Die 14 Kinder im Video beweisen Breakdance-Künste und Schauspieltalent. Foto: YouTube

Tobias Triefenbach und Pascal Soares sind die RAPtoren. Musikvideo mit Schülern gestaltet.

Calw - Hip-Hop ist gewaltverherrlichend und frauenfeindlich. Die Texte haben einen negativen Einfluss auf die Jugend. Es geht nur um Geld, Drogen, Graffiti und Sex.Wären Sie mit dieser Beschreibung einverstanden? Dann haben Sie die Bandbreite dieser Jugendkultur nicht ganz erfasst. Denn es gibt auch Hip-Hop-Musiker, die in die Schule gehen und mit Kindern Gemeinschaftsprojekte machen.

Zum Beispiel in Calw: Die RAPtoren gestalteten mit Schülern der Wimbergschule ein Musikvideo.

Pascal Soares und Tobias Triefenbach, alias SoaOne und ToBeatz, machen seit zehn Jahren gemeinsam Musik. Vier Tage, vier Tracks, so läuft es manchmal, wenn sich die RAPtoren im Studio einbunkern. ToBeatz produziert die musikalische Unterlage, und SoaOne textet. "Meistens fangen wir völlig planlos an, und plötzlich passt es einfach", erzählt Soares.

Er arbeitet als Verfahrensmechaniker für Kunststofftechnik in Pforzheim. "Ich habe immer Texte aus den Liedern meiner Vorbilder rausgehört und mitgerappt. Irgendwann habe ich gedacht, jetzt probiere ich es selbst aus." Mit dem Schreiben und Rappen verarbeitet er Gefühle, erzählt von Dingen, die ihm wichtig sind.

Triefenbach studiert in Stuttgart Angewandte Medien. Schuld an seiner musikalischen Laufbahn ist hauptsächlich sein Großvater: Der schenkte seinem Enkel ein Keyboard, mit dem der Junge Lieder aus dem Radio nachspielte. Schnell merkte der kleine Tobias, dass er auch dafür begabt war, selbst Melodien zu komponieren. 2003 fing er mit dem so genannten Beatprogramming an.

Beide Künstler haben schon Alben veröffentlicht und mit verschiedensten Freunden und Bekannten vom Fach zusammengearbeitet. Das erste Album der RAPtoren kam 2009 heraus.

"...ihr lernt hier von den Meistern, um eure Lehre zu meistern. Das ist für all die, die 'n bisschen Liebe für Rap haben und ich versprech's, so schafft ihr spielend das Examen."

In ihrem Song "Lehrmeister" präsentieren sich die RAPtoren als die etwas anderen Lehrer, die eine Schulklasse in die Kunst des Hip-Hop einweisen. Der Beat dürfte auch manchem Hip-Hop-Muffel das Stillhalten schwer machen. SoaOne baut seine Reime mühelos über den schwungvollen Groove. Dieses Lied verlangt geradezu nach einem Musikvideo. Geschickt, dass Tobias Triefenbachs Freundin eine Tanz-AG an der Wimbergschule leitet. Natürlich war sie einverstanden, auszuhelfen, Rektorin Dagmar Hahn ebenso. Bekannte filmten das Ganze.

Video steht im Netz

Fünf Stunden lang dauerte das Filmen, das ganze Team arbeitete reibungslos zusammen. Einen Monat nahm die Bearbeitung in Anspruch. Seit kurzem steht das Video im Netz, es hat schon über 1300 Klicks.

Zurecht: Überraschend professionell kommt das Filmchen daher. Die Kameraführung ist perfekt auf die Musik abgestimmt. Die 14 Kinder sind die coolsten Hauptdarsteller, die man sich vorstellen kann: Mit ihren Breakdancekünsten und begeisterten "Yeah"-Rufen stellen sie sogar manchmal die RAPtoren in den Schatten.

Alle Beteiligten waren beeindruckt, wie konzentriert die Fünft- und Sechstklässler bei der Sache waren. "Sie haben einwandfrei mitgemacht und wussten gleich, was wir uns vorgestellt haben", erzählen die RAPtoren. SoaOne und ToBeatz sind mindestens genauso stolz wie die Kinder.

"...ich will, dass ihr Hip Hop verbreitet, hört es laut in Zügen. Laut im Bus, überall, keiner kann den Sound mehr zügeln."

Den Musikern geht es darum, zu zeigen, dass Hip-Hop Kultur ist. Dass er eine Botschaft hat. Sie hoffen, den Schülern der Wimbergschule eine positive Einstellung zum Hip-Hop mitgegeben zu haben.

"Lehrmeister" ist ein kleines Plädoyer für diese Musikrichtung. Für den Spaß, den man gemeinsam mit und am Hip-Hop haben kann. Mehrere Künstlerkollegen prophezeiten dem Hip-Hop-Duo aus Calw nach diesem Video den Absprung zum Erfolg. In jedem Fall wollen die beiden mehr Konzerte als vergangenes Jahr geben, also mindestens sieben. An einem neuen Album arbeiten sie bereits.

Weitere Informationen:

www.freak-musik.de