Cornelia Bernoulli und Ernst Matthias Friedrich stellten das Ehepaar Luther dar. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformation: "Dialog St. Aurelius" präsentiert vergnügliches Stück

Calw-Hirsau. In der Reihe "Dialog St. Aurelius" präsentierten die evangelische und die katholische Erwachsenenbildung Nördlicher Schwarzwald die Theatercollage "Luthers Lust und Liebe" von Cornelia Bernoulli. In der voll besetzten Aureliuskirche in Hirsau erlebten die Zuschauer einen unterhaltsamen, nachdenklich stimmenden und informativen Abend rund um Martin Luther, seinen "Herrn Käthe" und Zeitgenossen des Reformators.

Entlaufene Nonne

Dabei stand auch die Frage im Raum, welche Rolle "die Lutherin" Katharina von Bora für die Reformation spielte. "Mein Sinn steht der Ehe fern", bekannte Martin Luther noch als Mönch. Am 13. Juni 1525 heiratete er die entlaufene Nonne Katharina von Bora. Er wurde Ehemann und Vater, und sagte aus Überzeugung: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei."

In einer Mischung aus historischer Dokumentation, szenischen Fragmenten, Liebesdrama und Komödie nahmen Bernoulli als Katharina von Bora und Ernst Matthias Friedrich in der Rolle des Martin Luther die nicht nur für die damalige Zeit ungewöhnliche Liebesgeschichte aus verschiedenen Blickwinkeln unter die Lupe. Originalzitate aus Luthers Briefen, die 95 Thesen, zahlreiche Wortschöpfungen des Predigers und Redners Luther und nicht zuletzt "Frau Musica" fügten die beiden Schauspieler aneinander und wandelten ungeniert zwischen dem 16. Jahrhundert und der Gegenwart. Dabei immer waren sie auf der Suche nach den leisen Zwischentönen einer Liebe, die durchaus ihre Höhen und Tiefen hatte.

Bibelzitate und Überliefertes aus den legendären Tischreden im Hause der Luthers, bei denen, entgegen der damals üblichen gesellschaftlichen Konventionen auch Katharina das Wort erhob, kamen ebenso zur Sprache, wie die Wendungen "auf Messers Schneide", "Denkzettel" und "im Dunkeln tappen", die Luthers bildhafte Sprache prägten und bis heute einen festen Platz in der deutschen Sprache haben. Und auch Zeitgenossen wie Philipp Melanchthon sowie Huldrych Zwingli – von Bernoulli zauberhaft als kleinwüchsig (Melanchthon) und in bestem "Schwizerdütsch" (Zwingli) dargestellt – konnten ihre Haltung zur Ehe und ihre Schwierigkeiten mit der Ehelosigkeit zum Besten geben.

Wenige Requisiten

Die in München lebende gebürtige Schweizerin Cornelia Bernoulli, die entfernt verwandt mit Hermann Hesses erster Frau Maria Bernoulli und in Calw bekannt als Schauspielerin und Sprecherin beim Gerbersauer Lesesommer ist, hat das Stück verfasst.

Mit wenigen Requisiten ließ sie in der Aureliuskirche mit Ernst Matthias Friedrich das Ehepaar Luther lebendig werden. Ein weißes Tuch, eine Lesebrille, ein Stehpult und ein Tisch sowie ein Banner mit Porträts ihrer Protagonisten genügten den beiden Darstellern, um intime Zweisamkeit, widerstreitende Gefühle, die Widrigkeiten des Ehealltags, Elternfreuden und Trauer sowie gesellschaftliche Fragen der Vergangenheit und der Gegenwart auf die Bühne zu bringen.

Besonders anrührend waren Szenen der Annäherung zwischen den Eheleuten, der Sehnsucht, wenn sie getrennt voneinander waren und der gemeinsamen Trauer um zwei Kinder. Dass im Hause Luther nicht immer Eintracht herrschte, ist aber auch hinlänglich bekannt: "Wenn ich noch einmal freien sollte, wollt’ ich mir ein gehorsam Weib aus Stein hauen", zitierte Friedrich Luther, der nicht immer angetan war von seiner frei denkenden und selbstständig handelnden Frau.

Vielleicht waren es gerade diese Eigenschaften Katharina von Boras, die Bernoulli zu dem Stück "Luthers Lust und Liebe" inspirierten und neben dem Porträt einer beispielhaften Ehe die Frage stellen ließ, warum von "Dr. Martinus Luthers" Worten, Reden, Predigten sowie Briefen vieles erhalten und überliefert ist, die Briefe der "Lutherin" aber die Zeiten wohl nicht überdauert haben.