst gelernt hat, sieht es schon anders aus. Während ich noch froh bin, die eine Bewegung pünktlich geschafft zu haben, sind die Mädels schon wieder bei der nächsten. So langsam komme ich richtig ins Schwitzen. Und mein Ehrgeiz ist geweckt.

"Machen wir's noch mal", fordere ich die Tänzerinnen auf. Besonders eine Stelle wurmt mich, weil ich dort jedes Mal aus dem Tritt komme. "Das kann doch nicht sein", denke ich mir. Besonders, da sie ohne Musik gut funktioniert. Linkes Bein anwinkeln und mit dem rechten Arm vor dem Körper berühren, dann das rechte Bein mit dem linken Arm hinter dem Rücken. Das Ganze zweimal.

Die Schwierigkeit hierbei besteht nicht in dem Bewegungsablauf an sich. Vielmehr ist es der Kopf, der nicht recht mitmacht. Es ist nämlich gar nicht so leicht, sich die ganzen Tanzschritte in der richtigen Reihenfolge zu merken. Zumal wir bislang nur etwa eine Stunde Zeit hatten. Mehrmals tanzen wir die ganze Choreo durch, das ein oder andere Mal klappt es. Meistens aber scheitere ich an ebendieser Stelle. Entgegen der Aufforderung meiner Trainerinnen, einfach weiterzumachen, wenn etwas schiefgeht, muss ich mich  zusammenreißen, nicht laut zu fluchen.

Weitere Schwierigkeit: Im Tanz ist vorgesehen, zwei Runden  in "Headbanging"-Manier den Kopf zu kreisen. Abgesehen davon, dass es bei Madeleine und Kim aufgrund ihrer langen Haare schon von vorneherein wesentlich spektakulärer aussieht, als bei mir - ich bekomm das  nicht hin. Vielleicht hab ich ja unterbewusst Angst davor, mir den Nacken auszurenken. Wer weiß. Trotzdem: Es macht wahnsinnig Spaß, mal wieder zu tanzen. Die Mädels sind gut drauf und loben immer wieder zwischendurch. Man merkt ihnen an, wie viel Freude ihnen das Tanzen macht. Das steckt an.

"Egal auf welchem Platz wir landen, wir wollen Spaß haben", sind sie sich einig. Das 2012 gegründete ADM sei inzwischen wie eine große Familie. Und das zählt für die beiden jungen Frauen. "Der Erfolg ist aber natürlich toll und der Applaus unbezahlbar", sagt Kim.

Der kommt aber nicht von ungefähr, so viel ist sicher. Mindestens einmal die Woche trainieren Madeleine und Kim als Duo zusammen, hinzu kommt noch ein- bis zweimal wöchentlich das Training mit den Kids. Wenn ein Wettbewerb ansteht, kommen noch Sonderproben hinzu. Und während andere in ihrem Alter am Wochenende von einer Party zur nächsten tingeln, sind Madeleine und Kim auf Wettbewerben in ganz Deutschland unterwegs. Wie das alles neben Schule und Medizinstudium sowie weiteren Hobbies zu stemmen ist? "Man muss es nur richtig  organisieren", sagt Kim. "Es ist stressig, aber macht Spaß", fügt Madeleine hinzu. Frei nach dem Motto: "Hauptsache tanzen."

Das werde ich mir künftig auch wieder mehr zu Herzen nehmen. Und da ich die Choreo der Mädels als Video auf meinem Handy habe, kann ich sie zuhause immer wieder üben. Bis auch die kniffligste Stelle sitzt.

Zur Serie:

Es wird Zeit für einen Selbstversuch. Ob ganz alltäglich oder doch außergewöhnlich, ob schweißtreibend-sportlich oder musisch-entspannt – unsere Reporter geben in der Serie "Mittendrin" alles. Sie schwitzen mit beim Sport,  wagen sich in den Boxring oder versuchen sich als Tierpfleger.