Der vom Papst gesegnete Nikolaus Wolfgang Kimmig-Liebe besuchte Patienten des Calwer Krankenhauses. Foto: Menzler Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Wolfgang Kimmig-Liebe – der Nikolaus – verbreitet Freude und Liebe im Calwer Krankenhaus

Besonderer Besuch im Calwer Krankenhaus: Der vom Papst gesegnete Nikolaus Wolfgang Kimmig-Liebe zauberte Patienten und Krankenpflegern am Donnerstag ein Lächeln ins Gesicht.

Calw. Von vielen freudigen Gesichtern wird Wolfgang Kimmig-Liebe, der Nikolaus, empfangen. "Man spürt die Fröhlichkeit, die direkt durchs Haus zieht", begrüßt der Nikolaus die Krankenschwester auf den verschiedenen Stationen im Calwer Krankenhaus. Wo der Nikolaus ist, dort verändert sich regelrecht die Atmosphäre.

Schallendes Gelächter ertönt aus dem ersten Patientenzimmer. Wer erwartet denn schon an einem Donnerstagmorgen, einen Mann mit Bischofsmütze in der Tür stehen zu sehen? Doch er ist es wirklich: der vom Papst gesegnete Nikolaus ist in Calw – in voller Montur.

Mit Perücke und Bart, eingepackt in ein goldenes, funkelndes Gewand, tritt er in den Türrahmen. Es ertönt die angenehme Stimme durch den weißen Bart, die den Refrain des Liedes "Lasst uns froh und munter sein" anstimmt. "Lustig, lustig, traleralera. Heut’ ist der Nikolaus bei euch da. Heut’ ist der Nikolaus bei euch da", singt er für die Patienten eine leicht abgeänderte Version des Liedes. Und diese sehen teils verwundert, aber immer mit einem Lächeln im Gesicht auf: "Da kommt ja wirklich der Nikolaus!", ruft eine Patientin aus, die wohl vorgewarnt wurde. "Ja, wir lügen euch doch nicht an", meint eine Krankenschwester im Raum.

"So und wie geht es euch denn?", fragt der Nikolaus, nachdem er geduckt durch die Tür eingetreten ist. Denn in seinem Kostüm reicht nicht einmal ein Meterstab aus, ihn zu messen. Zu einem 2,11 Meter großen Riesen macht ihn der Hut auf seinem Kopf. Dabei ist Kimmig-Liebe selbst mit seinen 1,97 Metern schon groß. "So lala", antwortet ein Patient auf die Frage. Er sei auf dem Weg der Genesung. "So lala?", fragt der Nikolaus mit erhöhter Stimme, "das klingt ja wie ein Tanz". Er tritt in die Mitte des Zimmers und bewegt sich mit kleinen tänzelnden Schritten auf den Patienten zu. Dieser beginnt zu Lachen. "Ha! Mit dem Lächeln im Gesicht gefällst du mir doch schon besser." Eine kleine Mission erfüllt: Freude verschenken.

Nach ein paar Minuten und der vollen Version des Liedes, das gemeinsam gesungen wird, begibt sich der Nikolaus zurück auf den Flur und in das nächste Patientenzimmer. Eine Frau setzt sich in ihrem Bett auf. Sie erhebt die Stimme, bevor es Kimmig-Liebe tun kann. Sie trägt das Nikolausgedicht "Knecht Ruprecht" vor. Am Ende meint sie: "Ich hab’ früher auch den Nikolaus gespielt. Im Kindergarten ist er ausgefallen und da bin ich eingesprungen. Die leuchtenden Kinderaugen werde ich nie vergessen." Der Nikolaus kann das nur mit einem Kopfnicken bestätigen. So etwas sei eines der schönsten Erlebnisse, das vergesse man nicht. "Die Zeit wünsche ich mir zurück. Da ging es mir noch besser", schweift die Patientin in Gedanken ab. Da tritt der Nikolaus näher: "Ich sehe, sie brauchen gerade sehr viel Kraft. Darf ich für sie beten?" Er nimmt die Hand der Dame in seine und beginnt ein Gebet. Er bittet für Kraft und Heilung in dieser Zeit. Die Patientin weint (sie scheint sehr berührt worden zu sein) und erzählt von sich: Sie sei ganz alleine, bekomme keinen Besuch und befinde sich in einem schweren Lebensabschnitt. Kimmig-Liebes große Mission: Liebe schenken. Und das versucht er: Er nimmt die Dame mit ihrer Erlaubnis in den Arm und hält sie einfach fest. Sie weint in der Umarmung, doch es ist ihr anzusehen, wie gut es tut. So eine Liebe habe sie schon lange nicht verspürt. Sie dankt dem Nikolaus, der einfach ein offenes Ohr für sie hatte und sie reden ließ.

Manchmal brauchen Menschen eine so einfache Geste, führt Kimmig-Liebe aus. "Ich nehme die Patienten so an, wie sie sind. Egal, was Ihnen widerfahren ist oder ob sie mich schlecht behandeln", erzählt er. Nicht immer werde er mit einem Lächeln empfangen. Wenn er nicht erwünscht ist, weiß er sich diskret zurückzuziehen und betet trotzdem für die Menschen. Liebe werde nicht immer direkt gegeben. Das habe er in den 35 Jahren, die er nun schon als Nikolaus unterwegs ist, gelernt.

Und plötzlich wird es ruhig im Zimmer

In einem weiteren Zimmer befindet sich eine ältere Patientin. Sie ist sehr unruhig, bewegt sich viel im Bett und spricht vor sich hin. Kimmig-Liebe erkennt die Unruhe, begibt sich zu ihr und beginnt zu beten – hauptsächlich für Frieden und Ruhe. Plötzlich wird es ruhig im Zimmer. Nur das flüsternde Gebet des Nikolaus ist zu hören. Die Patientin liegt still und hörte zu, ohne ein Geräusch von sich zu geben. "Ich bin schon lang’ hier, aber ich habe sie noch nie ruhig gesehen. Sie redet sonst immer", staunt die Patientin im zweiten Bett des Raumes. Man merkt, wie die Menschen in der Gegenwart von Kimmig-Liebe in seinem Kostüm auch die besondere Atmosphäre spüren.

Durch seine Erfahrung als Nikolaus könne er sehr gut einschätzen, ob ein Mensch Ruhe, ein Gebet oder etwas zu Lachen benötige. Er stelle sich auf sein Gegenüber ein und versucht das zu geben, was gebraucht wird. Aber vor allem steht eines bei ihm im Fokus: die Liebe.