Bekleidung ist bei Ladendieben begehrt. Foto: Fritsch

Handel sieht Zusammenhang mit Zunahme der Asylbewerber-Zahlen. Nicht alle Fälle werden angezeigt.

Calw - Der Einzelhandel in der Lederstraße verzeichnet seit Jahresanfang einen starken Anstieg der Ladendiebstähle. Die Ursache wird in der zunehmenden Zahl der Asylbewerber vermutet.

Erst Anfang der Woche hat Beate Busch Diebe erwischt, die acht Paar Schuhe in einer Isoliertasche verschwinden lassen wollten. Diese Behältnisse werden verwendet, so die Filialleiterin bei Reno, damit die Diebstahlsicherung nicht anschlägt. Der Schaden allein in ihrem Schuhgeschäft nähert sich mittlerweile der 1000-Euro-Schwelle.

»Seit wir unser Geschäft in Calw haben, war es noch nie so schlimm«, sagt Piet Schaber, Geschäftsführer des gleichnamigen Modegeschäfts. Auf seinem Handy hat er ein Video aus seiner Überwachungskamera gespeichert, das zeigt, wie schnell Kleider von den Ständern vor seinem Geschäft in einem Kinderwagen verschwinden.

Hermann Schaber sah sich deshalb veranlasst, sich an die Abgeordneten Hans-Joachim Fuchtel und Thomas Blenke zu wenden. Er habe den Eindruck, schreibt der Firmengründer und Seniorchef, dass die Justiz bei diesem Personenkreis nicht ausreichend oder nicht schnell genug reagiert. Schaber bekennt sich ausdrücklich zum Asylrecht. Wer dies allerdings missbraucht und straffällig wird, müsse, wie in der Schweiz, abgeschoben werden können. »Wir stellen fest, dass der Polizei bekannte Personen wiederholt straffällig werden und einfach skrupellos weiter klauen«, schreibt der Geschäftsmann.

Von Diebstahl auf Bestellung und bandenmäßigem Vorgehen spricht Gisela Brenner. Die Filialleiterin des Drogeriemarkts Müller stellt fest, dass die Diebe vor allem auf hochwertige Düfte aus sind. Es seien schon ganze Regalreihen leer geräumt gewesen.

Ein solches Vorgehen könnte auch auf durchreisende Banden zurückzuführen sein, vermutet Sabine Doll, Pressesprecherin der Polizeidirektion Calw. Statistisch lasse sich ein Anstieg bislang nicht feststellen. Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem ersten Quartal 2013.

Erfasst, so Doll, werden naturgemäß nur Fälle, die auch zur Anzeige kommen. Das ist oft nicht der Fall. Der Verwaltungsaufwand sei groß, so Hermann Schaber. Zudem gesteht er ein, dass das Ausmaß anfangs unterschätzt worden sei. Gleichwohl gebe es Kontakt zur Polizei. Dort sei man gut betreut worden.

Wegen der seit Mitte 2012 steigenden Asylbewerberzahlen musste Platz geschaffen werden. So sind 66 Personen in der ehemaligen Mohr-Klinik untergebracht, die sich in Besitz des Landkreises befindet, sagt Thiemo Stock. Wie der Pressesprecher des Landratsamts sagte, befinden sich derzeit 56 Bewerber auf dem Wimberg. Insgesamt leben 290 Asylbewerber im Landkreis. Das sei, so Stock, allerdings weit entfernt von den Höchstständen 1993, als allein in Calw 280 Menschen untergebracht waren. Derzeit stagnieren die Zahlen.

Von zunehmender Kriminalität sei der Behörde bislang nichts bekannt, so Stock. Die Asylbewerber werden von Sozialarbeitern betreut.