Teile des Gemäuers wurden mit Farbe besprüht. Foto: Schwarzwälder Bote

Stadt sowie zuständige Behörde setzen Belohnung für Hinweise aus. Steinmetz ermittelt Schadenshöhe.

Calw-Hirsau - Eine böse und traurige Entdeckung: Mauern der ehemaligen Klosteranlage in Hirsau wurden mit Farbe besprüht, Treppenstufen beschädigt, Abdeckfolien zerrissen sowie Teile des altehrwürdigen Mauerwerks entfernt und in der gesamten Anlage verteilt. "In dieser Massivität gab es solch einen Vorfall, so lange ich da bin, noch nicht", sagte Michael Hörrmann, seit elf Jahren der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Die aktuellen Schäden wurden vorige Woche im Kloster Hirsau entdeckt. Entstanden sind sie wahrscheinlich in der Nacht vom 17. auf 18. Juni, wie es in einer Pressemitteilung der Staatlichen Schlösser und Gärten heißt. Die Beschädigungen würden sich im Bereich der ehemaligen Klosterküche konzentrieren, einem Teil der Ruine gleich an den Kreuzgang anschließend.

Jahr für Jahr ein Touristen-Magnet

Die Hirsauer Klosterruine ist nicht nur ein Kulturdenkmal von herausragender Bedeutung, sondern Jahr für Jahr ein Anziehungspunkt für viele Touristen. Der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Pforzheim, zuständig für die Erhaltung der Mauern, werde daher Anzeige erstatten, heißt es in der Mitteilung weiter. "Die Polizei wurde bereits mündlich vom Landesbetrieb über die Beschädigungen informiert", so Hörrmann. Angezeigt werde der Vorfall im Laufe des Montags, gab der Geschäftsführer an. Außerdem sei ein Steinmetz mit der Begutachtung der Schäden beauftragt worden. "Wir werden nicht zulassen, dass kulturelles Erbe, das wir bewahren wollen, auf diese Weise zerstört wird", betonte Hörrmann. Man wolle klare Kante zeigen und wenigstens dazu beitragen, die bislang unbekannten Täter zu ermitteln. Dies sei beispielsweise unlängst nach Beschädigungen am Residenzschloss in Mergentheim gelungen.

1000 Euro Belohnung für Hinweise

Aufgabe der Staatlichen Schlösser und Gärten sei es, kulturelles Erbe zu bewahren und der Bevölkerung Teilhabe an selbigem zu ermöglichen. Solche Kulturgüter gehörten allen. Anlagen wie die in Hirsau dauerhaft, beispielsweise mit Kameras, zu sichern, sei finanziell unverhältnismäßig, denn 99 Prozent der Besucher und Passanten gehe pfleglich mit der historischen Anlage um. Nur ein Prozent habe keinen Respekt vor unwiederbringlichen Werten: "Wenn historische Bausubstanz einmal beschädigt ist, ist sie für immer verloren und kann nur noch, wenn auch exakt nachempfunden und für den Laien nicht erkennbar, nachgebildet werden."

Die Stadt Calw und die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg setzen laut Pressemitteilung gemeinsam eine Belohnung von 1000 Euro aus für Hinweise, die zur Ermittlung der Täter führen. "Uns geht es auch darum, die Bevölkerung zu sensibilisieren. Wer beobachtet, wie jemand den Mauern von Kloster Hirsau einen Schaden zufügt, soll den Vorfall gleich der Polizei melden", erklärte Hörrmann.