Die Frauen bereiten das Essen zu. Foto: Stocker

Für Muslime hat der Ramadan begonnen. Bis 9. September tagsüber kein Essen und Trinken.

Calw-Hirsau - Es war das erste Wochenende des diesjährigen Ramadan im Islamischen Kulturzentrum in Hirsau. Während jeweils am Nachmittag Frauen Mahlzeiten zubereiteten, versammelte sich die Gemeinschaft der Moschee im Laufe des Abends zum so genannten Fasten brechen.

Mit dem Sonnenuntergang spricht Imam Adnan Tuncer, also der Vorbeter, das Abendgebet, bevor zusammen das Mahl eingenommen wird. "Die ersten drei Tage sind die schwersten, dann hat sich der Körper daran gewöhnt", erzählt Ileli Gülsen vom Beginn des islamischen Fastenmonats am vergangenen Mittwoch.

Er ist auf den neunten Monat des islamischen Mondkalenders festgelegt. Da sich dieser um elf Tage von unserem Kalender unterscheidet, verschiebt sich der Zeitraum, so dass ein Zyklus entsteht, bei dem rund alle 36 Jahre das gleiche Datum erreicht wird.

Ausgenommen sind beispielsweise Schwangere

Bis 9. September verzichten Muslime zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. "Beim Abschmecken der Speisen helfen Frauen, die nicht fasten können oder sollen", berichtet Gülsen. Ausgenommen beispielsweise sind Schwangere.

Gülsen organisiert die Vorbereitungen und das Kochen zusammen mit vier Frauen. Etwa 150 Muslime treffen sich in Hirsau an jedem Wochenende. "Wir bieten damit die Möglichkeit der Gemeinschaft", erklärt Sahin Kemal. Er sieht darin eine Alternative zum traditionellen gegenseitigen Einladen während des Ramadan. Wie der Vorsitzende des Vereins erläutert, lassen das Arbeitsleben und die Wohnverhältnisse die Einladungen nicht immer zu.

Die türkischen Mitbürger berichten von zunehmender Toleranz für den Ramadan in ihrem Umfeld. "Vor mir wird nicht getrunken oder geraucht", erzählt Fatih Terzi vom Respekt seiner Arbeitskollegen. Vor Sonnenaufgang isst er Nudeln und Käse, um die Ernährungsumstellung in der Fastenzeit besser zu bewältigen. Schüler und Auszubildende erhalten Berichten zufolge kleine Erholungspausen, während Kinder bis zwölf Jahren vom Ramadan ausgenommen sind.

"Die Religion der Muslime fußt auf fünf Pfeilern, ebenso wie die unseres Christentums", verweist Klaus-Peter Hartmann auf Parallelen. So finden sich Passagen des Vaterunsers" im Glaubensbekenntnis der Muslime wieder. Auch das Fasten, Beten oder die Wallfahrt sowie der Caritasgedanke sind in beiden Religionen eingebettet, so der Theologe, Orientalist und Religionssoziologe.