Soziales: Teilnahme an Aktionswoche "Armut bedroht alle" / Teil sechs

Calw. "Der Mensch ist mehr als eine Zahl" lautet das Motto der diesjährigen Aktionswoche "Armut bedroht alle" der Liga der freien Wohlfahrtspflege. Mehrere soziale Einrichtungen aus Calw beteiligen sich an diesem Projekt. Sie stellen im Vorfeld des Aktionstages am Donnerstag, 24. Oktober, Schicksale von Menschen vor, die von Armut betroffen sind.

Im sechsten Teil der Serie geht es um das Thema psychische Erkrankungen. Bundesweit erfüllt mehr als jeder vierte Erwachsene, im Zeitraum eines Jahres, die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Krankheitsbilder wie Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen sowie Störungen durch Alkohol- und Medikamentenmissbrauch sind häufig vertreten.

Häufig vertretene Krankheitsbilder

Sowohl für Betroffene als auch für Angehörige kann eine psychische Erkrankung mit massivem Leid und schwerwiegenden Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben einhergehen. Zudem auch für tiefe finanzielle Verluste sorgen. Für Krankheitstage im Beruf würden psychische Erkrankungen als zweithäufigster Grund gelten. Zudem seien sie der häufigste Grund für eine Frührente.

In den meisten Fällen geht einer Frühverrentung eine länger andauernde Krankheitsgeschichte voraus. Nicht selten wird aus einer vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit eine dauerhafte Erwerbsunfähigkeit. So seien alleine im vergangenen Jahr mehr als 70 000 Fälle einer erstmaligen Auszahlung einer Erwerbsminderungsrente auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen. Nach einer Darstellung der deutschen Psychotherapeutenkammer seien diese Frührentner einem erhöhten Risiko von Armut ausgesetzt.

Wie schwer die finanzielle Lebenslage für Betroffene sein könne, wurde anhand eines realen Beispiels erläutert: Eine Klientin, welche durch den Arbeitskreis Offene Psychiatrie (AOP) im Landkreis Calw betreut werde, könne aufgrund psychischer Beeinträchtigungen derzeit keiner Erwerbstätigkeit nachgehen.

Monatlich erhalte die Klientin eine Rente in Höhe von 900 Euro, wegen voller Erwerbsunfähigkeit.

Für die Bezahlung der warmen Wohnungsmietkosten seien monatlich 450 Euro fällig. Für das vorhandene Auto, welches hauptsächlich für die Fortbewegung aus dem Wohnort hinaus diene, würden rund 120 Euro ausgegeben. Verschiedene Versicherungsbeiträge werden mit 80 Euro angesetzt. Kosten für Strom und Internet würden sich auf 90 Euro belaufen.

Für die zwei im Haushalt lebenden Katzen und Lebensmittel plane man circa 160 Euro ein.

Nach Abzug aller monatlichen Ausgaben, sei die Rente komplett verbraucht, sodass 0 Euro verbleiben. Unerwartete Kosten wie Reparaturen an Wohnung oder Auto, Ausgaben für GEZ, Medikamente oder Freizeitaktivitäten seien nicht eingeplant und würden häufig für ein Soll im Konto sorgen.

Im Rahmen der Liga-Aktionswoche möchte der AOP auf die spezielle Lebenssituation psychisch erkrankter Menschen aufmerksam machen und die Unterstützungsangebote der Einrichtung vorstellen.

Weitere Informationen: Die Abschlussveranstaltung der Aktionswoche findet am Donnerstag, 24. Oktober, von 11 bis 15 Uhr am Unteren Ledereck in Calw statt.