Ob Hausaufgaben oder Spielen - vieles musste in den vergangenen Monaten von zu Hause aus erledigt werden. Foto: alexngm - stock.adobe.com

Städtische Einrichtungen sprechen über die Lage in den vergangenen Monaten. Kein Stillstand. Lob von den Räten.

Calw - Schön waren die vergangenen Monate für sie alle nicht – Stadtjugendreferat, Kindertageseinrichtungen, Musikschule, Stadtbibliothek. Doch, so das einhellige Resümee der Verantwortlichen: Man ist einigermaßen gut durch die Krise gekommen. In der jüngsten Sitzung des Kultur, Schul- und Sportausschusses (KSSA) stellten die Einrichtungen ihre Berichte aus dieser Zeit vor.

Ist doch etwas dran an dem Aberglauben, dass Freitag, der 13., Schlechtes mit sich bringt? Nach den Berichten der städtischen Einrichtungen in der jüngsten KSSA-Sitzung könnte man das fast meinen. Beinahe alle erhielten just an diesem Tag, Freitag, 13. März, die Nachricht, dass ihr Betrieb wegen der Corona-Pandemie eingestellt werden muss. Was folgte, waren Monate der digitalen Treffen, der Absagen, der Entschleunigung und der Unsicherheit. Nur Stillstand, den gab es nirgendwo. Dafür gab es vonseiten der Räte viel Lob.

Stadtjugendreferat

Wie dem Leiter des Stadtjugendreferats, André Weiß, und seinen Kollegen erging es vermutlich den meisten zu Beginn der Pandemie: Man habe nicht so recht gewusst, wie man mit der Situation umgehen solle, erzählt er. "Wir mussten kreativ werden." Denn Angebote wie Jugendhaus oder Schulsozialarbeit waren in dieser Form plötzlich nicht mehr möglich. Während des Shutdowns fanden die Mitarbeiter des Stadtjugendreferats unterschiedliche Ansätze, wie sie ihre Zielgruppen trotzdem erreichen können. Ein Teil der Schulsozialarbeiter sei zum Beispiel in die Notbetreuung eingebunden gewesen, erläutert Weiß. Andere befanden sich im Homeoffice, nutzten die Zeit, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten und Dokumentationen zu erstellen.

Die Einzelfallhilfe lief die ganze Zeit über weiter, betont der Leiter des Stadtjugendreferats – beispielsweise per Online-Sprechstunde. "Aber es ist natürlich was anderes face-to-face." Das Jugendhaus, wo sonst Jugendliche ein und aus gehen, blieb zu. Hinter verschlossenen Türen misteten die Mitarbeiter aus und renovierten einzelne Bereiche des Hauses, sagt Weiß in seinem Bericht. Darüber hinaus entwickelten sie digitale Angebote, die auch rege nachgefragt wurden, wie er betont.

Im weiteren Verlauf der Krise hatte die Stadt angefragt, ob das Jugendreferat das Ordnungsamt bei seinen Rundgängen unterstützen könne – mit speziellem Augenmerk auf die Jugendlichen. "Eine Gratwanderung", meint Weiß. Man wolle nicht als Kontrollinstanz auftreten, sondern Aufklärungsarbeit leisten – und die Jugendlichen dennoch auf die geltenden Vorschriften aufmerksam machen. In den meisten Fällen habe das aber ganz gut funktioniert, bilanziert Weiß.

Seit 16. Juni hat nun auch das Jugendhaus wieder geöffnet. Anfangs nur unter sehr strengen Auflagen, seit Juli aber wieder in einem deutlich lockereren Rahmen. Das werde gut angenommen, freut sich der Referats-Leiter. Weniger gut habe es zwischenzeitlich mit geplanten Veranstaltungen ausgesehen. Einige hatten wegen der Corona-Pandemie ausfallen müssen.

Hoffnung gibt es jedoch für das diesjährige Sommerferienprogramm. Zwar habe man mit 30 Angeboten ein kleineres Programm wie üblich. Aber, unterstreicht Weiß, im Gegensatz zu anderen Kommunen habe man nicht gleich alles abgesagt. Für die Kinderspielstadt Mini Calw, die nicht stattfinden wird, gibt es ein Alternativprogramm namens "Rund um die Welt". und sogar den Circus Bambi wird es in abgespeckter Form geben. "Insgesamt haben wir ein gutes Angebot auf die Beine gestellt", ist Weiß überzeugt.

