Kinder wurden diesmal bei "Jazz am Schießberg" immer wieder am Geschehen auf der Bühne beteiligt. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Mitmachkonzert für die ganze Familie bei "Jazz am Schießberg" / Imaginäres Rhythmuslabor

Jazz am Schießberg, das monatliche Kulturhighlight, war schon immer für eine Überraschung gut. Nun erlebten die Zuschauer im gut gefüllten Forum des Hermann Hesse Gymnasiums eine ganz neue Art einer musikalischen Performance.

Calw. Mit einem kurzweiligen Musiktheaterstück sprach eine fünfköpfige Band nicht nur hart gesottene Jazz-Enthusiasten an. Der clowneske Herr Hering, die liebe Frau Gerburg und drei weitere professionelle Jazzmusiker luden zum heiteren Mitmachkonzert für die ganze Familie ein. Dabei erfuhr ein Publikum, welches aus allen Altersgruppen bestand, viel Wissenswertes über die Musik und über ihre Geschichte. Auch wurden Geheimnisse verschiedener Instrumente gelüftet.

Weit mehr als bekannte Jazz-Harmonien

Das Programm war nicht nur mit bekannten Jazz-Harmonien, sondern auch mit bekannten Melodien wie der "Pippi Langstrumpf" oder den "drei Chinesen mit dem Kontrabass" gespickt. Alle kamen auf ihre Kosten – Kinder und erwachsene Musikliebhaber, denn es wurde immer wieder kräftig improvisiert. So wurden selbst Kinderlieder zu hörenswerten Stücken. Die Spielfreude und das individuelle Können der Bandmitglieder riss alle mit.

Die hervorragende Saxofonistin Alexandra Lehmler war zum dritten mal Gast in Calw. Diesmal in doppelter Funktion. Die studierte Pop- und Jazzmusikerin sowie mehrfache Gewinnerin von "Jugend jazzt" gab am Vormittag in der Erna Brehm Schule einen Workshop für Kinder. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten zeigte sie sich berührt vom großen Enthusiasmus der kleinen Badstraßenschüler. Denn manche der Kids hatten vorher nicht einmal einen winzigen Berührungspunkt mit Musik. Einige waren derart infiziert von den vormittäglichen Erlebnissen, dass sie abends unbedingt dem "Jazz am Schießberg" beiwohnen wollten.

Überhaupt: Trotz später Abendstunde fanden sich annähernd 20 Kinder mit ihren erwachsenen Begleitern zu diesem etwas anderen Jazz-Event ein. Was die Band zum Anlass nahm, die Musik kindgerecht zu portionieren; Songs in Geschichten zu verpacken und zu interpretieren. Die Jungen und Mädchen wurden spielerisch und pädagogisch geschickt nicht nur durch das Programm geführt, sondern aktiv eingebunden. So wurden sie ein ums andere mal nach vorne geholt, um selbst Lieder auf kleinen Instrumenten zu begleiten; auch wenn dieses Mitspiel nur aus einem rhythmischen Hineinblasen in eine Blockflöte bestand. Kinder und Erwachsene betraten gemeinsam ein imaginäres Rhythmuslabor, um den Unterschied von Vierviertel- zum Dreivierteltakt klatschend selbst zu erleben. Aus dem jazzig-swingenden "Old Mc Donald" wurde später hier ein gängiger tiefer Blues, dort ein Rock’n’ Roll oder ein Bossa Nova.

Band spielt Programm auch in Schulen

Die "liebe Frau Gerburg" freute sich "voll doll", hier abends vor diesem durchgemischten Publikum zu spielen. "Ihr seid alle jung", stellte die Moderatorin alle auf eine Stufe und klärte auf, dass die Band dieses Programm auch in Schulen spiele. Die Kinder hatten Gefallen an den Fragen, mit denen Frau Gerburg, eigentlich heißt sie ja auch noch Maria Müller, an die Musik heranführte. Wie bei der Sendung mit der Maus stellte sie den Claus "mit C" am Vibrafon vor, welcher wiederum sein Instrument in Details erklärte, wieso ein Ton mal so und dann wieder so klinge. Oder den Matthias Debus an seinem Kontrabass, dem großen Streichinstruments mit dem mächtigen Bauch, den man zwar streicheln kann, aber dessen Saiten man eher streichen oder und zupfen könne.

Dann war da noch dieser lustige Herr Hering. Der gefiel den Kindern besonders. War er doch das Programm über der vorlaute Tollpatsch und die sympatische Nervensäge, die mit langen (stets kindsgerecht lustigen) Monologen die anderen Instrumentalisten zum (gespielten) Gähnen langweilte. Was ein Kind zu einem "Es reicht!" reizte. Doch Herr Hering ließ sich nicht beirren. So erfuhren die interessierten Erwachsenen die ein oder andere Neuigkeit über das Entstehen eines Schlagzeugs. Herr Hering, ein ausgezeichneter Drummer, ließ sehen und hören, was er alles auf seinem Schlagzeug spielen kann.

Die vier Instrumente fügten sich ein ums andere mal zu dem zusammen, was man Jazz nennt und was diesen ausmacht. Am Ende bedankte sich die Band mit einer Jazz-Komposition von Joe Zawinul aus den 1960er-Jahren. Mit dem Titel "Mercy Mercy Mercy" drückte die Band ihren Dank an Calw aus.

Jetzt schon darf man sich in Calw ein weiteres Mal auf die Saxofonistin Alexandra Lehmler freuen. Am 8. Mai wird sie mit ihrem Alexandra Lehmler Quartett erneut bei Jazz am Schießberg spielen. Dann wieder ganz pur im Erwachsenenmodus.