Die Balletttänzerinnen tanzten auch zum Radetzkymarsch der Jungen Philharmonie. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Junge Philharmonie, Sängerknaben Gitarrenorchester sowie Tänzer treten vor voller Aula auf

Calw. Seit 1977 hat die Calwer Musikschule den Anspruch, eine qualitativ hochwertige Ausbildung auf den verschiedensten Musikfeldern zu bieten. Beim Neujahrskonzert überzeugten sich die Besucher in einer ausverkauften Calwer Aula von der Leistungsstärke der Schule. Neben Beiträgen verschiedenster Instrumentalisten bestachen sowohl die Aurelius Sängerknaben als auch die Ballettformationen sämtlicher Altersstufen.

Musikschulleiter Olaf Kerkau deutete das riesige Interesse der Bevölkerung als "Steilvorlage", um Oberbürgermeister Ralf Eggert direkt anzusprechen. "Es schreit förmlich nach einem Neubau einer Philharmonie", betonte er. Um dann sofort den Calwer Schultes zu loben. Man sei sich bewusst, dass die Stadt ein starkes Fundament für die Musikschule darstelle, so Kerkau. Dabei wisse man den Oberbürgermeister als Bindeglied zwischen "Legislative und Exekutive ganz heftig an unserer Seite".

Das Neujahrskonzert werde, so der Musikschulchef, einen weiten Bogen spannen. Von "ganz Klein bis ganz Groß". Bewährtes werde auf Neues treffen. Neues, wie die Darbietung der Früherziehungsabteilung mit dem "lustigen Schneemann" gefiel und animierte zu donnerndem Applaus. Auch das "Kinderballett" brachte den vielen Menschen im Saal mit der Darstellung des "Don Quijote" viel Freude.

Neues offenbarte sich auch bei Ausschnitten aus der im März erscheinenden CD der Aurelius Sängerknaben. Die Aurelianer begaben sich auf dem Tonträger mit dem Mannheimer Harfenquartett auf eine "musikalische Weltreise mit internationalen Liedern". Beim Konzert streiften die Jungen und Männer sowie die Harfisten die Länder Italien, Griechenland und Frankreich mit je einer bekannten Volksweise.

Zuschüsse an Leute, die sich das Musizieren nicht leisten könnten

Eingebettet zwischen zwei Ballettaufführungen begrüßte der Vorsitzende des Freundeskreises, Bernd Pletschen, den griechischen Gast in dessen Landessprache. Pletschen nutzte die Gelegenheit, die Arbeit des Freundeskreises zu beschreiben. "Der Kreis und die Musikschule arbeiten bereits seit fast 45 Jahren eng und erfolgreich zusammen." Dabei funktioniere das Miteinander vertrauensvoll, transparent, strukturiert und freundschaftlich. Durch Spenden flossen im vergangenen Jahr Zuschüsse an Musiker, die sonst nicht die Möglichkeit gehabt hätten, das Musizieren zu erlernen, weil sie es sich schlichtweg nicht leisten können, so Pletschen. Das betraf im vergangenen Jahr etwas mehr als 40 Kinder und Jugendliche. Zum anderen wurden Projekte in allen Abteilungen der Musikschule gefördert. Beispielsweise erhielten die Aurelianer Zuschüsse zur bereits erwähnten CD-Produktion. Auch verhalf der Förderverein zu einem Ballettboden im Tanzhaus in der Altburger Straße sowie zu einer Orchesterfreizeit in Latsch.

Letztendlich stelle sich die Förderung der drei Musikschulsparten als Bereicherung für die Stadt dar. Pletschen überreichte dem OB, gleichzeitig Schirmherr der Veranstaltung, einen mit dem Musikschullogo gestalteten Regenschirm.

Instrumental, tänzerisch und singend reihten die jungen Künstler dann einen Höhepunkt an den nächsten. Die Junge Philharmonie unter der Leitung von David Raiser eröffnete mit Händels Feuerwerksmusik das Vorspiel, um später mit einem Bouree und Menuett gekonnt nachzulegen. Das Ballett unter der Leitung von Christa Steyer präsentierte Adolph Adams Frühlingstanz. Der französische Opern- und Ballettkomponist lieferte auch die Vorlage für den Solisten Lukas Plappert zu dessen Spiel auf der Viola. Seine und die der jungen Philharmonie mit Sonderbeifall bedachte Darbietung der "Giselle" überzeugte. Ebenso eine Mazurka des Balletts. In die Dramaturgie des Programmablaufs passte das 24-köpfige Gitarrenorchester der Musikschule unter der Leitung von Helmut Rauscher perfekt. Die Klänge der Gitarren beeindruckten bei Maria Linnemanns "The Parting Glass", bevor das Ensemble aus Gitarrenschülern und -lehrern einen feurigen Tango aus den Saiten zauberte.

Dass die Musikschule im Laufe der Jahrzehnte den Ruf als "Künstlerschmiede" erwarb, war spätestens beim Klavierquartett g-Moll (Mozart) hörbar. Emilia Hafner (Violine), Valentin Stotz (Viola), Carlotta Raiser (Violoncello) und Samuel Heinrich (Klavier) machten deutlich: Calw wird nicht Endstation einer Entwicklung von Nachwuchskünstlern sein.

Fetzig tanzte die Jazz-Dance-Gruppe unter der Leitung von Sabine Steimle unter anderem zu dem Song "Run boy run". Nochmals beeindruckten die Jungen Philharmoniker mit ihrem Können, als sie den Philomelenwalzer nach Strauß spielten. Wie es sich für ein Neujahrskonzert gehört, spielten sie ganz zum Schluss den Radetzkymarsch. Dabei überraschten entsprechend gekleidete Balletttänzerinnen im Hintergrund. Sie boten mit ihrer Choreografie den schön anzusehenden Farbtupfer.