Das Haus Reichert wurde innen wie außen stilgerecht saniert. Foto: Fritsch

Innenstadt hat neues Schmuckstück. Sanierung abgeschlossen. Wohnungen sind verkauft.

Calw - Viele waren skeptisch als das baufällige Haus Reichert für einen Euro veräußert wurde. Die Zweifler sind inzwischen eines Besseren belehrt. Nach der Sanierung durch den Leonberger Unternehmer Johannes Haag hat die Calwer Innenstadt ein neues Schmuckstück.

Die Stadt Calw hatte das Haus gekauft, um das Kulturgut zu erhalten. Lange wurde nach einem Investor gesucht. Es gab Pläne für ein Hotel oder den Einbau von 15 Wohnungen. Schließlich hat für den symbolischen einen Euro Haag die Immobile von der Stadt Calw erworben, mit der Auflage, das geschichtsträchtige Gebäude fachgerecht zu sanieren. Das Wohn- und Geschäftshaus wurde 1900 von der Kaufmannsfamilie Reichert erworben und trägt seither deren Namen.

Eleganten und großzügigen Ausführung

Nun sind 1,5 Millionen Euro investiert, alle sechs Wohnungen belegt. Fünf sind verkauft, eine vermietet, so Immobilienmaklerin Irene Lang aus Weil der Stadt. Glanz stück ist eine 300 Quadratmeter große Wohnung mit Prunk- und Spiegelsaal.

Stolz präsentiert Haag das Treppenhaus. In der eleganten und großzügigen Ausführung ist, wie aus einem Firmenkatalog hervorgeht, deutlich die Handschrift des Hofbaumeisters Fischer zu erkennen, der unter anderem das Schloss Hohenheim in Stuttgart erbaut hat. Nach dessen Plänen wurde das Haus 1790 für den damaligen Bürgermeister Jakob Friedrich Hasenmayer erstellt.

Bei der Sanierung sind vom Baugesuch bis zur Fertigstellung gerade mal 13 Monate vergangen. "Vor allem Oberbürgermeister Manfred Dunst hat mich immer wieder unterstützt", betont Haag. Auch das Engagement von Ulrich Boeyng von Landesdenkmalamt Karlsruhe hebt der Bauunternehmer hervor.

Arbeiten von heimischen Handwerkern ausgeführt

Die Arbeiten wurden von heimischen Handwerkern ausgeführt. Umfassend erneuert wurde ausschließlich der Sanitärbereich. Ansonsten folgte man Haags Credo, historische Bausubstanz so weit wie möglich zu erhalten und bei unumgängliche Erneuerungen ausschließlich mineralische Baustoffe zu verwenden. So sind im Haus Reichert 95 Prozent des Altbestandes wie Sandsteinplatten, Putz und Stuck saniert oder rekonstruiert worden.

"Der Einsatz von alten Baustoffen bei der Sanierung verhindert neue Fehler und Bausünden. Meines Erachtens führt die neue Energieeinsparverordnung zu mehr Gesundheitsschäden als jemals zuvor, denn die übermäßige Verwendung von Kunststoff, Styropor, Styrodur, Lack, Folie, Silikon u.v.m. ist gesundheitlich höchst bedenklich", schreibt Haag.

"Dazu gehört viel Herz", sagt der Sanierer alter Häuser, der dieses Geschäft seit 36 Jahren betreibt. Viele Projekte hat er umgesetzt, nachdem manche Interessenten abgewunken hatten. Entsprechend lang ist seine Referenzliste. Da gehören alte Bauernhäuser in Simmozheim und Gechingen genauso dazu wie die Krone in Jettingen, die vom Abriss bedroht war. Mit dem Haus Reichert will sich Haag um den Landesdenkmalpreis bewerben.