Am Ende gelingt es Momo, mit Hilfe des eigentlichen Hüters der Zeit, dem Meister Hora und dessen Schildkröte Kassopaia, alles zum Guten zu wenden. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Unterstufen-AG des Hermann Hesse-Gymnasiums beeindruckt mit Aufführung von Michael Endes "Momo"

Calw. Kinder-Demo im Hermann Hesse-Gymnasium (HHG). Diesmal wurde aber nicht für ein gesundes Klima gestritten. Vielmehr hielten die Kids den Menschen Schilder mit aufrüttelnden, zeitlosen Botschaften entgegen. "Hütet eure Zeit!", "Eure Zeit wird geklaut" oder auch "Zeitsparen – aber für wen?".

Die Unterstufen-AG des HHG präsentierte "Momo", das Erfolgsstück von Michael Ende. Der erfolgreiche Jugendbuchautor erhielt für diese seltsam anmutende Geschichte von Zeitdieben den Deutschen Jugendbuchpreis. Trifft es doch den Nerv aller Menschen; Alter egal. Zeit wird in allen Lebensbereichen als kostbares Gut gehandelt. Manchen wiederum wird sie gestohlen.

So wurde im Stück gerufen "Arbeiten Sie schneller!", "Unnütze Dinge wie Freude oder Trauer brauchst Du nicht". Die Botschaft war deutlich: Zeit ist wertvoll; einmal verloren gegangen, wird sie zum kostbarsten Gut stilisiert. Überhaupt war das Theaterstück von dem 1995 in Filderstadt verstorbenen Erfolgsautor mit sehr vielen wertvollen Erkenntnissen gespickt. Ratgeber und Lebenshilfe pur – für jung und alt.

Momo (gespielt von Raffaela Lopes) nahm sich immer die Zeit für die Nöte ihrer Mitmenschen. Sie konnte besonders gut zuhören. Dadurch löste sie bei den Mitmenschen Fantasien aus, regte diese zum Spielen und Erzählen an. Der Straßenkehrer Beppo (Hannah Höpfel), hatte die besondere Gabe, Fragen erst nach reiflicher Überlegung zu beantworten.

Mahnendes Beispiel, sich nicht den "grauen Herren" zu unterwerfen

Seiner Meinung nach ist das meiste Leid darauf zurückzuführen, dass die Menschen unüberlegte Dinge sagen. Ein Geheimnis Beppos beeindruckte besonders. "Man darf nie die ganze Straße auf einmal denken. Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig. Dann mache ich meine Sache gut. Und so soll es sein." Fremdenführer Gigi (Chelsea Flad) wiederum war das mahnende Beispiel, dass Fantasie und Originalität in dem Moment verloren gingen, weil er sich den Zeiträubern, den "grauen Herren" unterwarf. Mit fahler Haut qualmten diese Zigarren aus "getrockneter Zeit", ohne diese sie nicht hätten bestehen können. Deshalb versuchten sie immer und immer wieder unter dem Deckmantel "Zeitsparkasse" an die Zeit der Menschen zu gelangen. "Wozu spielen? Ist doch verlorene Zeit", versuchten sie zu locken. Fast wäre es so weit gewesen und die Diebe hätten die Welt, also das Leben, sprich die Zeit, vollends gewonnen. Wäre es zum guten Schluss nicht Momo mit Hilfe des eigentlichen Hüters der Zeit, dem Meister Hora (Angelina Santana) und dessen Schildkröte Kassopaia (Maja Dieterich), gelungen, alles zum Guten zu wenden.

Die Lehrerinnen des HHG, Evelyn Weiß und Julia Buchholz, führten seit November vergangenen Jahres die jungen Schüler an dieses große Menschheitsthema heran. Frisch in der Gymnasiumswelt des HHG angekommen, betraten im vergangenen Jahr die frisch gebackenen Fünftklässler auch die Welt der Schauspielerei. Die kleinen Künstler investierten viel Freizeit, denn sie hatten sehr viel Text, Gestik, Mimik und Choreografie zu lernen. Ein Blick in die stolzen Gesichter beim stürmischen Applaus machte deutlich: Diese zeitliche Investition hatte sich gelohnt.

Dass hinter der gelungenen Aufführung eine mächtige Hintergrundarbeit stecken kann, wurde in den zahlreichen Szenenwechseln deutlich. Von Szene zu Szene wurde jeweils das Bühnenbild neu geschaffen. Zu dieser kreativen wie organisatorischen Meisterleistung trugen Julia und Christian Buchholz ihren Teil bei. Felix Werner und Fabian Neufang sorgten für spezielle Licht- und Akustikeffekte. Die Eltern und noch weitere Helfer an allen Ecken und Enden verdienten sich ebenfalls ein Dankeschön für ihren Beitrag von Zeit. Andreea Trasca, Annalena Perrot, Elya Kaya, Georg und Helen Rathfelder, Johanna Rose, Lilli Rohde, Melanie Groß, Natalie Helm waren die weiteren, mit viel Leidenschaft spielenden, jungen Schauspieler des HHG.

Ihnen gelang es, die Menschen zum Nachdenken anzuregen. Zumindest die, die sich trotz hochsommerlicher Außenwelt die Zeit genommen haben und dem Theaterstück im HHG-Forum als Zuschauer beiwohnten. Sie durften als Dankeschön wertvolle Inputs mit nach Hause nehmen. Dazu passend das Zitat aus dem Theaterstück: "Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen."