Calw hat gewählt. Foto: Hölle

Zahl der Mandate mehr als verdoppelt. Christoph Perrot neuer Stimmenkönig. Freie bleiben stärkste Fraktion. Mit Kommentar.

Calw - Der Sieger der Gemeinderatswahl heißt Neue Liste Calw (NLC). Sie hat ihren Stimmenanteil mehr als verdoppelt und die Zahl ihrer Mandate sogar von zwei auf fünf erhöht. Künftige werden so viele Köpfe die NLC im Gemeinderat vertreten.

Hatte die Neue Liste 1999 noch einen Stimmenanteil von 7,5 Prozent sind es nun 17,1. Alle anderen Listen und Parteien haben verloren.

"Ich freue ich über das Ergebnis", sagte NLC-Gemeinderat Hans Necker, der wieder ins Gremium einziehen wird. Das sei auch das Verdienst der Kandidaten gewesen. Zudem hätten er und Hermann Seyfried in den vergangenen fünf Jahren offenbar vermitteln können, dass vorgegebene Beschlüsse nicht durchgewunken werden, sondern dass es sehr wohl Alternativen zu diskutieren gab.

Grund zur Freude hatten auch die Freien Wähler (FW). Trotz Verlusten von 4,5 Punkten auf 33 Prozent bleiben sie mit Abstand stärkste Kraft im Gemeinderat, auch wenn sie jetzt mit zehn statt elf Mandaten vertreten sein werden. Und die FW stellen erneut den Stimmenkönig. Dieses Mal ist es nicht Thomas Zizmann, der sich diese Krone vor fünf Jahren aufsetzen konnte, sondern Christoph Perrot.

Daran habe er gar nicht gedacht und sei entsprechend überrascht gewesen, sagte der Unternehmer im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Ergebnis führe er nicht allein auf seine kommunalpolitische Tätigkeit in dem Gremium zurück, sondern dies sei auch ein Erfolg der ganzen Fraktion. "Die Mannschaft macht es", sagte Perrot. Und so nehme er sein gutes Ergebnis mit Freude und mit Bescheidenheit zur Kenntnis. Sorge bereite im die stetig sinkende Wahlbeteiligung.

Zum Ergebnis seiner Liste sagte Perrot, dass es aufgrund des neuen Auszählverfahren auch schlimmer hätte kommen können. Man habe im Vorfeld intern damit kalkuliert, dass man möglicherweise auch zwei Sitze hätte verlieren können.

Ein Mandat eingebüßt hat auch die CDU. Dennoch ist Stadtverbandsvorsitzender Sebastian Nothacker, der neu in das Gremium gewählt wurde, froh über dieses Ergebnis. Schließlich habe man mit Petra Fischinger und Manfred Füssinger wichtige Stimmenbringer verloren. Die Christdemokraten, deren Stimmenanteil von 24,2 auf 20,4 Prozent zurückging, haben künftig sechs Mandate.

Den Verlust eines Sitzes hat Gemeinsam für Calw (GfC) zu beklagen, wenn man das Ergebnis mit der FDP von 2009vergleicht. Daraus ist die Formation hervorgegangen.

Der Schritt wurde vollzogen, weil es Parteien noch schwerer haben als freie Listen, Kandidaten zu finden. Das sei, so der bisherige FDP-Fraktionssprecher Jürgen Ott, ein Risiko gewesen. Und daran gemessen sei man sehr zufrieden, sei es doch für den Wähler eine neue Formation gewesen.

"Wir haben unsere vier Sitze gehalten", sagte SPD-Fraktionssprecher Hugo Bott. Es sei besser gelaufen als befürchtet. Er habe sogar den Verlust des Fraktionsstatus befürchtet. Über sein eigenes Abschneiden ist Bott bitter enttäuscht. Das könne, so deutete er an, durchaus Konsequenzen haben.

Kommentar: Verpflichtung

Alfred Verstl

Nach einer Wahl haben eigentlich immer alle gewonnen. Das ist nach dem Urnengang für den Calwer Gemeinderat nicht der Fall. Es gibt nur einen Sieger. Und das ist die Neue Liste Calw (NLC). Sie hat ihren Stimmenanteil und die Zahl ihrer Mandate mehr als verdoppelt.

Da ist zum einen die hartnäckige Arbeit von Hermann Seyfried und Hans Necker honoriert worden. Das Duo ohne Fraktionsstatus hatte es zu zweit nicht leicht. Zum anderen ist es gelungen, bekannte Namen als Kandidaten zu gewinnen. Sich auf die Kommunalpolitik zu konzentrieren, hat sich ausgezahlt. Zur Erinnerung: Vor zehn Jahren hatte die NLC mit Ernst Dietzfelbinger mit einem Gemeinderat begonnen. Jetzt ist man auf Augenhöhe mit CDU und SPD. Mal sehen, wie sich das auf die Arbeit im Gemeinderat auswirkt. Eine Verpflichtung ist das gute Ergebnis für die Neue Liste allemal.