Kinderbetreuung

Den besagten 13. März wird auch Thomas Seifert, Leiter der Abteilung Bildung bei der Stadt Calw, laut eigenen Aussagen so schnell nicht vergessen. Das war der Tag, als klar wurde, dass erstmal Schluss sein wird mit Kindergartenalltag. "Ein Kraftakt für den Verwaltungsstab", meint er. Von 720 zu betreuenden Kindern blieben in der Hoch-Phase der Pandemie lediglich 30 übrig, die für die Notbetreuung angemeldet waren. Rund einen Monat später erhöhte sich die Zahl auf 160, später auf 500. Seit 29. Juni läuft der Betrieb wieder ganz normal, sagt Seifert. Bis dahin habe man aber in der ein oder anderen "brenzligen Situation" gesteckt, verrät er. Da waren die oft spontan eintreffenden neuen Verordnungen, die Sorge, dass man – bevor die finale Lockerung eintrat – die Anliegen der Eltern priorisieren müsse und natürlich die Frage nach dem Umgang mit den Gebühren. "Jetzt können wir wieder unseren eigentlichen Auftrag erfüllen", zeigt sich Seifert erleichtert über den Rückkehr zur Normalität. Die Rückmeldungen von Mitarbeitern zur zurückliegenden Zeit seien durchaus positiv – da seien die Worte Entschleunigung und Rückbesinnung gefallen, erläutert Seifert. Auch die Wertschätzung der Eltern sei jetzt um ein Vielfaches größer. Der Abteilungsleiter richtete ein großes Lob an den Verwaltungsstab für das einheitliche Vorgehen. Nun müsse man weiter wachsam bleiben. Denn: "Keiner will der Tönnies in Calw sein."

Musikschule

Ein halbwegs positives Fazit zieht Olaf Kerkau, Leiter der Musikschule. "Wir sind gut durch die Krise gekommen", meint er. Innerhalb kurzer Zeit habe man digitalen Einzelunterricht anbieten können, womit die Musikschule rund 85 Prozent der Zielgruppe erreicht habe. Der Gruppenunterricht hingegen musste komplett ausfallen, ebenso wie zahlreiche Auftritte. Besonders schmerzhaft, so Kerkau: Zwei große Konzerte anlässlich des Beethoven-Jahres. Diese würden aber möglicherweise auf 2021 verschoben. "Da der Kerl schon lange tot ist, wird er es uns nachsehen", lautet Kerkaus pragmatische Sichtweise.

Seit Anfang Mai habe wieder Unterricht in der Musikschule stattfinden können. Inzwischen proben auch die Aurelius Sängerknaben und die Ballett-Abteilung wieder. Letztere in der Aula statt im Ballettsaal. Kerkaus Fazit: "Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen."

Durch die Aussetzung der Gebühren habe man größere Abmeldezahlen verhindern können, erläutert Kerkau. Die Zahlen seien ähnlich wie in anderen Semestern.

Stadtbibliothek

1800 Ausleihen in drei Stunden – das ist die Bilanz des letzten Öffnungstags der Stadtbibliothek vor ihrer coronabedingten Schließung, rechnet die Leiterin, Claudia Driesch, vor. Hinzu kommen 120 neue Nutzer der Onleihe und mehr als 200 Leser, die von den Medienpaketen Gebrauch gemacht haben, die von der Stadtbibliothek angeboten wurden. Dabei suchen die Kunden online ihre Waren aus und holen sie zu einem bestimmten Termin kontaktlos ab. Lesen scheint in Corona-Zeiten wieder en vogue zu sein. Auch in diesem Zusammenhang nennt Driesch den Begriff Entschleunigung.

Sechs Wochen lang war die Stadtbibliothek geschlossen. Die Ankündigung der Landesregierung, dass sie wieder öffnen dürfe, kam jedoch so spontan, dass kaum eine Bibliotek in Baden-Württemberg dies gleich habe umsetzen können, sagt Driesch. Die Zweigstellen haben erst seit Juli wieder geöffnet. Während der Schließzeit habe die Reinigung der Medien viel Zeit in Anspruch genommen. Überdies wurden etliche Regale so umgestellt, dass der Sicherheitsabstand, wenn Kunden kommen, gewährleistet werden kann. "Ich bin froh, dass die Renovierung schon rum ist", meinte die Leiterin.