Annekathrin Miegel gab interessante Einblicke in regionale und überregionale mönchische Beziehungsstrukturen. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Vereinsgeschehen: "Freunde Kloster Hirsau" unterstützen Historiker bei Drucklegung ihrer Dissertationen

Von Annette Selter-Gehring

Calw-Hirsau. Im evangelischen Gemeindehaus in Hirsau trafen sich die "Freunde Kloster Hirsau" zur Mitgliederversammlung. Im Anschluss an die Berichte über das Vereinsgeschehen und Formalien waren Mitglieder und Gäste zu zwei anspruchsvollen Vorträgen eingeladen.

Studienfahrt als Höhepunkt

Forstfachmann Peter Weidenbach gab Einblicke in die Bedeutung, den Zustand und die Bewirtschaftung des Waldes im herzoglichen Klosteramt Hirsau. Im Anschluss referierte Annekathrin Miegel vom Hessischen Staatsarchiv in Wiesbaden über mittelalterliche Klosterverbrüderungen, die als soziologisches Grundmodell jener Zeit gelten können.

Zu den Höhepunkten der von den Freunden Kloster Hirsau im vergangenen Jahr initiierten Veranstaltungen zählte, so Vorsitzender Klaus-Peter Hartmann, die jährliche Studienfahrt. Sie führte an den Niederrhein, wo historisch bedeutende Städte wie Aachen und Xanten erkundet wurden.

Zu den ständigen Aufgaben, die sich der Verein gesetzt hat, zählt die Pflege des Kräutergartens. "Da sind Helfer immer willkommen", so Schriftführer Armin Langner. Derzeit gehören dem Verein rund 140 Mitglieder an, was, so Langner, die stetig leicht ansteigende Tendenz fortsetze.

Zu den Interessen des Vereins rund um das Kloster und dessen Historie zählt auch das Museum, über dessen aktuelle Ausstellungen informiert wurde. Hans-Martin Dittus, Leiter des Kultur- und Tourismusamtes der Stadt Calw und Vorstandsmitglied des Vereins, berichtete über die aktuellen Kontakte und Verbindungen des Vereins nach Cluny, das Vorbild und ältere Schwesterkloster Hirsaus.

Nach einer kurzen Pause gab Peter Weidenbach einen Einblick in den "Wald des ehemaligen Klosters Hirsau im 18. Jahrhundert". Der Forstfachmann, der in den 1970er-Jahren das Forstamt Bad Liebenzell führte und später als Ministerialrat an der Spitze der Landesforstverwaltung stand, hat anhand von Originalquellen Bedeutung, Zustand und Bewirtschaftung des zum Kloster Hirsau gehörenden Waldbesitzes untersucht.

Vom Raubbau erfahren

Der Wald hatte eine große wirtschaftliche Bedeutung sowohl für die Bewohner des Klosters, als auch die Menschen in den umliegenden Orten. Unter anderem erfuhren di Zuhörer vom Raubbau, der auch im hiesigen Klosterwald betrieben wurde.

Immer wieder unterstützt der Verein junge Historiker und Wissenschaftler bei der Drucklegung ihrer Dissertationen. So auch Annekathrin Miegel, die im Anschluss an Weidenbach über das benediktinische Verbrüderungs- und Memorialwesen, von 12. bis zum 15. Jahrhundert sprach. Vergleichbar mit sozialen Netzwerken, bildete dies ein Beziehungsnetz, das im gemeinsamen Gebet und Totengedenken gründete sowie als zentrales Instrument überklösterlicher Gemeinschaftsbildung galt. Miegel eröffnete einen Blick in eine Facette des mönchischen Lebens und zeigte, wie Beziehungen geknüpft sowie gepflegt wurden, um Wachstum und Gedeihen zu fördern und sich Unterstützung in Krisen- und Konfliktzeiten zu sichern.