Hans-Martin Dittus freut sich auf seinen Ruhestand. Foto: Rousek Foto: Schwarzwälder Bote

Portrait: Kulturamtsleiter Hans-Martin Dittus verlässt nach 40 Jahren die Calwer Stadtverwaltung

Nach 14 Jahren als Kulturamtsleiter und insgesamt 40 Jahren bei der Calwer Stadtverwaltung ist für Hans-Martin Dittus Ende des Jahres – zumindes offiziell – Schluss. Seine Bilanz: "Überwiegend heiter".

Calw. Am 1. November 1979 tritt Hans-Martin Dittus seinen Dienst bei der Stadt Calw an. Von seiner heutigen Position als Kulturamtsleiter ist er damals thematisch noch ein gutes Stück entfernt. Zunächst arbeitet er bei der unteren Baurechtsbehörde, wird später stellvertretender Leiter des Ordnungsamts. "Ein ganz anderer Bereich", stellt er fast amüsiert fest. 1987 wird Dittus Ortsvorsteher von Hirsau, steigt 1999 zum Leiter der Hauptverwaltung auf. Erst 2005 findet er zum Fachbereich II, Bildung, Kultur und Tourismus, den er bis heute leitet. "Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange in Calw sein werde", schmunzelt er. Es sei schon etwas Besonderes, so lange in seiner eigenen Heimatstadt tätig zu sein.

Inzwischen kann Dittus die Tage herunterzählen, die ihm noch in seinem Amt bleiben. Ende Dezember ist offiziell Schluss. Bis Ende März wird der 66-Jährige aber noch regelmäßig ins Kulturamt kommen, um seiner Nachfolgerin, Isabell Götz, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Nicht immer nur Lob

Dittus freut sich auf seinen Ruhestand. "Ich gehe mit zwei lachenden Augen", sagt er. Was nicht bedeutet, dass ihm seine Arbeit keine Freude gemacht hat, wie im Gespräch deutlich wird. "Aber wenn man 48 Jahre gearbeitet hat, wird man müder."

Nicht zu müde jedoch, um eine ganze Liste mit Dingen aufzuzählen, die Dittus in seiner freien Zeit, die auf ihn zukommt, angehen möchte. Da wäre die Modelleisenbahn, die auf dem Dachboden steht und "nur darauf wartet, aufgebaut zu werden", da wären rund 4000 Bücher, Dokumente über die Calwer Geschichte, ein Garten, in dem immer etwas zu tun ist, Reisen und Vereine, in denen sich Dittus engagiert, allen voran der Motorsportclub (MSC) Calw. "Ich möchte alles etwas gelassener angehen", sagt er. So auch Besuche öffentlicher Veranstaltungen, die er fortan "ganz ohne Druck" genießen könne. "Das stelle ich mir herrlich vor."

In seiner Funktion als Kulturamtsleiter war Dittus naturgemäß häufig bei Veranstaltungen aller Art, vertrat dort sogar des Öfteren die jeweiligen Oberbürgermeister – übrigens mit Florian Kling sechs an der Zahl, die Dittus miterlebt hat. "Die Begegnung mit Menschen bei Festen und in den Partnerstädten war das Schönste", meint er. Und es sei der einzige Weg, wie man ein Gefühl dafür bekomme, was die Menschen vor Ort bewege, führt der Kulturamtsleiter aus.

Nicht immer erhalte man dabei nur Lob, auch wenn das natürlich mehr Spaß mache, weiß Dittus. "Aber ich kann mit Kritik umgehen. Nur wenn es unsachlich wird, schreite ich ein." Was viele vergessen, erklärt er, sei, dass der Bereich Kultur ein sehr offener sei, abhängig von den Entscheidungen des Gemeinderats und finanziert von Steuergeldern. "Dessen muss man sich bewusst sein und ausgewogen arbeiten." Fehler kommen trotz aller Mühe vor. Dann gelte laut Dittus der Grundsatz: "Reparieren, Frieden herstellen, zukünftig vermeiden". Denn das Wohl der Bürger stehe immer im Mittelpunkt – "diesen Diensteid habe ich als Beamter geleistet."

Im Laufe der vielen Jahre in Calw hat Dittus viele Kollegen kommen und gehen sehen. "Einige hat man vermisst, aber man hat auch immer wieder interessante Persönlichkeiten kennengelernt." Mitunter eine Herausforderung, wenn es sich bei den unterschiedlichen Persönlichkeiten um den eigenen Vorgesetzten, also in diesem Fall den OB handelt. "Jeder hat seinen eigenen Führungsstil, das war nicht immer einfach, sich darauf einzustellen." Als grenzenloser Optimist, als der sich Dittus sieht, habe er aber immer bei sich gedacht: "Wird schon gutgehen."

Problemlöser Nummer eins aus seiner Sicht ist eine "intensive Kommunikation". Wenn auch viele gesagt haben, er "quassle sich eines Tages zu Tode", wie Dittus schmunzelnd verrät, haben die Gesprächsrunden doch meistens zum Ziel geführt. Klar – bei Veränderungen habe es öfter mürrische Gesichter gegeben – "aber wir haben es doch immer geschafft, den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern."

Dittus sieht sich nicht als den klassischen Vorgesetzten, der deligiert, sondern eher als Brückenbauer. "Kritisch, nüchtern, offen, auf Augenhöhe und ehrlich", nennt er seine Prinzipien. Bleibe seine Nachfolgerin diesen treu, "dann geht es ordentlich weiter." Anders wird es werden, das ist Dittus klar. "Aber das ist auch wichtig und gut." Schon im Laufe seiner langen Karriere habe sich so vieles verändert. Das Arbeiten sei schneller, die Mitmenschen selbstbewusster geworden. "Ich lerne noch heute jeden Tag dazu."

Etwas Wehmut mischt sich dann doch in seine Stimme, als Dittus von der Zäsur spricht, die sein Abschied sein wird. Er wolle sich dann nicht mehr in berufliche Dinge einmischen, betont er. "Das gehört ab April zu meiner schönen und spannenden Vergangenheit."