Martina Lehmann (Achte von links) und Frank Wiehe (Neunter von links) freuten sich mit den Organisatorinnen und den beteiligten Akteuren über die große Resonanz beim Aktionsvormittag "Heute schon für morgen sorgen – Frauen planen aktiv ihre Zukunft" in Calw. Foto: Gauss Foto: Schwarzwälder Bote

Altersarmut: Aktionsvormittag für Frauen erfährt großen Zulauf / Rentenlücke größer als im Rest Europas

Rund 60 Besucherinnen und Besucher informierten sich im Rahmen der Veranstaltung "Heute schon für morgen sorgen – Frauen planen aktiv ihre Zukunft" in Calw über die Hintergründe der weiblichen Altersarmut und wie man ihr entgegenwirken kann.

Calw. "Frauen sind deutlich stärker von Altersarmut betroffen als Männer", weiß Martina Lehmann, Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim. Ursachen seien meist familienbedingte Erwerbsunterbrechungen wie Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen. Hinzu komme die Tatsache, dass gerade im Minijob- oder Teilzeitbereich überwiegend Frauen arbeiten und sie meist in schlechter bezahlten Branchen tätig sind. "Mit unserem Aktionsvormittag wollen wir Frauen dazu motivieren und sie dabei unterstützen, sich als Fach- und Führungskräfte in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt einzubringen, denn wir brauchen sie", stellt Lehmann klar. Gemeinsam mit dem Ersten Landesbeamten des Landkreises Calw, Frank Wiehe, begrüßte sie rund 60 überwiegend weibliche Gäste zur Informationsveranstaltung "Heute schon für morgen sorgen – Frauen planen aktiv ihre Zukunft".

Frauen beziehen 46 Prozent weniger Rente als Männer

Zu diesem Aktionsvormittag, der in den Räumen der Volkshochschule Calw stattfand, hatten die Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, das Landratsamt Calw und das Jobcenter im Landkreis Calw mit dem Ziel eingeladen, Frauen über die Themen "Wiedereinstieg und Weiterbildung" sowie "finanzielle und rentenrechtliche Absicherung" zu informieren. Wie bedeutend es ist, dass Frauen ihre finanzielle Absicherung auch und gerade hierzulande in die eigenen Hände nehmen, stellte Wiehe in seinen einleitenden Worten heraus: "Frauen beziehen nach einer Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit in Deutschland durchschnittlich 46 Prozent weniger Rente als Männer. Der Durchschnitt der untersuchten 27 OECD-Länder liegt dagegen nur bei 25 Prozent. Deutschland ist Schlusslicht. In keinem anderen europäischen Industrieland ist die Rentenlücke von Frauen so groß."

Im anschließenden Vortrag "Kröten zählen statt Prinzen küssen" brachte Uta Meier-Gräwe, ehemalige Professorin für Haushaltsökonomie und Familiensoziologie an der Universität Gießen, dem interessierten Publikum eindrücklich näher, wie Altersarmut bei Frauen entsteht. Ihre klare Botschaft war, dass Frauen den Blick auf die eigene Altersvorsorge nicht verlieren sollten.

Resonanz zeigt, dass Themen die Frauen wirklich bewegen

Peter Koch von der Diakonie Nordschwarzwald und Jürgen Moster von der Deutschen Rentenversicherung gaben mit ihren Vorträgen zu Überschuldung und den Auswirkungen frauentypischer Erwerbsverläufe auf die Altersrente weitere wichtige Impulse, wie der weiblichen Altersarmut vorgebeugt werden kann. Ergänzend zeigte eine Ausstellung zum Thema Minijob auf, welche Chancen und Risiken sich durch dieses Erwerbsmodell ergeben.

Zudem bestand während des gesamten Vormittags die Möglichkeit, eine Informations- und Bildungsmesse zu besuchen, in deren Rahmen sich zahlreiche regionale Bildungsträger und Institutionen (unter anderem Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Landratsamt Calw, Jobcenter Landkreis Calw, VHS, Dekra, DGB, Kontaktstelle Frau und Beruf, Insignio, Familienkasse, Stiftung LFA, Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VamV), Terre des femmes, Diakonie, Rentenversicherung, Welcome Center) mit ihren vielfältigen Angeboten vorstellten und für Gespräche vor Ort zur Verfügung standen.

Hayat Allouss und Andrea Ries-Gerner, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim und des Jobcenters Landkreis Calw und Sarah Tonhauser, Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamts Calw, freuten sich über die positive Resonanz auf die Veranstaltung.

"Das heutige Informationsangebot wurde sehr gut angenommen, das zeigt, dass wir hier Themen ansprechen, die die Frauen auch bewegen", so das zufriedene Fazit der Organisatorinnen. Weitere Veranstaltungen in diesem Format sind geplant.