Die "Frauenzimmer" traten im Georgenäum auf. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Matinee: "Frauenzimmer" besingen im Georgenäum den Garten / Leidenschaftlich, fröhlich-locker, mit sichtbarer Freude

Den Garten als Urbild des Paradieses und als Sinnbild für den Kreislauf des Lebens besangen die "Frauenzimmer" in ihrer Matinee unter dem Motto "Resedagrün und Rosenrot – Gartengesänge in Dur und Moll" im Calwer Georgenäum.

Calw. Die zwölf Frauen, themengerecht und stimmig gewandet in allerlei Rot- und Grüntöne, und ihr musikalischer Leiter und Begleiter am Flügel Hans-Jörg Kalmbach hatten eine feine Liedauswahl mitgebracht. Mit ihrem Einzug ging es weit zurück im Jahreslauf.

Auch vor den Augen

"So treiben wir den Winter aus" hatten sie gewählt, weil "das Gartenjahr früher beginnt, als man gemeinhin annimmt", wie Rosa Baum anmerkte. Die vielseitige Künstlerin führte das Publikum durch den facettenreichen Gartenkosmos, der über die Ohren und auch vor den Augen der Besucher entstand.

Leidenschaftlich, fröhlich-locker und immer mit der sichtbaren Freude, ihr Publikum bestens zu unterhalten, präsentierten die Frauenzimmer vom Volkslied zum Einzug über den Kanon "In the merry month of May" aus dem 16. Jahrhundert bis zum humorvollen Sprechgesang über die Seele des Gartens, den Komposthaufen, bunte Garten-Bilder.

Gelegenheiten zum Schmunzeln oder zum Mitsummen bei den Melodien gab es zuhauf, auch über die szenischen Einlagen zu den einzelnen Stücken. Sängerin Lea Ammertal würzte die Liedvorträge mit eingestreuten Lesungen, mal über den Gartenzwerg, mal über den Albtraum jeden Gärtners, den Giersch, und dann ganz poetisch-duftig "Ich näh’ mir ein Kleid aus Kirschbaumblüten".

Sogar bayrische Farbtupfer waren im Matinee-Garten auszumachen mit einem Dreigesang, den Lea Ammertal, Angela Schmidt und Uschi Achten in bestem Dialekt darboten. Der Garten als Rückzugsort für Verliebte wurde mit einem schwedischen Volkslied besungen. Und natürlich durften die ungebetenen Gäste und Plagegeister, die den Gärtner Nerven kosten, nicht fehlen. "Soll i? Oder soll i net... raus aus meinem Haus?", fragte Rosa Baum mit Papphäuschen auf dem Kopf ins Publikum und leitete so über zum Gespräch einer Hausschnecke mit sich selbst, verfasst von Christian Morgenstern und vertont von Hans-Jörg Kalmbach.

Ein ganz besonderer a-Capella-Genuss war "Der Mückenreigen", der eine summende, sirrende, brummende und zischelnde Mückenbande in den Saal zauberte.

Sogar eine Uraufführung

Sogar eine Uraufführung erlebten die Besucher. Wie für jede Matinee der Frauenzimmer hat Hans-Jörg Kalmbach auch in diesem Jahr eine neue Komposition beigesteuert: Ottilie bekam ihren Auftritt in der "Kantate zu Ottiliens Gartenlust" in Person von Sopran-Solistin Angelika Christiansen, begleitet mit der Klarinette von Kristina Brand und vom Komponisten Kalmbach am Flügel.

Und ein farbenfrohes, großformatiges Porträt der Gärtnerin, die "die zarten Stampfer geschwind zum Sauerampfer setzt", hat Rosa Baum zur Szenerie beigesteuert. "Das war so schön entspannend", fand eine Besucherin. Der große Applaus aus dem voll besetzten Saal belohnte die Frauenzimmer, die mit deutlicher Artikulation, einer facettenreichen Dynamik, rhythmischer Sicherheit und ganz viel spielerischem Ausdruck glänzten.